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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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den Rucksack im Schließfach und folgte den anderen Bürgern in den gemauerten Sockel der riesigen Statue. Alle außer Hollis wirkten glücklich. Sie lebten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
     
    Am späten Nachmittag kehrte Hollis in sein Hotel zurück, und es gelang ihm, für ein paar Stunden zu schlafen. Als er die Augen aufschlug, schaute er auf den Streifen mit vier Schwarzweißfotos, die er und Vicki in einem Passbildautomaten aufgenommen hatten. Eine riesige Kakerlake näherte sich diesem kleinen Privatschrein mit winkenden Fühlern, aber Hollis schnipste das Insekt auf den Fußboden.
    Er nahm die Fotos, hielt den Streifen unter die Nachttischlampe und studierte das letzte Bild. Vicki hatte den Kopf zur Seite gedreht, um ihn anzusehen, und aus ihrer Miene sprachen Liebe und Verständnis. Sie kannte ihn wirklich, sie kannte die Brutalität und den Egoismus, die früher sein Leben bestimmt hatten, und sie akzeptierte ihn trotzdem. Ihre Liebe weckte in Hollis den Wunsch, loszumarschieren und Monster zu erschlagen; er würde alles tun, um ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen.
    Gegen acht Uhr abends zog er sich an und fuhr mit einem Taxi in den Meatpacking District, ein zwanzig Häuserblocks umfassendes Gewerbegebiet westlich vom Greenwich Village. Der Club namens Mask befand sich in einer ehemaligen Geflügelfabrik am westlichen Ende der 13. Straße. Es gab den Laden seit drei Jahren, was in dieser seltsamen Parallelwelt eine beachtliche Zeit war.
    Der große Club war in zwei Bereiche unterteilt. Den meisten Platz nahmen die große, offene Tanzfläche, die zwei Bars und die Cocktail-Lounge in Anspruch. Am hinteren Ende der Halle führte eine Treppe zum abgetrennten VIP-Bereich, von dem aus man die Tanzfläche überblickte. Nur die schönen Leute – die entweder sehr reich oder sehr attraktiv waren – fanden hier oben Einlass. Das Erdgeschoss blieb den so genannten Brücke-oder-Tunnel-Leuten vorbehalten, den Gästen, die entweder mit dem Auto oder in einem überfüllten Zug nach Manhattan gekommen waren. Die Clubbetreiber waren völlig fixiert auf das mengenmäßige Verhältnis der einen Klientel zur anderen. Die Brücke-oder-Tunnel-Gäste, die den Club zu einem einträglichen Geschäft machten, wurden von Models und Schauspielern angezogen, die im Obergeschoss auf Kosten des Hauses tranken.
    Ohne zuckende Lichter und stampfende Musik wirkte das Mask, als könnte man es ohne großen Aufwand wieder zu einem Ort umfunktionieren, an dem tote Hühnchen gerupft werden. Hollis ging zum winzigen Umkleideraum der Angestellten und zog ein schwarzes T-Shirt und eine Trainingsjacke über. Ein handgeschriebenes Schild über dem Spiegel erinnerte daran, dass alle Angestellten, die den Gästen Drogen verkauften, mit sofortiger Wirkung entlassen würden. Hollis hatte allerdings bemerkt, dass es die Geschäftsführung nicht interessierte, ob sich die Angestellten gegenseitig Drogen verkauften. Normalerweise handelte es sich dabei um verschiedene Aufputschmittel, mit denen sich das Sicherheitspersonal bis zum Morgengrauen wach hielt.
    Hollis setzte sich ein Funk-Headset auf, über das er mit den anderen Türstehern verbunden war. Er kehrte in den Hauptraum zurück und stieg die Treppe hoch. Für die Angestellten war das Mask nichts weiter als eine ausgeklügelte Vorrichtung, um den Gästen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Eine der lukrativsten Aufgaben bestand darin, den Eingang zum VIP-Bereich zu bewachen, ein Posten, den momentan ein Kerl namens Boodah besetzt hielt. Boodah hatte einen afroamerikanischen Vater und eine chinesische Mutter. Den Spitznamen hatte er seinem enormen Bauch zu verdanken, der ihn vor dem New Yorker Wahnsinn zu beschützen schien.
    Der Türsteher war gerade dabei, die Sessel und Cocktailtische in seinem Königreich zurechtzurücken, als Hollis die Treppe heraufkam. »Was ist los?«, fragte Boodah. »Du siehst müde aus.«
    »Mir geht es gut.«
    »Vergiss nicht, falls irgendjemand am Seil vorbeiwill, muss er zuerst zu mir kommen.«
    »Kein Problem. Ich kenne die Regeln.«
    Boodah bewachte den Haupteingang zum VIP-Bereich, während Hollis am hinteren Ausgang stand. Dieser Ausgang wurde nur von den schönen Gästen benutzt, die die Toilette im Erdgeschoss benutzen wollten oder beschlossen hatten, sich auf der Tanzfläche unter das verschwitzte Volk zu mischen. Hollis’ Aufgabe bestand darin, alle anderen abzuweisen. Beim Türstehen ging es lediglich darum, den ganzen Abend nein zu sagen – es

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