Head over Heels 2
sollte ich bei der Bennet Group bleiben, in Zukunft noch öfter gemeinsam unterwegs sein werden. Doch so kurz, nachdem wir uns getrennt haben, fühle ich mich dazu noch nicht in der Lage.
„ Es wäre mir wichtig“, setzt er auf die Mitleidsschiene, wobei ich beim besten Willen nicht verstehe, worauf er hinaus möchte.
Er ist nicht der Typ , der einer Verflossenen nachtrauert, möglicherweise unternimmt er gerade den Versuch, unsere berufliche Beziehung wieder auf Vordermann zu bringen.
„ Na gut. Freitag – inklusive Naomi.“
„ In Ordnung. Ich schicke euch ein Taxi und selbstverständlich dürft ihr die Stunden auch berechnen.“
Der Ausdruck gefä llt mir nicht. Fast klingt es so, als wäre ich eine von diesen Frauen, die er normalerweise für ihre Dienste bezahlt. „Okay“, erwidere ich schnell und sehe es als mein einziges Ziel an, endlich diesen Raum zu verlassen, um mich ihm nicht an den Hals zu werfen.
Vielleicht wü rde es helfen, ihn ordentlich zusammenzustauchen, damit er zurück auf den Boden der Tatsachen kommt und die Welt so sieht, wie sie wirklich ist. Er soll endlich lernen, dass man nicht jedem Menschen tausend Pfund in die Hand drücken kann und die Sache damit erledigt ist. Aber warum sollte man sich graue Haare wachsen lassen, wenn es auch anders geht – Gehirn ausschalten, Ohren zu, Augen nach vorne gerichtet.
Dieser Tag wird für mich zum Beginn einer neuen Ära. Nicht nur, dass William und ich uns heute zum ersten Mal arrangiert haben und ich kein einziges Mal in Versuchung gekommen bin, ihm den Hals umdrehen oder ihn auf andere Weise loswerden zu wollen. Nein, der Umgang miteinander scheint wieder einigermaßen zu klappen.
Zu Mittag gehe ich mit Naomi essen und fühle mich ungemein beschwingt. Der Hunger ist wieder da und auch die Sonne lacht plötzlich vom Himmel. Sicher werden das Prickeln und die elektrische Spannung noch Zeit benötigen, um sich endgültig aufzulösen, doch mit dieser neuen Kraft im Blut fühle ich mich bereit, es mit allen Dämonen aufzunehmen.
„ Die Nächte sind am schlimmsten“, prophezeit mir Naomi altklug, als wäre sie Expertin in Sachen Beziehung.
Doch auch wenn ich das al s übles Ammenmärchen abtue, das man erzählt, um jungen Mädchen Angst zu machen, gestehe ich mir Stunden später ein, dass es tatsächlich so ist. Nur noch schlimmer. Den ganzen Tag über habe ich die Stellung gehalten und die Fassung bewahrt, doch jetzt fröstelt mich am ganzen Körper, während er gleichzeitig vor unterdrücktem Verlangen glüht.
Ich vermisse ihn. Seinen Duft, den ich verzweifelt in der frisch gewas chenen Bettwäsche zu erschnuppern suche. Ich vermisse seine Stimme, die mich so oft in den Schlaf begleitet hat. Dieser monotone Tenor, der mir immer wieder Grinser entlockt hat, wenn er über die wilden Geschichten aus aller Welt berichtet, mich dabei umschlungen und gestreichelt hat, als wäre ich ein Kind. Diese umhüllende, tröstende Wärme hat mir so gutgetan. Jede Sekunde hätte ich mir das vor Augen führen und es so bewusst erleben sollen, als ginge es um meine letzten Stunden.
Die ganze Woche ü ber arbeite ich vor mich hin. Tagsüber trage ich eitel Sonnenschein zur Schau, abends werfe ich mich in meine Schlumperhose und verkrieche mich.
Ab und an zerren mich Naomi, Andy oder Lisa aus meinem Nest, eifrig darauf bedacht, die nächste Kruste abzukratzen. An manchen Stellen tut sie noch weh, manchmal kommt Blut heraus. Vor allem dann, wenn ich direkt auf William angesprochen werde. Wobei sich Andy und Naomi derart gleichen, dass ich mich bereits Mittwochabend, während wir bei mir zu Hause auf der Couch sitzen, fernsehen und uns mit Chips vollstopfen, frage, ob die beiden nicht das ideale Paar abgeben würden. Sicher sind handfeste Streitereien vorprogrammiert, aber ich kann mir auch gut vorstellen, wie sie sich danach leidenschaftlich versöhnen.
Ich nehme mir vor , etwas Gutes zu tun. Und da mir die Macht und die Kohle für etwas richtig Großes, Beeindruckendes fehlen, gebe ich mich mit dieser simplen Sache zufrieden.
Meine Mission setze ich d onnerstags fort – Kinoabend. Während Julia Roberts sich als die böse Stiefmutter hervortut und das arme Schneewittchen immer wieder aufs Neue töten möchte, treten die ersten Zeichen zutage, die mir als Kennerin verraten, dass Naomi es auf den armen Burschen abgesehen hat. Mir kann es nur recht sein.
Doch selbst wenn Naomi fü r ihre Verhältnisse mehr oder weniger enthaltsam lebt, versichert sie
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