Head over Heels 2
sogleich vom Haken zerrt. „Hier, zieh das mal an“, mir bleibt der Mund offen stehen und ich fühle mich unfähig, das Kleid entgegenzunehmen.
Was dieser Traum wohl kosten mag? Ich schlucke, wä hrend neben mir ein viel zu schriller, viel zu quirliger Verkäufer auftaucht.
„ Eine hervorragende Wahl! Ihr heller Teint, die hellen Haare – Sie werden atemberaubend aussehen. Julia, bringst du uns noch die Manolos“, ordnet er an und schiebt mich geradewegs in eine der Kabinen. Jeder Widerspruch scheint zwecklos, da auch Beverly ganz begeistert ist und mir das nächste Kleidungsstück reicht.
Ich darf mich nicht einmal alleine umziehen, denn der aufgepimpte Brillenträ ger undefinierbaren Alters nestelt bereits am Reißverschluss meines faden H&M-Kleides. Es landet auf dem Boden, Gleiches geschieht mit meinem BH, der durch einen roten ersetzt wird. Ich stelle mich darauf ein, dass nun mein Tanga an die Reihe kommt, doch zum Glück rührt ihn der Mann nicht an.
Dafü r wird mir das Kleid fachgerecht über den Kopf gezogen und so lange daran gezupft, bis es wie angegossen sitzt. Dieses Outfit wird durch die sündhaft teuren Schuhe ergänzt und ich habe echt Schiss, dass ich unabsichtlich den Absatz abbreche oder umknicke oder weiß Gott was mit ihnen anstelle.
Als mein Blick auf das Preisschild fällt, bleibt mir fast die Spucke weg. Tausend Pfund – sind die wahnsinnig?
„ So, und jetzt zeigen Sie sich den Damen“, energisch schiebt er mich nach draußen, wo ich mit Kennerblicken gemustert werde.
„ Wow“, Gaby klatscht begeistert in die Hände, gerade so, als wäre ich ihr Werk. Auch Beverly nickt zustimmend.
D er Verkäufer läuft wie vom Teufel gehetzt durch den Laden, schafft Schmuck, eine Tasche und ein weiteres Outfit heran. „Sie sieht aus wie ein Star. Wie eine jüngere Ausgabe von Nicole Kidman. Wunderbar! Sagenhaft! Julia wird Ihnen die Sachen einpacken und wir probieren noch schnell diesen Rock und die Seidenbluse an – eine neue Kollektion, sie kam gerade erst heute Morgen herein. Sie wird Sie einem Engel gleichen lassen.“
„ Ahm, kann ich mir das nicht noch einmal überlegen?“, werfe ich kleinlaut in die Runde. Mein Protest verhallt ungehört, da ich abermals in die Kabine geschoben werde, wo sich die Prozedur von vorhin wiederholt.
Gekleidet in einen bunten Rock mit Blumenmuster und einer beigen Bluse werde ich nach draußen geschoben, wo man mir noch neue Schuhe überstreift. Auch der Schmuck muss weg und wird durch wesentlich kostbareren ersetzt. Vor dem Spiegel drehe und wende ich mich, um mich von allen Seiten in Augenschein zu nehmen.
Natü rlich gefalle ich mir. Und ja, ich muss Herrn Nerd-Brille zustimmen, ich sehe wirklich aus wie ein Star. Reich, jung und erfolgreich verheiratet. Ich seufze, da ich all das den wohlhabenden Püppchen vorwerfe. Nun soll ich selbst eine von ihnen werden.
„ Gefällt es Ihnen?“ Endlich will jemand wissen, was ich von dem Ganzen halte.
„ Es ist wundervoll. Die Farben passen wirklich gut zu mir.“
„ Je jünger die Damen, desto zurückhaltender sind sie in Bezug auf die Farbauswahl. Dabei sollten sie ruhig etwas mutiger sein. Ich lasse es Ihnen einpacken.“
Ich schüttle vehement den Kopf, fest entschlossen, mich zu behaupten. „Ich bin nur Begleitperson. Diese Sachen sind wirklich einzigartig, fallen aber leider nicht in meine Preiskategorie.“
„ Oh“, Mister Botox klingt ehrlich enttäuscht, verzieht aber keine Miene. Wahrscheinlich schafft er das nicht einmal. Oh Mann, wenn ich einmal so aussehe, gebe ich mir die Kugel.
Gaby ko mmt herbei und zieht mich zur Seite. „Nimm es und lass die Rechnung an meinen Bruder schicken.“
Gaby! „ Ich möchte das nicht. Ich bin eine eigenständige Frau, die nicht ausgehalten werden muss“, kontere ich selbstbewusst.
„ Wenn du ihn zu Veranstaltungen begleitest, wirst du mit deinen Sachen auffallen. Die Reichen sind oberflächlich, nicht alle, aber die meisten. Und wenn nicht die, dann die Presse. Du brauchst etwas Eleganteres und er wird es bezahlen. Diese paar Pfund schmerzen ihn nicht, das kannst du mir glauben.“
Ich fü hle mich einer Ohnmacht nahe. Was habe ich mir nur gedacht, als ich auf diesen Einkaufsbummel mitgekommen bin! Ich hätte wissen müssen, dass wir die Geschäfte, in denen ich normalerweise einkaufe, links liegen lassen.
„ Wie wird er reagieren, wenn er erfährt, dass du die Kleider ausgeschlagen hast?“
Ich verschränke die Arme vor der Brust, ziehe
Weitere Kostenlose Bücher