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Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)

Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)

Titel: Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Chase
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ungeduldig darauf warten, dass ich sie unterrichte. Noch einmal so eine miserable Leistung und ich werde die Zusammenarbeit beenden.“
    „Pierre“, rufe ich , entsetzt über die Endgültigkeit seiner Worte, und höre auf, meine Habseligkeiten einzusammeln. „Heute ist es zum ersten Mal passiert, dass ich einen Text nicht perfekt konnte.“
    „Einmal reicht, Gaby. Du wi llst dich doch nicht allein über deinen guten Namen definieren. Mit dem, was du heute gezeigt hast, schaffst du es sicher nicht, dich davon zu lösen. Ich brauche Liebe und Kampfgeist. Ich brauche deine verdammte Seele. Und selbst wenn ich dir ein Telefonbuch unter die Nase halte, selbst dann hast du jeden Namen zu geben, als wäre es das Ergreifendste, das du jemals gespielt hast. Das ist Theater, das ist Musik, das ist Kunst – und kein halbherziges Mädchenhobby.“
    Noch während ich zustimmend nicke, zugeben muss, dass er die Wahrheit spricht, dreh t Pierre das Licht aus, schließt das riesige Fenster, durch das man auf die Themse blicken kann, und verlässt den Raum. Ich bleibe zurück, stopfe meinen Pullover in die Handtasche und nehme einen großen Schluck aus der Wasserflasche. Katerbekämpfung, die erste.
    Da meine Stunde früher zu Ende ist, als ich gedacht habe, und es auf Mittag zugeht, begebe ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Nicht dass mir der Magen knurren würde. Eigentlich könnte ich kotzen, wenn ich nur an Essen denke.
    Ich sollte mir in Zukunft wirklich merken, wie verheerend Jäge rmeister in Kombination mit Champagner wirkt. Bäh – nie wieder!
    Das großspurige V orhaben wird sich allerdings schon heute Abend in Luft auflösen. Spätestens in zehn Stunden gehöre ich wieder derselben Liga wie Pierre vor dreißig Jahren an. Wenn ich auf etwas nicht verzichten kann, dann ist es das Feiern. Es hilft uns niederen Geschöpfen, wie Pierre uns, sprich die Anfänger in Sachen Schauspiel, gerne bezeichnet, die Tristesse des Alltags, die wenigen Jobs und die knappe Kasse, wobei Letzteres auf mich nur bedingt zutrifft, zu vergessen. Alles, wirklich alles, wird gefeiert. Fällt in China der berühmte Sack Reis um, bekommt einer von uns Sekunden später einen Anruf und die Party kann steigen.
    Eigentlich benehmen wir uns wie Studenten, die wir nie gewesen sind und auch nie sein werden.
    Ich mache mich auf in Richtung Hauptgebäude, das von dem berühmten Architekten Denys Lasdun geplant wurde. Und ich kann mich der Meinung der Kritiker, die dieses Gebäude als architektonischen Brutalismus bezeichnen, nur anschließen. Selbst Prinz Charles meinte, dass es einem Atomkraftwerk gleicht. Ich behaupte einfach einmal, dass das Theater einen Reaktorunfall problemlos überstehen würde – dem kalten Schichtbeton sei Dank.
    „Hey“, ruft jemand hi nter mir.
    „Hey“, antworte ich Ben mit Haargummi zwischen den Lippen, wobei meine Finger di e langen braunen Locken zu einem Dutt zusammendrehen.
    Ben sieht strahlen d aus, als wäre er gestern nicht dabei gewesen. Lediglich seine Augenringe verraten ihn. Ansonsten hat er dieses typische Schwiegersohn-Gen, welches Mütter hellhörig werden lässt. Er ist nett, höflich und dank seines Talentes nicht mehr so unbekannt wie ich – zumindest was die Schauspielerei anbelangt, mit dem Privatleben verhält es sich anders.
    „Du bist schon fertig?“, fragt er skeptisch und blickt dabei auf sein Handy, wo er wahrscheinlich die Uhrzeit abliest.
    Ich mache auf unschuldig. „Pierre hat mir für heute freigegeben .“
    „F reigegeben?“, wiederholt er, als wäre dies so abwegig. Ich wiederum behaupte, dass ich glaubwürdig klinge. Wäre auch schlimm, wenn sich eine aufstrebende Schauspielerin nicht verstellen könnte. „Du umschreibst doch bloß deinen Rauswurf. Was haben wir denn angestellt?“
    „Nichts.“
    „Du solltest weniger feiern und dich mehr deinen Texten widmen. Kannst du dir vorstellen, was ich dafür geben würde, um von Pierre Alaunt unterrichtet zu werden?“
    Ich rolle die Augen, wobei mein Schädel zu zerplatzen droht. Notizbuch , Eintrag Nummer eins: Im Zustand des Restalkoholeinflusses vom Abend zuvor nicht mit den Augen rollen. Den Kopf ruhig halten und Sex mit Ben nicht als Lösung für aufgestaute Aggressionen ansehen.
    Und schon sind wir wieder bei dem Thema, über das ich gestern noch gejammert habe. Ben. Ben. Ach Ben. Er lächelt mich an, als ich zerknirscht dreinblicke und vor ihm die Treppe nach oben zu den Proberäumen gehe. Jeder Schritt schmerzt und ich

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