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Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)

Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)

Titel: Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Chase
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ersetzt. Der Text ist schnell gelernt, die Programmhefte sind ebenso flott umgeschrieben – dem Publikum würde mein Rauswurf nicht einmal auffallen. Vorausgesetzt, dass später nichts darüber in den Klatschspalten stünde.
    Jeder klagt über den zu geringen Lohn. Sicher geht es uns besser als anderen, da wir fixe Tage haben, an denen wir spielen. Doch im Normalfall reicht selbst das nicht, um zu überleben. Und hier wären wir beim nächsten Punkt, der mich beschäftigt.
    Mein ganzes Leben lang lasse ich mich aushalten. Stehe zwar auf eigenen Beinen, habe es sogar mehr oder minder erfolgreich geschafft, mich von meiner Familie abzunabeln. Aber wäre mein Bruder nicht, der mich finanziell unterstützt, ich könnte mir meine Wohnung in Kensington nicht leisten. Geschweige denn meinen Lebensstil. Mein Anteil am Vermögen meiner Familie liegt brav auf einem Bankkonto und wartet darauf, dass ich mir damit ein Leben aufbaue. Eine Zukunft. Vielleicht einmal mit einer eigenen Familie. Vielleicht besitze ich einmal ein Haus in Schottland. Selbst wenn ich Schottland immer mit meinem Vater, zu dem ich ein äußerst schwieriges Verhältnis habe, verbinde. Aber die Landschaft gefällt mir. Die steilen Klippen, der stete Wind, der dein Haar zerzaust, kaum dass man das Haus verlässt. Ich liebe die kühle Luft, die weiten Wiesen, die Strände, das Meer. Es ist ein Traum. Dafür spare ich, dafür arbeite ich jeden Tag an mir und meinem Leben. Ich will mir das leisten können, weil ich mir den Arsch aufgerissen habe und nicht, weil meinen Vater das schlechte Gewissen plagt und er seine Seele so freizukaufen versucht. Geld stinkt nicht, dieses aber schon. Darum scheint mir das Bankkonto genau richtig – es ist zwar da, für den Notfall, doch ich bin nicht unbedingt darauf angewiesen.
    Ich befinde mich in einer Zwickmühle . Ein Gewohnheitstier wie ich schafft es nicht, auf etwas zu verzichten. Ich bin auch nie dazu gezwungen gewesen. Wir haben immer genug gehabt. William, aber auch ich. Meine Mutter hat uns jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Wir bekamen alles, was wir wollten, und selbst das war noch nicht genug.
    H ier in London musste ich lernen, allein zurechtzukommen. Am Anfang schaffte ich das gerade so. Sieben Jahre später geht es mir elend.
    Ich überlege ernsthaft, ob ich nicht die Schauspielerei an de n Nagel hängen soll, um etwas „Ordentliches“ zu arbeiten.
    E s sind im Moment nur Hirngespinste, die ich immer wieder zu verdrängen versuche, während ich es mir gleichzeitig verbiete, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen, und mich zum Weiterkämpfen animiere.
    „Alles Gute“, gratuliere ich Ilka und küsse sie auf den Mund.
    Sie grinst über das ganze Gesicht, bittet uns in ihre Wohnung, um uns anschließend ins Wohnzimmer zu bringen, wo noch mehr Alkohol, aber auch Fressalien auf uns warten. Mir knurrt der Magen, da ich heute noch nichts gegessen habe, was den Jägermeister in seiner Wirkungskraft nicht gerade gebremst hat.
    Ben, Leo, Paula, Harry und ich nehmen auf der weißen Couch Platz. Während die anderen sich vor Lachen über Leos Tollpatschigkeit krümmen, beobachte ich Ben.
    Ich muss gestehen , dass ich ihn in letzter Zeit ständig beobachte. Nicht, weil ich ihn so unwiderstehlich sexy finde. Ich bitte dich! Sportlich legerer Körper, dieses warme Lächeln und das jugendliche Gesicht dazu lassen ihn einfühlsam und zuvorkommend wirken. Er kleidet sich nicht besonders aufregend, hat kein Geld für Markenklamotten, was mir im Übrigen nichts ausmacht. Er ist einfach und bodenständig, wenig egozentrisch und nur selten mies drauf. Meine Mutter würde bereits den Stift zücken und die Heiratsurkunde unterschreiben. Ich hingegen wahre eine gewisse Distanz und bin mir über seine Funktion in meinem Leben noch nicht im Klaren. Was wäre die Voraussetzung, damit ich mit Ben an meiner Seite dieselbe Handlung setze, wie meine Mutter es gern tun würde? Leidenschaft? Liebe? Seelenverwandtschaft? Lauter Gefühlsregungen, mit denen ich mich nur bedingt anfreunden kann. Leidenschaft ist vergänglich, ebenso wie die Liebe, wenn Letztere überhaupt existiert. Und an Seelenverwandtschaft glaube ich spätestens seit meinem sechsten Lebensjahr nicht mehr. Ein schnelles, unkompliziertes Abenteuer entspricht eher meinen derzeitigen Erwartungen.
    Und u m ehrlich zu sein – ich habe etwas mit Ben am Laufen. Eigentlich ist es höchst praktisch, mit jemandem zu vögeln, den man kennt und dessen Absichten man nachvollziehen

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