Head over Heels 2
belohnt. William ist von seiner Mission offenbar so besessen, dass er mich wie ein störrisches Kind hinter sich herzieht – bis Naomi und Amy auftauchen und ihn stoppen.
„ Hast du ein Taxi gerufen?“, fährt er Amy an, die zusammenzuckt und betreten nickt. „Gut. Und du hast die Jacken besorgt?“ Ich bekomme Naomis Antwort nicht mehr mit, denn schon werde ich weitergezogen. Seine Finger bohren sich in meine Haut und immer wieder knicke ich um, was ihm jedoch keine Sekunde lang Einhalt gebietet.
W ir treten ins Freie, kalte Luft schlägt mir wie eine Ohrfeige entgegen, sodass sich der Alkohol in meinem Blut umso besser ausbreiten kann. Mit umständlichen Verrenkungen zwänge ich mich in den Wagen. Ich sitze rechts, neben mir Naomi, daneben Amy, die starr aus dem Fenster blickt. William hat neben dem Taxifahrer Platz genommen und fummelt an seinem Handy herum.
Plö tzlich bin ich fürchterlich müde, meine Augen wollen beim besten Willen nicht offen bleiben. Es ist vollkommen still im Wagen, nur die Live-Übertragung aus irgendeinem Club in London erklingt aus dem Radio und lullt mich noch tiefer ein.
Meinen dröhnenden Schädel an die Kopfstütze gelehnt, betrachte ich Williams Profil. Die vorbeiziehenden Lichter der Stadt lassen ihn mal freundlich, mal düster erscheinen. Doch während die Reflexionen wechseln, bleiben seine Augen gleich – starr und kalt.
Er ist stinksauer, doch mein besoffener Verstand weigert sich, rationale Überlegungen anzustellen. Morgen wird es anders sein. Morgen werde ich mich selbst ohrfeigen wollen, weil mir bewusst werden wird, dass ich ihn völlig im Stich gelassen habe. Er hätte genauso gut alleine weggehen können.
Ein einziges Mal wagt e r es, nach hinten zu sehen, wobei sich unsere Blicke treffen und ich unwillkürlich zusammenzucke. Wäre es ihm möglich, er hätte mit Pfeilen nach mir geschossen!
Um der aufkommenden Ü belkeit und einer weiteren Konfrontation aus dem Weg zu gehen, schließe ich die Lider und gleite auf meiner Welle, die ich mir den Abend über geschaffen habe, dahin.
Irgendwann halten wir an, nehme ich im Halbschlaf wahr. Türen werden geöffnet, ich höre jemanden reden, dann setzen wir unsere Fahrt fort. Bald folgt ein zweiter Stopp. Beim dritten Mal rüttelt jemand an meinen Schultern, doch ich wehre mich, halte die Augen geschlossen.
„ Rose“, vernehme ich Williams Stimme, die noch immer diesen strengen Unterton hat. Ein weiterer Grund, nicht aufzuwachen. „Wir sind da. Steig aus.“ Meine Güte, ist der sauer!
Widerwill ig öffne ich die Augen und lande unsanft in der Realität. Ich versuche mich zu orientieren – ich befinde mich in der gewohnten Straße, das Taxi ist jedoch leer, nur William steht in der offenen Tür und scheint mich wohl einzig und allein durch seine Wut mobil machen zu wollen.
„ Du bist noch da?“, murmle ich erleichtert.
„ Ja, so sieht es aus. Und wir werden morgen noch hier sein, wenn du nicht aussteigst.“
Wie ein kleines Mädchen kichernd, schiebe ich mich aus dem Wagen. „Du bist manchmal, huch … so streng.“
„ Verhalte dich bitte ruhig“, mahnt er und legt einen Arm um mich. Was ich im Normalfall als Anmachversuch gedeutet hätte, erscheint mir nun als notwendiges Übel, das er auf sich nehmen muss, um mir Halt zu geben.
Gem einsam überqueren wir die Straße und betreten die große Eingangshalle meines Wohnhauses, wo uns der nette Mann vom Empfang freundlich, aber auch mit einer gewissen Skepsis begrüßt. Wenn das selbst mir in meinem Zustand auffällt, heißt das schon etwas.
Der Lift kommt prompt und umschließt uns wie ein schützender Kokon. Wieder übermannt mich die Müdigkeit, aber es ist Williams Anwesenheit, die eine fatale Wirkung auf mich ausübt. Ich seufze und schlinge meine Arme um ihn, während ich mein Gesicht an seiner Brust berge. Wie herrlich sich das anfühlt! Auch wenn es reine Fiktion ist und ich förmlich auf seine Zurückweisung warte, versuche ich, diese wenigen Augenblicke auszukosten.
„ Rose“, sichtlich verwirrt entzieht er mir seine Hände.
„ Du riechst so gut, ich fühle mich so geborgen und wohl und auch wenn du ein Griesgram bist, mag ich dich.“ Mann, rede ich Müll! Eine einfache Umarmung scheint mir nicht mehr zu genügen, da mein Mund verzweifelt den seinen sucht. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist, doch ich mache einfach, was mir gerade in den Sinn kommt. Ich begnüge mich mit seinem Hals, da er sein Gesicht abwehrend zur Seite
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