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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Sie, zum Teufel noch mal, dass Sie hier rauskommen.«
    »Ich beschütze Ihren Vater, Gabriel. Ich würde für ihn sterben. Aber erwarten Sie nicht, dass ich mich wie eine Freundin benehme. Es ist meine Pflicht, unemotional und absolut rational zu bleiben.« Mother Blessing warf Maya einen drohenden Blick zu und stolzierte dann aus dem Raum.
     
    Gabriel wusste nicht mehr, wie lange er im Keller gestanden und seinen Vater angestarrt hatte. Nach der langen Reise nur eine leere Hülle vorzufinden, war so verstörend, dass ein Teil seines Verstandes sich weigerte, die Realität zu akzeptieren. Er verspürte das kindische Verlangen, alles zu wiederholen – noch einmal die Hütte zu betreten, die Falltür zu öffnen, die Treppe hinunterzuklettern und sich in einer anderen Situation wiederzufinden.
    Nach einer Weile griff Maya einen Zipfel des Musselintuchs und zog es wieder über Matthew Corrigans Körper. »Draußen wird es dunkel«, sagte sie sanft. »Wir sollten jetzt besser die anderen suchen.«
    Gabriel blieb neben seinem Vater stehen. »Michael und ich haben uns immer so auf den Moment gefreut, wenn wir ihn wiedersehen würden. Jeden Abend vor dem Einschlafen haben wir darüber geredet.«
    »Mach dir keine Sorgen. Er wird zurückkommen.« Maya nahm Gabriels Arm und zog ihn vorsichtig aus dem Raum. Draußen war es kalt, und die Sonne näherte sich dem Horizont. Sie gingen nebeneinander den Pfad entlang und betraten die Küchenhütte. Dort war es warm und gemütlich – wie in einem Zuhause. Eine füllige irische Nonne namens Joan hatte eben ein Dutzend Scones gebacken und richtete die kleinen Brötchen nun auf einem Tablett mit selbst gemachter Orangenkonfitüre und anderen Marmeladensorten an. Schwester Ruth, eine ältere Frau mit dicker Brille, wuselte in der Küche herum und räumte die Vorräte ein, die vom Anleger heraufgebracht worden waren. Sie öffnete die Ofenklappe und warf ein paar Torfstücke hinein. Die zusammengedrückten Pflanzenreste fingen Feuer und glühten dunkelorange.
    Vicki kam die Treppe vom Obergeschoss heruntergehuscht. »Was ist passiert, Gabriel?«
    »Darüber sprechen wir später«, sagte Maya. »Zuerst würden wir gern einen Tee trinken.«
    Gabriel öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und ließ sich auf eine Bank an der Wand sinken. Die beiden Nonnen starrten ihn an.
    »Matthew Corrigan ist Ihr Vater?«, fragte Schwester Ruth.
    »Das stimmt.«
    »Es war eine Ehre, ihm zu begegnen.«
    »Er ist ein wunderbarer Mensch«, sagte Schwester Joan. »Ein wunderbarer …«
    »Den Tee, bitte«, fuhr Maya sie an, und alle verstummten. Einen Moment später hielt Gabriel eine heiße Teetasse in seinen kalten Händen. Es herrschte angespanntes Schweigen, bis zwei andere Nonnen mit einer der Plastikkisten hereinkamen. Die zierliche Nonne, die vor der Kapelle gebetet hatte, hieß Schwester Maura; Schwester Faustina kam aus Polen und sprach mit starkem Akzent. Während sie die Vorräte auspackten und die Post durchsahen, vergaßen die Nonnen Gabriel und plapperten glücklich vor sich hin.
    Die Klarissen besaßen nichts als das Kreuz, das sie um den Hals trugen. Sie lebten ohne moderne Toiletten, Kühlschränke und Strom, aber sie schienen unendliche Freude über die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens zu empfinden. Auf dem Rückweg vom Anleger hatte Schwester Faustina rosafarbenes Heidekraut gesammelt. Wie einen Klecks Schönheit legte sie es auf den Rand eines blauen Porzellantellers, direkt neben den Klumpen irischer Butter und das heiße Brötchen. Das Arrangement sah perfekt aus, wie in einem Feinschmeckerrestaurant, dabei hatte die Geste nichts Künstliches. Für die Klarissen war die Welt voller Schönheit; sie zu ignorieren hätte bedeutet, Gott zu leugnen.
    Alice Chen kam aus der Schlafkammer herunter und aß drei Scones mit sehr viel Erdbeermarmelade. Vicki und Maya saßen tuschelnd in der Ecke und warfen hin und wieder einen Blick in Gabriels Richtung. Die Nonnen tranken Tee und sprachen über die Post, die Kapitän Foley mitgebracht hatte. Sie schlossen Dutzende Menschen aus der ganzen Welt in ihre Gebete ein, und sie unterhielten sich über diese Fremden – die leukämiekranke Frau, den Mann mit den zertrümmerten Beinen –, als handelte es sich um gute Freunde. Schlechte Nachrichten nahmen sie mit ernstem Schweigen auf. Gute Nachrichten waren ein Grund zum Lachen und Feiern; man hätte glauben können, sie feierten einen Geburtstag.
    Gabriel musste immer wieder an den Körper

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