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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Küstenstraße, die zwischen Kalkfelsen und dem Meer verlief. Langsam verwandelte die Umgebung sich in Marschland. In der Ferne arbeiteten Torfstecher in einem Moor; sie gruben Brocken aus zerdrücktem Klee und Gras aus, das noch während der Eiszeit gewachsen war.
    Überall gab es Teiche und Bäche, und die Straße folgte dem gekrümmten Verlauf eines Flusses, der in einer kleinen Bucht ins Meer mündete. Am Nordrand der Bucht begann eine Hügellandschaft, aber sie fuhren in südlicher Richtung auf Portmagee zu, ein Fischerdorf mit einem vorgelagerten Kai und niedrigem Uferdamm. Auf der anderen Straßenseite stand ein Dutzend Häuser, und jedes einzelne davon erinnerte Maya an eine Kinderzeichnung von einem menschlichen Gesicht: graues Schieferhaar, zwei Fenster im ersten Stock als Augen, eine rote Tür in der Mitte als Nase, und links und rechts davon Fenster mit weißen Blumenkästen, die aussahen wie ein breites, die Zähne entblößendes Grinsen.
    Im Dorfpub legten sie eine Rast ein, und der Barmann erzählte ihnen, dass nur ein Mann namens Thomas Foley jemals nach Skellig Columba hinausfuhr. Kapitän Foley ging fast nie ans Telefon, aber normalerweise war er abends zu Hause. Vicki kümmerte sich um Zimmer im Pub, während Gabriel und Maya sich auf der Hauptstraße umsahen. Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen in London waren sie allein. Wieder in Gabriels Nähe zu sein, kam Maya wie das Natürlichste auf der Welt vor, und sie ertappte sich dabei, wie sie an ihre erste Begegnung in Los Angeles dachte. Beide waren voller Misstrauen und sehr unsicher gewesen, was ihre neuen Rollen als Traveler und Harlequin anging.
    Kurz hinter dem Ortsausgang entdeckten sie ein offensichtlich handgemaltes Schild mit dem Schriftzug KAPITÄN T. FOLEY – BOOTSTOUREN. Sie gingen über die schlammige Einfahrt bis zu einem kleinen, weiß gestrichenen Landhaus und klopften an die Tür.
    »Kommen Sie rein, oder hören Sie mit dem Geklopfe auf!«, rief eine Männerstimme, und sie betraten ein Wohnzimmer voll mit Schwimmern aus Styropor, ausrangierten Gartenmöbeln und einem Aluminium-Ruderboot auf einem Sägebock. Das Häuschen schien das Schlundloch für den gesamten Müll Westirlands zu sein. Gabriel folgte Maya durch einen kurzen Flur, an dessen Wänden sich alte Zeitungen und Plastiktüten voller Blechdosen stapelten. Der Gang wurde immer schmaler, je näher sie der zweiten Tür kamen.
    »James Kelly, wenn du das bist, zieh Leine!«, rief die Stimme.
    Maya öffnete die Tür, und sie betraten eine Küche. In einer Ecke stand ein Elektroherd, und im Spülbecken türmte sich dreckiges Geschirr. In der Mitte des Zimmers saß ein Mann und flickte ein Loch in einem Fischernetz. Beim Lächeln entblößte er eine schiefe Zahnreihe, die der lebenslange Konsum von Tabak und starkem Tee dunkelgelb eingefärbt hatte.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Judith Strand, und das hier ist mein Freund Richard. Wir suchen Kapitän Foley.«
    »Tja, den haben Sie gefunden. Was wollen Sie von ihm?«
    »Wir möchten ein Schiff für vier Personen chartern.«
    »Das dürfte kein Problem sein.« Kapitän Foley musterte Maya, wie um die Höhe der Geldsumme abzuschätzen, die er verlangen konnte. »Halbtägiger Ausflug die Küste rauf kostet dreihundert Euro. Ein ganzer Tag kostet fünfhundert. Aber Ihr verdammtes Mittagessen müssen Sie schon selber mitbringen.«
    »Ich habe Fotos von einer Insel namens Skellig Columba gesehen«, sagte Gabriel. »Meinen Sie, wir könnten dort hinfahren?«
    »Ich bringe den Nonnen alle zwei Wochen neue Vorräte.« Foley wühlte in dem Durcheinander auf dem Küchentisch herum, bis er eine Bruyèrepfeife gefunden hatte. »Aber ausgerechnet auf diese Insel werden Sie keinen Fuß setzen.«
    »Wo liegt das Problem?«, fragte Gabriel.
    »Kein Problem. Besucher sind einfach nicht erlaubt.« Kapitän Foley nahm den Deckel von einer gesprungenen Zuckerdose, nahm eine Prise schwarzen Tabak heraus und stopfte ihn in die Pfeife. »Die Insel gehört der Republik, gepachtet hat sie die Kirche, genutzt wird sie von den Schwestern des Klarissenordens. In einer Frage sind sich alle – Regierung, Kirche, Nonnen – einig: Sie wollen keine Touristen auf Skellig Columba. Die Insel ist ein Brutreservat für Seevögel. Die Klarissen stören die Vögel nicht, weil sie sowieso den ganzen Tag beten.«
    »Na ja, wenn ich mit ihnen rede und um Erlaubnis bitte, könnten wir vielleicht …«
    »Niemand darf ohne einen Brief vom Bischof auf die Insel. Und

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