Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
einen Schrecken einjagen oder böse Geister beschwören?
Julies Hand zitterte, als sie nach dem Colaglas griff. Schnell setzte sie es wieder ab. „Ich mag sie auch nicht, Kico. Aber ich glaube nicht, dass sie eine Hexe ist.“
„Doch, das ist sie. Ich weiß es ganz genau. “Wieder biss er in seinen Cheeseburger. „Reden Sie mit meinem Vater?“
Julie konnte sich zwar nicht vorstellen, viel bei Rafael Vega auszurichten, aber sie wollte es wenigstens versuchen. „Also gut, ich verspreche es dir“, sagte sie daher. „Vielleicht kann ich ihn überzeugen, dich erst auf eine Schule in den USA zu schicken, wenn du älter bist.“
Kico strahlte. „Und dann reden Sie wieder mit ihm, damit er mich noch länger zu Hause lässt.“
Sie griff nach seiner Hand. „Aber ich bin doch nur für drei Monate hier, Schätzchen. Dann muss ich wieder in Guadalajara unterrichten.“
„Sie sollen aber hier bleiben.“ Unwillig verzog er das Gesicht. „Warum können Sie denn nicht bei mir bleiben? Señorita Alicia mag ich nicht. Und meinen …“
„Stopp!“ Sie wollte nicht hören, dass er seinen Vater auch nicht leiden mochte. „Iss deinen Cheeseburger auf“, sagte sie streng. „Ich möchte noch einige andere Dinge einkaufen und nicht zu spät nach Hause kommen.“
Schweigend beendeten sie das Mittagessen. Julie beglich die Rechnung und stand auf. „Komm, wir wollen mal sehen, ob wir noch einige Bilder für den Klassenraum finden.“
Sie kauften nur eins: die bunte Darstellung eines Matadors. „Der passt zu dem Stier“, sagte Kico.
Dann sahen sie sich noch in einer Buchhandlung um. Kico suchte sich ein Buch über Astronauten aus, Julie erstand ein lustiges Kinderbuch.
Inzwischen war es kurz nach vier Uhr am Nachmittag und Zeit für die Rückfahrt. Während sie im Buchladen gestöbert hatten, waren dunkle Wolken aufgezogen. Hoffentlich gibt es keinen Sturm, dachte Julie beunruhigt. Sie wusste nicht, wie Kico darauf reagieren würde, wenn sie mitten auf dem See von einem Unwetter überrascht wurden.
Sie nahmen ein Taxi zum Landungssteg. Gewitterwolken hingen bedrohlich über dem See. Die Barkasse war nur zur Hälfte besetzt. Der Kapitän wartete noch fünfzehn Minuten mit der Abfahrt, bis noch mehr Fahrgäste an Bord gekommen waren. In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu regnen.
„Wir sind bald zu Hause“, sagte Julie zuversichtlich.
Kico wandte sich wortlos ab und blickte auf den See hinaus. Die Wellen schlugen jetzt hart an die Barkasse. Der spiegelglatte blaugrüne See hatte sich in ein bedrohliches graues Ungeheuer verwandelt.
Kico war blass. Seine Lippen bebten. Er lehnte über der Reling und blickte in das dunkle Wasser.
„Setz dich bitte zu mir, Kico“, bat Julie und zog ihn auf die Bank neben sich. Mit gesenktem Blick saß er steif neben ihr.
Die Überfahrt war nicht so schlimm, wie Julie befürchtet hatte. Als sie schließlich auf der Insel von Bord gingen und sich auf den Weg zur Hazienda machten, hatte es aufgehört zu regnen.
Alicia Fernández tauchte auf, sobald sie das Haus betreten hatten. „Wo waren Sie denn so lange? Es ist fast Zeit zum Abendessen.“ Ungehalten sah sie Kico an. „Es wird deinem Vater gar nicht gefallen, dass du so spät nach Hause kommst. Deine Hose ist fleckig und dein Hemd verknittert. Zieh dich sofort um!“
„Ich möchte Julie mit den Paketen helfen.“
„ Miss Julie, wenn ich bitten darf.“ Alicia funkelte ihn böse an. In diesem Moment ähnelte sie wirklich einer Hexe.
Kico wich einen Schritt zurück.
„Geh sofort auf dein Zimmer!“
„Kico hilft mir erst mit den Paketen. Sie sind für das Klassenzimmer“, sagte Julie höflich, aber bestimmt. „Anschließend werden wir uns beide umziehen.“
„Was fällt Ihnen ein, meinen Anordnungen zu widersprechen!“ Alicia platzte fast vor Empörung.
„Anordnungen? Sie haben mir keine Anordnungen zu erteilen, Señorita Fernández.“ Sie legte schützend einen Arm um Kicos Schultern. „Komm, Kico, wir stellen die Sachen im Schulzimmer ab und kümmern uns morgen darum.“
Er warf einen ängstlichen Blick über seine Schulter und schmiegte sich an Julie.
Sie wusste, dass sie sich eine Feindin gemacht hatte. Das hatte sie von Anfang an gespürt. Aber es durfte nicht sein, dass diese Frau ihre Wut an Kico ausließ.
An diesem Abend ließ Rafael sich nicht zum Essen blicken. Julie war sehr enttäuscht. Interessierte der Mann sich denn überhaupt nicht für seinen Sohn? Wollte er nicht wissen, was Kico
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