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Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Titel: Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Faith
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Motor angelassen wurde, zuckte der Junge zusammen. Die Barkasse legte ab, und die Musiker begannen aufzuspielen. Julie blickte zurück zur Insel. Am Ufer wuschen Frauen Wäsche. Die sauberen Kleidungsstücke lagen zum Trocknen auf den glatten Felsen.
    Etwa in der Mitte des Sees fuhren sie an einigen Einbäumen vorbei. „Sieh doch mal, Kico. Da sind Fischer.“ Fasziniert beobachtete sie, wie die Männer ihre gelben Netze ins Wasser warfen.
    „Ist das nicht ein herrlicher Tag?“, fragte sie und sah ihn forschend an.
    Er war blass und nickte nur wortlos.
    Die Musiker spielten ein temperamentvolles Lied, und ein Junge in Kicos Alter sprach ihn an. „Ich kann Gitarre spielen. Du auch?“
    Kico schüttelte wortlos den Kopf. Das hinderte den anderen Jungen nicht daran fortzufahren. „Mein Vater sagt, ich spiele sehr gut. Eines Tages werde ich ein berühmter Star.“
    Kico sah auf. „Kannst du Englisch sprechen?“
    Der andere Junge sah ihn verständnislos an. „Ich kann es“, betonte Kico. Ohne den Jungen weiter zu beachten, wandte Kico sich an Julie und sagte in perfektem Englisch: „Der See liegt heute ganz ruhig da. Hoffentlich finden wir ein gutes Restaurant, wo wir Mittag essen können. Ich hätte gern eine Cola.“
    Julie kam aus dem Staunen kaum heraus. Bisher hatte Kico nur bei den Mahlzeiten Englisch gesprochen. Dieser kleine Schlingel! Ganz heimlich hatte er alles verinnerlicht, was sie ihm beigebracht hatte. Dabei hatte er die ganze Zeit so getan, als könne er nur einige Brocken Englisch. „Ich hätte auch gern eine Cola“, sagte sie schließlich und zwinkerte ihm mit Verschwörermiene zu.
    Von da an schien der Bann gebrochen.
    Als das Schiff angelegt hatte, gingen sie von Bord und machten sich auf den Weg in die Stadt. Kico wusste, wo der Markt war und zog Julie an Obst- und Gemüseständen vorbei zu den Händlern, die Souvenirs verkauften.
    Julie fand ein Ojo de Dios , ein „buntes Auge Gottes“ der Huichol-Indios, ein Kreuz aus rosa, orangefarbenem, grünem und blauem Garn. Als Nächstes erstand sie eine zum Fürchten aussehende Holzmaske, die Kico einfach super fand.
    An einem anderen Stand konnte sie einer Piñata in Gestalt eines bunten Stiers mit kurzen Beinen und gebogenen Hörnern nicht widerstehen. Die Figur aus Pappmaché enthielt einen Tontopf, der mit Süßigkeiten und kleinen Spielsachen gefüllt war. Anlässlich einer Geburtstagsparty oder Weihnachtsfeier wurde der Topf traditionell zerschlagen und sein Inhalt an die Kinder verteilt.
    „Wir hängen die Figur im Klassenraum auf“, schlug Julie vor. „An deinem Geburtstag laden wir andere Kinder zu einer Party ein. Gemeinsam könnt ihr die Piñata dann zerschlagen und euch auf den Inhalt stürzen.“
    „O ja, das wäre schön.“ Kico strahlte.
    „Wann hast du denn Geburtstag?“
    „Im Oktober.“
    „Prima, dann bin ich ja noch da. Oh, schau mal! Ist dieser Clown nicht niedlich?“ Sie zeigte auf eine kleine Figur aus Pappmaché. „Ich würde ihn gern für mein Pult kaufen.“
    Kico nickte begeistert.
    Als sie schließlich hungrig wurden, kehrten sie in einem Restaurant am Marktplatz ein. Sie setzten sich an einen Tisch im Freien und bestellten Cheeseburger, Pommes frites und Cola.
    „So, beim Essen sprechen wir aber wieder Englisch, wie wir es vereinbart hatten. Reichst du mir bitte das Salz, Kico?“
    Kico musste einen Moment lang nachdenken. Dann griff er nach dem Salzstreuer und gab ihn Julie.
    „Danke.“
    „Bitte sehr.“ Er biss in den Cheeseburger. „Schmeckt sehr gut, oder?“
    „Ja, das stimmt.“ Sie lächelte herzlich. „Dein Englisch ist erstaunlich gut, Kico. Es ist mir ein Rätsel, warum du es nicht sprechen willst.“
    Er spießte die Gabel in seine Pommes frites und blickte nachdenklich auf den Teller. „Mit Ihnen spreche ich gern Englisch. Wenn Sie immer hier blieben und ich auch, würde ich es mit Ihnen sprechen.“ Er biss in den frittierten Kartoffelschnitz und fügte auf Spanisch hinzu: „Können Sie meinen Vater nicht bitten, mich nicht fortzuschicken? Ich würde viel lieber hier bleiben.“ Er lächelte bittend. „Sie könnten auch bleiben, Miss Julie.“
    Vertraulich flüsterte er ihr zu: „Ich kann Señorita Alicia nicht leiden. Wissen Sie was?“
    „Was denn?“
    „Sie ist eine Hechicera .“
    „Was ist das? Den Begriff kenne ich nicht.“
    „ Bruja . Sie ist eine Bruja .“
    „Eine Hexe?“ Julie lächelte unsicher. Ob Alicia die Puppe vor die Tür gelegt hatte? Wollte sie ihr nur

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