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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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das nur knapp die Oberfläche schrammte. Ich erklärte, mir stünden andere Gelegenheiten offen und ich wäre nur hier, weil ich gerade in der Gegend war und mir dachte, er könne Interesse haben. Er wies auf den schwächelnden Markt für Vintage-Gitarren hin, woraufhin ich mein Mitgefühl äußerte, aber dann darauf aufmerksam machte, dass wir gerade erst den Gipfel überwunden hätten. Dieses geniale Hin und Her ging noch zehn Minuten weiter, bis ich bereit war, mich mit Handschlag zu verabschieden und als Freund zu scheiden, als er ein respektables Angebot für jedes der Instrumente unterbreitete.
    »Abhängig vom Zustand«, fügte er hinzu.
    »Ich komme heute Nachmittag wieder«, versprach ich und ging.
     
    Die Fahrt nach Danbury und zurück verlief ereignislos und ging beinah spurlos an mir vorüber, da ich tief in Gedanken versunken war, die sich mit zunehmender Sorge um Austin Ott  III . drehten. Er lehrte mich meine Grenzen, was meinem übermäßigen Selbstvertrauen nach meinen Begegnungen mit Sebbie Frondutti, Fred Tootsie und Pally Buttons Einhalt gebot. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch seinen Modus operandi – Vermittler zwischen Auftraggeber und Killer, eher Makler als Ausführender. Das wies auf exzessive Vorsicht hin, oder Paranoia, oder beides. Und damit auf eine schwer zu fassende Beute.
    Dies bestärkte mich in meinem Entschluss, Shelly Gross hineinzuziehen. Riskant, aber unverzichtbar für den Fortgang. Shelly konnte Dinge tun, die mir verwehrt waren, selbst im Ruhestand. Er verfügte nach wie vor über Verbindungen, die ihm Zugang zu offiziellen Kanälen und Polizeiprivilegien verschafften, und wenn ich seinen Charakter richtig einschätzte, langweilte er sich und war reif, ins Spiel zurückzukehren.
    Als ich den Musikladen wieder betrat, waren das Keyboard und der widerspenstige Ständer verschwunden. An deren Stelle standen zwei Hocker und zwei Gitarrenständer, als warteten sie auf das Eintreffen von Gitarristen.
    Ich hievte die Gitarrenkoffer auf den Tisch und klappte sie auf. Er griff sich die Martin und spähte ins Schallloch.
    »Verdammte Scheiße!«, fluchte er. »Willkommen daheim.« Er sah mich an. »Das ist meine Gitarre. War meine Gitarre.«
    »Echt?«
    »Ich hab sie an Gerry Charles verkauft. Wie geht’s dem alten Holzfreak?«
    Ich wusste, dass ich besser als die meisten darin war, meinen emotionalen Zustand nicht sichtbar werden zu lassen, aber dieses eine Mal war meine erschrockene Überraschung deutlich zu erkennen.
    »Was ist los?«, fragte Cooper. »Ist er okay?«
    »Ich kenne ihn nicht«, antwortete ich. »Ich hab sie online gekauft, ohne die Herkunft zu prüfen.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, sagte er und legte mir die Hand auf die Schulter. »Das mache ich auch nie. Es ist nicht das erste Mal, dass eins meiner Küken nach Hause auf die Stange flattert.«
    Selbstbezichtigung trat an die Stelle des Schrecks. So etwas hätte ich vorhersehen müssen. Gerry war in dieser Gegend seit Jahrzehnten als ernsthafter Sammler unterwegs. Wahrscheinlich kannte er jeden Händler. Ein schwindelerregendes Gefühl der Verwundbarkeit wallte in mir auf, verschmolz mit meinen Ängsten wegen Jason Three Sticks. Der Raum schwankte, und ich setzte mich auf einen der Gitarrenhocker, ehe ich hinfiel. Mein Herz begann zu rasen, und beinah hätte ich Cooper um eine Papiertüte gebeten, um hineinzuatmen.
    »Tut mir leid, ich erhole mich noch von einem Unfall«, sagte ich, die einfachste und am wenigsten verdächtige Erklärung nutzend.
    »Sicher. Lassen Sie sich Zeit.«
    Während ich frustriert über mein plötzliches Versagen nachsann, wandte Cooper sich wieder den beiden Gitarren zu, spielte ein lebhaftes Bluegrass-Riff auf der Martin und die Eröffnungstakte von »Smoke on the Water« auf der Les Paul.
    »Mit den Klassikern macht man nie was verkehrt«, bemerkte er, ehe er mir eine Summe für beide nannte. Ich erhöhte auf einen angemessenen Preis. »Okay«, sagte Cooper. »Aber versuchen kann man es ja mal.«
    Er machte sich auf den Weg zur einen Block weiter gelegenen Bank und überließ mir die Aufsicht über den Laden. Glücklicherweise kam kein Kunde, was mir Zeit gab, mich zu fassen. Evelyn hatte mir Wahrnehmungsstörungen und plötzliche Stimmungsschwankungen prophezeit, die ich meistens hatte vermeiden können, besonders in den vergangenen Wochen. Es war eine Erinnerung daran, dass ich nach wie vor ein funktionierendes Hirn besaß, wenn auch nicht dasselbe wie

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