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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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aber abwehrend die Hände. »Tut mir leid, ich weiß, keine Fragen.«
    Das Schlimmste von all den Dingen, die ich ihr zumutete, war die Vereinbarung, meine Pläne für mich zu behalten. Das war keine Frage des Vertrauens, ich wollte sie nur nicht weiter hineinziehen als unbedingt nötig.
    »Sobald alles geregelt ist, schicke ich dir eine Mail-Adresse, unter der du mich erreichen kannst. Ich brauche nur ein wenig Zeit, um die Details auszuarbeiten. Vielleicht muss ich dir zwischendurch einen Brief schreiben, deshalb öffne bitte deine gesamte Post, da du nicht weißt, welche Form er haben wird. Nachdem du ihn gelesen hast, nimmst du ihn mit nach Hause und verbrennst ihn.«
    »Bist du sicher, dass du schon bereit bist? Was immer du auch vorhast?«
    »Da ich es tue, muss ich wohl bereit sein.«
    Die Reisetasche besaß einen Schulterriemen, an dem ich sie zur Garage schleifte. Ich kletterte nach hinten in Evelyns Jeep Cherokee, legte mich in den Fußraum, und Evelyn breitete eine Decke über mich. Sie fuhr mich zu einer Stelle, an der ich den Jeep unbeobachtet verlassen konnte und nur eine kurze Strecke bis zum nächsten Taxistand laufen musste.
    »Bis morgen früh bist du tot«, sagte sie. »Dann kannst du mir erzählen, wie es auf der anderen Seite ist.«
    »Hast du schon eine Leiche?«, fragte ich.
    »Wenn ich keine Fragen stellen kann, darfst du das auch nicht.«
    Ich bewunderte vieles an Evelyn, aber vor allen Dingen ihren völligen Mangel an Rührseligkeit. Ehe sie mich hinter einem Lebensmittelgeschäft neben einem Müllcontainer und einem Stapel zerdrückter Kartons allein ließ, drückte sie mir nur die Hand und sagte: »Ich hoffe, ich werde dir das Versicherungsgeld zurückgeben können. Wenn du irgendwas anstellst, wodurch die Auszahlung illegal wird, bring ich dich um.«
     
    Trotz des Stocks schmerzte mein Bein vom Gewicht der Reisetasche, ebenso wie Hals, Kopf und Rücken. Aber wenigstens bewegte ich mich auf eigenen Füßen. Ich schaffte es bis zum Taxistand, und eine Stunde später setzte mich ein nervöser junger Inder eine knappe Viertelmeile von Gerrys Werkstatt entfernt ab. Ich konzentrierte mich auf mein Ziel und marschierte los.
    Die Fabrik lag in einem Gewerbegebiet, in dem die Fertigung von Uhren schon vor rund fünfzig Jahren aufgegeben worden war. Niedrige Backsteinbauten erstreckten sich über ungefähr acht Hektar, und etwa die Hälfte davon war in Studios und Werkstätten für Künstler und Handwerker wie Gerry umgebaut worden. Seine Werkstatt befand sich an der Rückseite eines der kleineren Gebäude, dessen einziger Bewohner er war und das man durch eine schmale, fensterlose Gasse erreichte.
    Als ich endlich eintraf, hatten mich Schmerzen und Erschöpfung fast erledigt, aber ich hielt durch, bis ich die Werkstatt bei voller Beleuchtung kontrolliert und mich vergewissert hatte, dass seit meinem letzten Besuch alles unberührt geblieben war. Erst dann legte ich mich aufs Bett, wo ich umgehend einschlief.
    Ich schlief, vollständig bekleidet, bis zum nächsten Morgen durch. Mein Verstand lief bereits auf Hochtouren, ehe mein Körper auch nur das leiseste Interesse an irgendeiner Bewegung zeigte. Ich ging Schritt für Schritt meinen Plan durch, arrangierte den Ablauf, identifizierte die Risiken, bewertete sie und konzentrierte mich dann auf die nächste Aufgabe, die darin bestand, Kaffee zu kochen und die Namen in meinem Notizbuch anzustarren. Einer gefiel mir besonders: Alex Rimes. Alex hatte Connecticut im Alter von fünf Jahren verlassen und den Rest seines kurzen Lebens in Alaska verbracht. Nach meinen Kriterien der klare Sieger.
    Nur um absolut sicherzugehen, dass keine Internetverbindung bestand, zog ich das Ethernetkabel, mit dem Gerrys Mac angeschlossen war, und machte mich wieder mit dem Computer vertraut. Ich hatte für Florencia ein ähnliches System installiert. Das wichtigste Programm für meine Zwecke war Photoshop. Gerry hatte die neueste Version, aber ich tat mich nicht sonderlich schwer, deren Funktionen zu begreifen. Komplexe Systeme zu durchschauen gehörte zu meinen Talenten oder war zumindest eine Spielart meiner wichtigsten Begabung – die sture Fähigkeit, Mist auszuwerten.
    Aus einem Umschlag, der in der Innentasche meiner Jacke gesteckt hatte, zog ich meine Geburtsurkunde. Es handelte sich um ein rechteckiges Blatt weichen, gelblichen Papiers mit scharfen Falzkanten, das jahrelang zusammengefaltet in der Familienbibel gelegen hatte. Evelyn hatte sie aus meinem Haus

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