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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Jetzt hatte sie es mit einem Mann zu tun, der genau dazu fähig war – und sie hütete sich vor seiner Macht.
    Während der Fahrt durch Irland saß Vicki auf dem Beifahrersitz. Alice und Maya saßen hinten, zwischen sich eine Einkaufstüte voller Kräcker und Wasserflaschen. Die Tasche war eine notwendige Barriere. Seit der Ankunft in Irland hatte Alice versucht, möglichst nahe neben Maya zu sitzen. Einmal hatte sie die Finger ausgestreckt und die Umrisse des Wurfmessers nachgezeichnet, das Maya unter dem Pullover trug. Das war Maya alles zu nah, zu intim, und sie zog es vor, auf Abstand zu gehen.
    Linden hatte das Auto mit einer Kreditkarte gemietet, die auf den Namen einer Luxemburger Briefkastenfirma lief. Er hatte eine billige Digitalkamera und Reisetaschen aus Kunststoff gekauft, auf denen stand: MONARCH TOURS – WIR SEHEN DIE WELT. Diese Gegenstände waren nur Requisiten, um sie wie Touristen aussehen zu lassen, aber Vicki freute sich über die Kamera. Immer wieder sagte sie: »Das würde Hollis gefallen«, kurbelte das Fenster herunter und nahm ein weiteres Bild auf.
    Nachdem sie in einem Ort namens Adare getankt hatten, ließen sie die grünen Äcker hinter sich und folgten einer engen Straße, die über das Gebirge führte. Die baumlose Landschaft erinnerte Maya an die schottischen Highlands; sie kamen an Felsen, niedrigen Büschen, Heidekraut und einem lilafarbenen Rhododendron vorbei, der neben einem Drainagerohr blühte.
    Von einem Gebirgskamm aus konnten sie in der Ferne den Atlantik erkennen. »Er ist dort«, flüsterte Gabriel. »Ich weiß, dass er dort ist.« Niemand wagte, ihm zu widersprechen.
     
    Maya beschützte Gabriel nun schon wieder seit ein paar Tagen, aber beide hatten jedes persönliche Gespräch vermieden. Sie war von dem Kurzhaarschnitt überrascht gewesen, den Gabriel sich in London zugelegt hatte. Sein fast rasierter Kopf ließ ihn stärker wirken, beinahe hart, und sie fragte sich, ob er dabei war, seine Macht als Traveler auszuweiten. Von Anfang an schien er von dem Foto besessen zu sein, das er im Tyburn Convent entdeckt hatte. Er hatte darauf bestanden, so schnell wie möglich nach Skellig Columba zu reisen, und Linden hatte seine Verärgerung kaum verbergen können. Der französische Harlequin hatte Maya häufig Blicke zugeworfen, als wäre sie eine Mutter mit einem besonders verzogenen Kind.
    Als sie die Reise nach Irland organisiert hatten, hatte Gabriel eine zweite Forderung gestellt. Die letzten beiden Wochen hatte er bei irgendwelchen Free Runnern südlich der Themse gewohnt, und nun wollte er sich von seinen neuen Freunden verabschieden. »Maya kann mitkommen, aber Sie halten sich fern«, hatte er zu Linden gesagt. »Sie sehen aus, als könnten Sie jeden Moment irgendjemanden umbringen.«
    »Wenn es sein muss«, hatte Linden erwidert. Als sie den Bonnington Square erreicht hatten, war er im Lieferwagen sitzen geblieben.
    In dem alten Haus hatte es nach gebratenem Speck und gekochten Kartoffeln gerochen. Drei junge Männer und ein selbstbewusstes Mädchen im Teenageralter mit kurz geschorenen Haaren waren im Wohnzimmer beim Abendessen gewesen. Gabriel hatte Maya den Free Runnern vorgestellt, und sie hatte Jugger, Sebastian, Roland und Ice zugenickt. Gabriel hatte ihnen erklärt, dass Maya eine Freundin sei, mit der er am Abend die Stadt verlassen würde.
    »Alles okay?«, hatte Jugger gefragt. »Können wir euch irgendwie helfen?«
    »Es kann sein, dass Leute hier vorbeikommen und nach mir fragen. Erzähl ihnen, ich hätte eine Frau kennengelernt und wäre mit ihr nach Südfrankreich gefahren.«
    »Alles klar. Ich habe verstanden. Und vergiss nicht, du wirst hier immer Freunde haben.«
    Gabriel war Maya nach draußen zum Lieferwagen gefolgt, einen Pappkarton mit seinen Habseligkeiten unter dem Arm. Danach hatten sie zwei Tage in einem sicheren Unterschlupf in der Nähe von Stratford verbracht, während Linden Informationen über Skellig Columba einholte. Aus dem Internet hatte er nur erfahren, dass die Insel ursprünglich der Sitz eines Klosters gewesen war, das Sankt Columban im sechsten Jahrhundert gegründet hatte. Der irische Heilige, auch Colum Cille genannt, hatte bei den heidnischen Stämmen in Schottland missioniert. Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts hatten Nonnen des Klarissenordens die Ruinen restauriert. Es gab keine Fährverbindung zur Insel, und bei den Nonnen waren Besucher nicht willkommen.
     
    Sie verließen das Gebirge und fuhren auf einer

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