Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
Geschmack zwar etwas zu freizügig, doch sie stand ihr gut. Julies Schultern waren glatt und weiß. Üppige Rüschen verdeckten ihre Brüste, doch er war sich ziemlich sicher, dass sie keinen BH trug.
„In diesem Outfit habe ich Sie noch nie gesehen“, sagte er.
„Ich war völlig durchnässt, als ich hier ankam“, erklärte sie und brach ein Stück von ihrem Brötchen ab. „Dies habe ich in der Hotelboutique erstanden.“
Dann trug sie also keine Wäsche. Rafael spürte, dass ihn dieseVorstellung erregte.
Als Julie sich vorbeugte, um nach dem Wasserglas zu greifen, erhaschte er einen Blick auf ihr wohl gerundetes Dekolleté. Ihm wurde noch heißer …
„Es tut mir leid, dass ich Kico allein auf der Insel zurückgelassen habe“, sagte sie ernst. „Ich wollte nur ganz kurz hier in Patzcuaro bleiben, um meine Eltern anzurufen.“
„Sie können jederzeit von der Hazienda aus telefonieren.“
„Ich wollte kein R-Gespräch führen.“
„Das ist auch nicht nötig.“ Ungeduldig funkelte er sie an. „Ich komme natürlich für die Gespräche auf.“
„Danke, das ist sehr großzügig. Ich habe Eloisa gebeten, etwas mit Kico zu unternehmen. Sie ist eine nette junge Frau, Señor Vega. Ich mag sie gern.“
„Bitte sagen Sie Rafael zu mir.“
Sie errötete und wirkte unschuldig und wesentlich jünger als siebenundzwanzig Jahre. Das gefiel ihm.
Margarita und ihre Vorgängerinnen waren alle sehr erfahren gewesen – in jeder Beziehung. Als er mit Mitte Zwanzig in Frankreich gelebt hatte, war er mit einer Schauspielerin liiert gewesen, die wesentlich älter war als er. Danach hatte er eine kurze Affaire mit einem Model gehabt, anschließend mit der Exfrau eines Generals.
Bei seiner Rückkehr nach Mexiko hatte er es schon zu einigem Ruhm als Bildhauer gebracht, sodass die High Society von Mexiko City ihn freudig in ihrer Mitte aufnahm. Er ging mit Töchtern hochgestellter Politiker aus, einer bekannten argentinischen Schriftstellerin und einigen Schauspielerinnen, bevor er schließlich Margarita heiratete.
Julie Fleming war ganz anders als die Frauen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Gerade das machte sie für ihn so interessant. Er mochte ihr Temperament, und es gefiel ihm, dass sie sich von ihm nichts sagen ließ. Außerdem erfüllte es ihn mit Dankbarkeit, dass sie so gut zu Kico war. Zum Glück hatte er beschlossen, sie weiterhin zu beschäftigen – natürlich nur zum Wohle des Jungen, sagte er sich.
Sie hatten eine Sopa Tarasco bestellt – eine für die Region typische Suppe aus Tomaten, Bohnen, Chili und Sahne, die sehr scharf, aber köstlich war.
„Das hat herrlich geschmeckt“, sagte Julie, als der Kellner die leerenTeller abräumte.„Fastsogut wie eineChowder in Florida. Haben Sie die schon mal probiert? Das Besondere …“ Sie verstummte erschrocken, als eine heftige Bö das Hotel zum Schwanken brachte. Das elektrische Licht erlosch.
Im Kerzenschein wirkten Julies Augen furchtsam und noch größer.
„Der Sturm wird schlimmer“, stellte Rafael fest. „Ich fürchte, wir stecken jetzt mittendrin. Ich erlebe so einen Hurrikan zum ersten Mal. Aber Sie haben sicher schon mehrere erlebt.“
„Ja, Hurrikan Andrew hat die Terrasse und die Waschküche im Haus meiner Eltern zerstört. Der Trockner wurde durch die Wand geschleudert und verschwand auf Nimmerwiedersehen.“
Sie trank einen großen Schluck Wein. „Eine Siedlung ganz in unserer Nähe wurde dem Erdboden gleichgemacht. Freunde von mir haben sich mit ihren drei Kindern im Badezimmer verbarrikadiert. Wie durch ein Wunder haben sie überlebt. Das Haus flog einfach weg. Es war unfassbar.“ Sie sah auf und verzog das Gesicht. „Ich weiß, wie ein Hurrikan wüten kann.“
Am liebsten hätte er tröstend ihre Hand umfasst, hielt sich jedoch zurück. „Hier werden wir schon sicher sein. Und Kico ist auf der Hazienda auch gut aufgehoben.“
„Aber er hat bestimmt Angst. Ich hätte bei ihm bleiben sollen.“
„Sie wussten ja nicht, dass sich ein so heftiger Sturm zusammenbrauen würde. Eloisa ist bei ihm. Sie passt schon auf ihn auf und …“
Erneut wurde das Gebäude von einer heftigen Windbö erschüttert. Unter ohrenbetäubendem Quietschen wurde ein Fensterladen losgerissen. Eine Fensterscheibe zerbarst, und der Sturm blies die Kerzen am Fenster aus. Tischtücher, Geschirr und Gläser gingen zu Bruch.
Zwei Kellner hielten schützend einen Tisch vor das offene Fenster, ein dritter rannte in die Küche und kehrte mit
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