Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
früher.
Als Cooper wiederkam, gab er mir einen dicken weißen Umschlag und bestand darauf, dass ich nachzählte, während er zusah. Es war alles vorhanden.
»Ich liebe diese alte Martin einfach«, sagte er. »Vielleicht ist sie darum zu mir zurückgekommen. Das alte Schlachtschiff.«
Erst als ich im Subaru saß, begann die Welt allmählich in ihrer früheren, leicht verzerrten Form zurückzukehren. Ich atmete langsam und tief, senkte meinen Puls und entspannte die verkrampften Muskeln in Nacken und Schultern.
»Du bist keine Maschine«, hörte ich Evelyn am Tag vor meinem Abschied aus ihrem Haus mahnen. »Du bist ein Mensch. Man braucht Stärke, um die eigenen Schwächen zu akzeptieren. Nicht um zu kapitulieren, sondern um damit umzugehen.«
Erneut spürte ich die Dankbarkeit und den Trotz, den ihre Worte hervorgerufen hatten, und dann ging ich auf die einzige Weise damit um, die mir möglich war.
Ich stürzte mich in die Arbeit.
Ehe ich Norwalk verließ, hielt ich an einem Imbiss und kaufte mir die
New York Times:
Es war der erste Tag, an dem Shelly eine Anzeige plaziert haben konnte. Und dort war sie.
»Biete Mustang Cabriolet, Bj. 1965 , 289 , 4 Zylinder, irrsinnig sauber und peinlich gepflegt. VP höchstes Angebot, mit Garantie, dass er Ihre Frau so ärgern wird wie meine. Rufen Sie an. Wagen wird in zwei Tagen vom Markt genommen.«
Er hatte seine Telefonnummer in Rocky Hill hinzugefügt. Ich kaufte ein neues Wegwerfhandy und fuhr die I- 95 in Richtung New Haven. Als ich Bridgeport durchquerte, rief ich ihn an.
»Shelly Gross«, meldete er sich.
»Ich habe null Interesse an dem Mustang«, sagte ich mit meiner Clint-Eastwood-Stimme.
»Deshalb rufen Sie also nicht an.«
»Ich möchte mit Ihnen reden, aber ich weiß nicht, wie ich meine Sicherheit garantieren soll.«
Ich verließ den Highway und fuhr zum Hafen, kurvte durch die Docks, wo die Eisbrecher und Megajachten gebaut wurden.
»Sie können mir vertrauen«, versicherte er.
»Nein. Noch nicht.«
»Wir sind sehr dankbar für den Tipp über Sebbie. Ich wüsste gern, wie Sie das gemacht haben.«
»Manche Menschen können Gedanken lesen. Kennen Sie Austin Ott den Dritten?«
»Nicht persönlich. Kenne ich Sie?«
»Könnte sein«, sagte ich. »Wie stehen die Chancen, dass Sie mir einfach sagen, wo er wohnt?«
»So hoch wie die, dass Sie mich zum Essen einladen.«
»Ich brauche nur einen Hinweis. Zeigen Sie mir die richtige Richtung.«
»Was bekomme ich dafür?«
»Sie kriegen ihn und die Beweise für eine Verurteilung. Und vielleicht sind noch ein paar seiner Rattenkumpel mit drin.«
»Warum tun wir uns nicht zusammen?«, fragte er. »Warum diese ganze Geheimnistuerei?«
»Persönliche Vorlieben. Ich hatte gehofft, wir könnten ein Patt vermeiden.«
»Das kann ich nicht am Telefon diskutieren.«
»Okay«, sagte ich und legte auf. Inzwischen stand ich auf einer Mole, in der Hand einen Ziegel, den ich am Straßenrand aufgelesen hatte. Ich benutzte Paketband, um ihn mit dem Handy zu verschnüren, dann warf ich es in das Hafenbecken.
Als eine Art Feier meines unwillkommenen Anfalls von verwirrender Paranoia beschloss ich, etwas zu tun, was mir garantiert mehr davon bescherte. Ich fuhr hinüber zum Clear-Water-Kasino, um Natsumi Fitzgerald an ihrem Black-Jack-Tisch zu besuchen.
»He, Mister«, sagte sie, als ich mich setzte. »Du bist wieder da.«
»Das bin ich«, antwortete ich, und das war unser ganzes Gespräch, bis ich so viel gewonnen hatte, dass meine Tischnachbarn es vorzogen, ihr Glück woanders zu versuchen.
»Und, war der Typ dein alter Freund?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
»Sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Tut mir leid wegen der Umstände.«
»Keine Ursache.«
»Ich bin sowieso noch nicht so weit, wieder zu arbeiten«, sagte ich. »Ich bin noch einen Monat krankgeschrieben, ich kann mir Zeit lassen.«
»Immer noch das Bier? Du hast es komplett ausgetrunken.«
»Der Lohn der Sünde. Ich denke darüber nach, heute Abend noch eins zu trinken. Mich zu immunisieren.«
»Ich muss lernen«, sagte sie.
»Selbstverständlich. Das solltest du auch.«
»Ich muss
irgendwann
lernen. Nicht unbedingt heute Abend. Was weißt du über das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom?«
»Klingt kompliziert.«
»Das ist Thema meiner Hausarbeit. Wenn wir darüber sprechen, kann ich die Zeit unter Lernpensum verbuchen.«
»Im Sail Inn waren wir schon mal. Was würdest du vorschlagen?«
Sie wählte ein Lokal in Groton,
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