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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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kontemplativen Orden reden sie ganz schön viel.«
    Maya und Gabriel folgten Mother Blessing über eine kurze Treppe zurück auf die mittlere Terrasse des Klosters, auf der die Mönche im Mittelalter die vier bienenstockähnlichen Hütten aus Kalksteinbrocken gebaut hatten. Zum Schutz gegen den ständigen Wind waren die Hütten mit schweren Eichentüren und kleinen, runden Fenstern versehen worden. Jede der Hütten war etwa so groß wie ein Londoner Doppeldeckerbus.
    Vicki und Alice waren nicht zu sehen. Mother Blessing meinte, die beiden seien in der Küchenhütte. Aus einem Ofenrohr stieg eine dünne Rauchsäule auf, die der Wind nach Süden trieb. Sie folgten einem Trampelpfad und gingen am Schlafsaal der Nonnen und an einer Hütte vorbei, die Mother Blessing die Heiligenkammer nannte. Die Vorratshütte war das letzte Gebäude am Ende der Terrasse. Der irische Harlequin blieb stehen und musterte Gabriel, als wäre er ein Tier im Zoo.
    »Er ist da drin.«
    »Danke, dass Sie meinen Vater beschützt haben.«
    Mother Blessing strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Ihre Dankbarkeit ist überflüssig. Ich habe eine Entscheidung getroffen und eine Pflicht auf mich genommen.«
    Mother Blessing öffnete eine schwere Tür und führte sie in die Vorratshütte. Vom Flur aus führte eine schmale Treppe ins obere Stockwerk. Nur durch die drei runden Fenster fiel etwas Licht ein. Überall standen Vorratsschränke, dazu Konservendosen und ein tragbarer Generator. Auf einem roten Erste-Hilfe-Kasten hatte jemand Kerzen liegen lassen. Der irische Harlequin zog eine Streichholzschachtel heraus und warf sie Maya zu.
    »Zünde ein paar Kerzen an.«
    Mother Blessing kniete sich hin, sodass der Rock ihrer Nonnentracht den Boden bedeckte. Sie strich mit der Hand über die glatten Eichendielen und drückte dann auf eine verblichene Holzplatte. Sie sprang auf, und ein Stück Seil kam zum Vorschein.
    »Da sind wir. Zurücktreten, bitte.«
    Immer noch am Boden kniend, zog sie an dem Seil, bis sich im Boden eine Falltür öffnete. Eine Steintreppe führte abwärts in die Dunkelheit.
    »Was ist das?«, fragte Gabriel. »Wird er hier gefangen gehalten?«
    »Selbstverständlich nicht. Nehmen Sie eine Kerze, und sehen Sie selbst.«
    Maya reichte Gabriel eine brennende Kerze. Er machte einen Bogen um Mother Blessing und stieg die enge Treppe in den Kellerraum aus Ziegelwänden und kiesbedecktem Boden hinunter. In dem Raum gab es nichts außer ein paar übereinander gestapelten, großen Plastikeimern mit Metallgriffen. Gabriel fragte sich, ob die Nonnen sie benutzten, um im Sommer den Gemüsegarten zu wässern.
    »Hallo?«, rief er, aber niemand antwortete.
    Es gab nur eine Möglichkeit weiterzugehen – durch eine weitere Eichentür. Gabriel nahm die Kerze in die linke Hand, stieß die Tür auf und betrat einen zweiten, viel kleineren Raum. Er hatte das Gefühl, ein Leichenschauhaus zu betreten, um einen geliebten Angehörigen zu identifizieren. Auf einer Steinbank lag ein Körper, der mit einem Tuch aus Baumwolle bedeckt war. Gabriel blieb für einen Augenblick reglos stehen, dann streckte er den Arm aus und zog das Tuch weg. Er sah seinem Vater ins Gesicht.
    Die Tür quietschte in den Angeln, und Maya und Mother Blessing traten ein. Beide trugen Kerzen, und ihre Schatten verschmolzen an der Wand.
    »Was ist passiert?«, fragte Gabriel. »Wann ist er gestorben?«
    Mother Blessing verdrehte die Augen, so als könne sie Gabriels Ignoranz nicht fassen. »Er ist nicht tot. Legen Sie Ihr Ohr an seine Brust. Alle zehn Minuten oder so können Sie sein Herz schlagen hören.«
    »Gabriel hat noch niemals einen anderen Traveler gesehen«, erklärte Maya.
    »Tja, nun schon. So sehen auch Sie aus, wenn Sie in eine andere Sphäre hinübergewechselt sind. Ihr Vater befindet sich seit Monaten in diesem Zustand. Irgendetwas ist passiert. Entweder hat es ihm so gut gefallen, dass er dort geblieben ist, oder er ist gefangen und schafft es nicht in unsere Welt zurück.«
    »Wie lange kann er noch so daliegen?«
    »Wenn er in einer anderen Sphäre stirbt, wird sein Körper verwesen. Wenn er lebt, aber nicht in diese Welt zurückkehrt, wird sein Körper an Altersschwäche sterben. Wäre nicht das Schlechteste, wenn er in einer Parallelwelt stirbt.« Sie zögerte kurz. »Dann könnte ich diese scheußliche Insel endlich verlassen.«
    Gabriel drehte sich abrupt um und ging einen Schritt auf Mother Blessing zu. »Sie können die Insel sofort verlassen. Machen

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