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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Pergament, die in schweres Kalbsleder eingebunden war. Die erste Seite zeigte eine farbig illustrierte Zeichnung von Sankt Columban, wie er an einem Flussufer stand. Obwohl das Buch schon so alt war, leuchteten die Farben wie neu. Auf der gegenüberliegenden Pergamentseite begann die Erzählung des irischen Heiligen, abgefasst in lateinischer Sprache.
    Gabriel wandte sich wieder der Schublade zu und untersuchte die anderen Bücher. Das eine war ein abgegriffenes Lateinwörterbuch, das andere ein ramponiertes Schulbuch für Lateinanfänger. Er klappte das Notizbuch auf und entdeckte die Übersetzung, die sein Vater von dem Manuskript angefertigt hatte. Beim Anblick der akribischen Handschrift fielen Gabriel sofort wieder die Einkaufszettel ein, die sein Vater in der Küche ihres Farmhauses ans Notizbrett gepinnt hatte. Sowohl er als auch Michael hatten die Liste jeden Morgen überprüft, um zu sehen, ob seine Eltern fürs Abendessen Süßigkeiten oder irgendeine andere Leckerei eingeplant hatten.
    Gabriel hielt das Notizbuch in die Nähe der Kerzenflamme und begann, von den Erlebnissen des Heiligen in der Ersten Sphäre zu lesen.
    Vier Tage nach Mariä Himmelfahrt verließ meine Seele meinen Körper, und ich stieg an diesen verfluchten Ort hinab.
    Gabriel blätterte die Seite um und las, so schnell er konnte, weiter.
    Sie sind Dämonen in Menschengestalt, und sie leben auf einer Insel mitten in einem dunklen Fluss. Nur das Feuer spendet Licht  – da hatte sein Vater den Satz durchgestrichen und eine andere Übersetzung versucht – nur die Flammen spenden Licht, und die Sonne versteckt sich.
    Auf der letzten Seite des Notizbuches hatte Matthew einzelne Sätze unterstrichen.
    Kein Glaube. Keine Hoffnung. Kein Ausweg in Sicht. Durch Gottes Gnade allein fand ich die schwarze Pforte, und meine Seele kehrte in die Kapelle zurück.
    Gabriel beugte sich über die Handschrift aus dem sechsten Jahrhundert, blätterte in den Pergamentseiten und betrachtete die Illustrationen. Sankt Columban trug eine weiße Robe, und der goldene Glorienschein hinter seinem Kopf sollte zeigen, dass er ein Heiliger war. In dieser Hölle gab es aber keine Dämonen oder Teufel, nur Männer in mittelalterlicher Tracht, die Schwerter oder Speere trugen. Während der Heilige hinter den Trümmern eines Turmes stand und sie beobachtete, folterten und ermordeten die Höllenbewohner einander mit hemmungsloser Brutalität.
    Gabriel hörte, wie die Tür sich quietschend öffnete und drehte sich vom Altar um. Eine Gestalt durchquerte den Kapellenraum und trat in den kleinen Lichtkreis der Kerzen. Maya. Sie hatte sich einen der schwarzen Schals, wie ihn die Nonnen benutzten, um Kopf und Oberkörper geschlungen. Sie war Mother Blessings Beispiel gefolgt und verzichtete auf den schwarzen Metallköcher, um ihr Harlequinschwert offen zu tragen. Der Haltegurt der Schwertscheide verlief quer über ihre Brust, und der Schwertgriff ragte über ihre linke Schulter.
    »Hast du das Buch gefunden?«
    »Ja. Und noch mehr. Mein Vater konnte kein Latein, trotzdem hat er eine Übersetzung angefertigt und in einem Buch notiert. Es geht um Sankt Columban, der in die Erste Sphäre hinübergewechselt ist. Vermutlich wollte mein Vater sich über den Ort informieren, bevor er ihn besucht.«
    Ein schmerzlicher Ausdruck zuckte über Mayas Gesicht. Wie immer schien sie zu ahnen, was Gabriel vorhatte. »Gabriel, er könnte sonst wo sein.«
    »Nein. Er ist in der Ersten Sphäre.«
    »Du brauchst nicht zu transzendieren. Der Körper deines Vaters ist immer noch in dieser Welt. Ich bin mir sicher, dass er irgendwann zurückkehren wird.«
    Gabriel lächelte. »Ich bezweifle, dass irgendjemand besonders versessen darauf ist, zu Mother Blessing zurückzukehren.«
    Maya schüttelte den Kopf und begann, unruhig auf und ab zu laufen. »Ich kenne sie, seit ich ein kleines Mädchen war. Sie ist plötzlich so negativ, so voller Verachtung für alle …«
    »War sie schon immer so anstrengend?«
    »Ich war früher fasziniert von ihrem Mut und ihrer Schönheit. Ich kann mich noch an eine Reise nach Glasgow erinnern, auf die sie mich mitgenommen hat. Es hatte sich ganz plötzlich so ergeben – wir hatten keine Zeit gehabt, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen –, und Mother Blessing trug weder Perücke noch eine andere Verkleidung. Wie die Männer sie angesehen haben. Sie fühlten sich von ihr angezogen, aber gleichzeitig spürten sie die Gefahr.«
    »Und das hast du bewundert?«
    »Das

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