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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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dafür zu schaffen, dass man besagte Restsumme dem Staat überließ.
    Ich begann stets damit, die Schritte früherer Rechercheure zu wiederholen, wozu Internetabfragen und Telefonanrufe bei den letzten bekannten Adressen gehörten. Ich wusste, dass ich damit auch ein paar Fakten von den Bäumen schütteln würde, die ihnen entgangen waren, weil sie nicht intensiv genug geforscht hatten. Diese frischen Spuren wollte ich als Erstes verfolgen.
    Ich freute mich schon auf die nächste Stufe, wenn ich per Auto oder Flugzeug dorthin reisen würde, wo meine Zielperson zuletzt gesehen worden war. Dann würde ich an viele Türen klopfen, Bars und Clubs oder Kirchen und Krankenhäuser besuchen und so die Glieder einer Kette schmieden, die gewöhnlich zum Heim meiner Beute führte. Da nur wenige der Menschen, nach denen ich suchte, absichtlich untergetaucht waren – obwohl ich auch einmal den Flüchtling einer hässlichen Scheidung aufstöberte –, bedeutete das im Allgemeinen eine gute Nachricht.
    Die Kanzlei beschäftigte Privatdetektive, die diesen Teil der Aufgabe gut hätten erledigen können, oder sogar besser, aber sie erteilte gern den Komplettauftrag, und ich freute mich über die Abwechslung.
    Dieser Teil meiner Tätigkeit war nicht gerade lukrativ, weshalb es sehr angenehm war, mit einer verständnisvollen Frau verheiratet zu sein, die eine Versicherungsagentur besaß. Ich leistete meinen Beitrag zu unseren Ersparnissen und den Ausgaben für unser Haus in Stamford, Connecticut, aber der latente Wohlstand der Familie war eindeutig nicht mir zu verdanken. Mit achtundzwanzig Angestellten und festen Geschäftsbeziehungen zu Versicherungsträgern warf ihre Firma genug Geld ab, um uns ein Leben im Überfluss zu ermöglichen, so lange wir das wollten – was, soweit ich absehen konnte, noch ziemlich lange der Fall sein würde. Denn auch Florencia liebte ihre Arbeit. Sie pflegte zu sagen, dass nur Leute ohne jede Ahnung von Versicherungen das Versicherungsgeschäft langweilig fanden. Sie behauptete, Menschen, die sich damit auskannten, wüssten, dass sie mit Leben und Tod, Sicherheit und Katastrophen handelten. Hoffnungen, Träume, Erfolg und Enttäuschung waren ihr Handwerkszeug.
    Sie glaubte nicht, dass die Reserviertheit der Leute in ihrer Branche von einem Mangel an Gefühlen herrührte. Eher waren sie so häufig Triumphen und Tragödien ausgesetzt, dass sie sich schützen mussten oder riskierten, unter der Bürde der Emotionen zusammenzubrechen.
    Ich hatte ziemlich häufig Ermittlungen für Versicherungsgesellschaften übernommen, deshalb konnte ich ihre Sicht nachvollziehen. Auch wenn ich ihre Leidenschaft für Risikoübernahmen, Schadensregulierungen, Verlustquoten und versicherungsmathematische Tabellen nie wirklich teilen konnte.
    Das konnten nur wenige.
     
    An jenem Tag arbeitete ich bis fünfzehn Uhr dreißig, dann begann trotz eines Sandwichs und ständigen Naschens wie immer ein Hungergefühl meine Konzentration zu beeinträchtigen. Ich konnte entweder weiter leere Kalorien in mich hineinstopfen – getoasteten Bagel oder Kartoffelchips zum Beispiel – oder kapitulieren und meinen Nachmittagslunch essen, gewöhnlich die vernünftigere Entscheidung.
    Am Ende löffelte ich eine Portion von Florencias selbstgemachtem Hühnchensalat aus der großen Plastikschüssel, verteilte ihn auf einem getoasteten, gebutterten Bagel und verzierte das Ganze mit etwas Salat und Tomate. So war sowohl der Ernährung als auch dem Genuss Genüge getan. Wieder an meinem Schreibtisch war ich zwar satt, aber nicht zufrieden. Das Essen war nicht besonders verdauungsfreundlich, und zwei Stunden später hatte ich immer noch das Gefühl, als läge ein dicker Klumpen unveränderter Proteine und Triglyceride wie ein Stein in meinem Magen.
    Es trieb mich aus dem Stuhl zu einem Spaziergang zur Poststelle, die ungefähr eine Meile von unserem Haus entfernt war. Gerade weit genug, um mir die Illusion zu vermitteln, ich würde die ganzen Kalorien abbauen.
    Ich hatte eine gestörte Beziehung zu meinem Körper, besonders zu seinem hervorstechendsten Merkmal: einem ausgeprägten Rettungsring. Aus gesundheitlichen Gründen wünschte ich mir eine schlankere Silhouette, Eitelkeit spielte dabei keine Rolle. Ich wusste, dass ich nicht attraktiv war – definierte Bauchmuskeln hätten daran auch nichts geändert. Sie hätten weder die Haare auf meinem Kopf wachsen lassen noch meine fleischigen Züge in die Brad Pitts verwandelt. Dass Florencia,

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