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Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Titel: Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Faith
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alles erlebt und wie er die Fahrt über den See überstanden hatte?
    „Wahrscheinlich ist dein Vater ganz in seine Arbeit vertieft und hat die Zeit vergessen“, sagte Julie schließlich tröstend. „Bist du einverstanden, wenn ich dich heute Abend ins Bett bringe?“
    „Wenn Sie wollen.“
    „Ja, das will ich.“
    Hand in Hand gingen sie den dunklen Flur entlang, der zu den Schlafzimmern führte. Eigentlich war die ganze Hazienda düster und trostlos. Vielleicht wäre Kico doch besser in einem Internat in den Vereinigten Staaten aufgehoben. Wenigstens hätte er dort Spielkameraden in seinem Alter.
    Sie betrat Kicos Schlafzimmer zum ersten Mal. Auch dieser Raum war finster und ungemütlich. Die Wände waren hellbraun gestrichen, Bettüberwurf und Vorhänge waren ebenfalls braun. Der einzige Wandschmuck bestand aus einem wuchtigen Holzkreuz über dem Bett. Im Raum war nicht ein einziges Spielzeug zu entdecken, er ähnelte eher einer Mönchszelle als einem Kinderzimmer.
    „Zieh dich schon mal aus, Kico, während ich dir ein Bad einlasse.“
    Als er badete, wartete sie auf einem unbequemen Stuhl auf ihn und kam zu dem Schluss, dass der Junge in einem Internat vermutlich tatsächlich eine schönere Kindheit haben könnte. Schlimmer als in dieser Gruft konnte es dort auch nicht sein.
    Schließlich kehrte er im Schlafanzug zurück.
    „Alles klar? Dann hopp, hopp ins Bett!“ Sorgfältig deckte sie ihn zu.
    Scheu sah ersie an.„Daswar ein schönerTag. Vielleicht könnten wir nächste Woche wieder einen Ausflug machen.“
    Zärtlich strich sie ihm das Haar aus der Stirn. „Mal sehen. Wenn dein Vater einverstanden ist. Möchtest du eine Gutenachtgeschichte hören? Ich könnte dir von den Seminolen erzählen.“
    „O ja.“
    „Dann rutsch mal ein Stück.“ Sie setzte sich zu ihm, legte ihm einen Arm um die Schultern und dachte sich eine Geschichte über einen kleinen Indianer aus. „Er ist so alt wie du“, sagte sie.
    Fünf Minuten später fielen Kico die Augen zu. Behutsam stand Julie auf, küsste ihn auf die Stirn und löschte die Nachttischlampe. „Gute Nacht, Schätzchen. Schlaf schön.“
    An der Tür wandte sie sich noch einmal um und betrachtete den kleinen Jungen. Wie konnte sein Vater ihn einfach ignorieren? Spürte er denn nicht, wie sehr Kico ihn brauchte?
    Leise zog sie die Tür hinter sich zu und ging in ihr eigenes Zimmer. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bevor sie endlich einschlafen konnte.
    Der Sturm brach mitten in der Nacht los. Ein heftiger Donnerschlag riss Julie aus dem Schlaf. Aber da war noch etwas anderes. Ihr war, als hätte sie einen Schrei gehört.
    Sie versuchte, die Nachttischlampe anzuknipsen, doch es blieb dunkel. Offensichtlich war wieder einmal der Strom ausgefallen. Julie ließ sich zurück in die Kissen fallen und horchte. Ein erneuter Schrei ließ sie zusammenzucken. Das war Kico!
    Wie der Blitz schoss sie aus dem Bett, griff nach einem Kerzenhalter, den sie auf den Nachttisch gestellt hatte, und zündete die Kerze an. Sie war froh, auch eine Streichholzschachtel bereit gelegt zu haben. Barfüßig rannte sie auf den Flur, der im flackernden Kerzenschein erst recht düster und bedrohlich wirkte. Julie zuckte zusammen, als es erneut donnerte.
    Jetzt hörte sie wieder einen ängstlichen Schrei. Sie beeilte sich, konnte jedoch trotz des Kerzenscheins kaum etwas sehen. Im nächsten Moment bemerkte sie eine dunkle Gestalt vor sich und blieb erschrocken stehen.
    „Miss Fleming? Julie?“ Sein Tonfall klang hart und unnahbar. „Sind Sie das?“
    Erleichtert atmete sie auf. „Señor Vega!“
    Er kam näher. Unwillkürlich wich Julie einen Schritt zurück. Eine unerklärliche Angst befiel sie, fast fühlte sie sich von seiner Anwesenheit bedroht. Sie hob die Kerze, um sein Gesicht sehen zu können. Das schwarze Haar war zerzaust. Und diese unglaublich dunklen Augen …
    „Ich habe Kico schreien hören“, sagte Julie.
    Der nächste Donnerschlag krachte, und im hellen Licht des Blitzes bemerkte Rafael, dass Julie nur mit einem kurzen weißen Nachthemd bekleidet war. Sie war blass und sah ihn voller Angst an.
    „Gehen Sie wieder in Ihr Zimmer“, sagte er rau.
    „Aber Kico. Ich …“
    Als er die Tür öffnete, hörte Julie den Kleinen stöhnen. Unruhig warf er sich im Bett hin und her. „Sie ist da unten“, weinte er. „Im See. Ganz tief …“
    „Um Gottes willen“, flüsterte Julie entsetzt.
    „Das ist alles Ihre Schuld. Ich wollte nicht, dass Sie ihn mit auf den See nehmen,

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