Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Leute«, sagte er.
»Gut. Ich sehe keinen Grund, warum uns dieser Blödsinn beim Geschäft in die Quere kommen sollte.«
»Wir müssen unsere Auslieferung prüfen. Wir melden uns.«
»Verstanden.«
Die nächste Woche verbrachten Natsumi und ich mit dem Kauf von Gitarren. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass dabei das ganze Bargeld draufging, aber wir waren nah dran. Die Aufgabe erforderte einige Reisen, einschließlich mehrerer Tage an der Westküste. Unterwegs entwickelten wir uns allmählich zu echten Gitarren-Experten, während wir mehr über die Resonanz tropischer Harthölzer, Leimzusammensetzung, Frets, Verstärker und die Handfertigung von Musikinstrumenten lernten, als wir jemals gehofft hatten.
Auf unseren Beutezügen wurden wir immer von einigen Bosniern begleitet, von denen einer, ein Mann namens Kresimir, ein ziemlich guter Gitarrist war. Zur großen Erleichterung Natsumis, die meine Wiederholungen von »Stairway to Heaven« allmählich leid war.
Ich sorgte dafür, dass unsere Ankäufe zu dem Lagerhaus in Danbury geschickt wurden. Dem Typ, der das Lagerhaus führte, schrieb ich einen fetten Scheck für seine Hilfe beim Katalogisieren und Organisieren des Bestands. Er schickte mir mit dem Smartphone aufgenommene Fotos von mit Gitarren gefüllten Regalen, die sämtlich mit laminierten Etiketten versehen waren.
Da diese ungeheuer erweiterte Sammlung offiziell meiner Schwester Evelyn gehörte, dachte ich mir, ich sollte ihr davon berichten. Und da wir uns ans Reisen gewöhnt hatten, beschloss ich, dass der richtige Zeitpunkt für einen persönlichen Besuch gekommen war.
»Ich soll was tun?«, fragte sie.
Ich nannte ihr den Namen des Restaurants in Norwalk, in dem ich mich mit Henry Eichenbach getroffen hatte.
»Stell den Wagen an der Straße ab. Geh ins Restaurant und verlass es durch den Hintereingang. Dort wird ein weißer Toyota auf dich warten. Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte auf der Fahrerseite. Du fährst über Nebenstraßen zur Route One nach Westport.« Ich nannte ihr Namen und Adresse eines weiteren Restaurants. »Dort treffen wir uns. Gegen neunzehn Uhr. Das Essen geht auf mich.«
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich beschattet werde?«
»Nein. Aber als ich das letzte Mal meine Paranoia ignoriert habe, bin ich beinah umgebracht worden.«
»Okay.«
»Such nach dem aufgemotzten Typ mit der asiatischen Begleiterin.«
Ich buchte zwei Tische im Abstand von mehreren Metern. Einen für uns und den anderen für Kresimir und seine Kumpane, die eine halbe Stunde vor uns eintrafen. Falls der Person, die unsere Reservierung entgegengenommen hatte, auffiel, dass wir kein Wort miteinander sprachen, sagte sie nichts darüber.
Ich stellte erfreut fest, dass Evelyn ziemlich gut aussah, fast genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte. Über mich hätte sie das nicht sagen können.
»Arthur?«, fragte sie, als sie an den Tisch trat.
»Nicht diesen Namen«, sagte ich.
»Das ist seine Paranoia«, erklärte Natsumi, stand auf und streckte die Hand aus. »Aus demselben Grund sollten Sie mich Charlene nennen.«
Evelyn gab ihr die Hand, aber dann setzte sie sich und starrte mich an.
»Wie geht es dir?«, fragte sie.
»Eigentlich ganz gut«, erwiderte ich. »Körperlich. An die verzerrte Wahrnehmung habe ich mich gewöhnt, meine mathematischen Fähigkeiten entsprechen mittlerweile wieder denen eines Sechstklässlers. Ich hinke noch ein bisschen, aber den Stock brauche ich nicht mehr. Ich hatte viel zu tun, daran liegt es vermutlich.«
Sie sah zu Natsumi hinüber. Ich wusste, dass sie gern die zweite Hälfte der Frage gestellt hätte. Wie ging es mir emotional, psychisch? Ich ersparte ihr die Verlegenheit.
»Ich bin ich, Evelyn«, versicherte ich ihr. »Nur eine andere Version. Wir alle werden mit mehr Potenzial geboren, als wir einsetzen. Die Lebensumstände führen zu einer Auswahl. Meine Umstände haben sich geändert.«
Natsumi bat sie, ihr mein früheres Ich zu beschreiben. Nach einigem verlegenen Räuspern wagte Evelyn einen Versuch. Und obwohl ihre Wahrnehmung sich von meiner unterschied, hatte ich nichts daran auszusetzen.
Natsumi hörte aufmerksam zu, dann sagte sie: »Er hat recht. Derselbe Mann, eine andere Ausgabe. Ich glaube, bei mir ist es dasselbe. Mir gefällt diese Ausgabe außerordentlich gut.«
Ich fasste für Evelyn zusammen, womit ich mich beschäftigt hatte, wobei ich eine Menge Euphemismen verwendete und bei der Schilderung des illegalen Teils eher
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