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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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als Administrator eins einloggte und im System bediente. Aus Vorsicht tat ich dies erst spät nachts, wenn die Auslastungsprotokolle selten jemand anderen im Netzwerk anzeigten. Viele würden diese Tätigkeiten als brutale Schinderei empfinden, aber selbst mit meinen eingeschränkten rechnerischen Fähigkeiten fühlte ich mich in Gegenwart langer Zahlenkolonnen und der rätsellösenden Kontenabstimmung, die zur doppelten Buchhaltung gehörten, äußerst wohl.
    Ich war nicht überrascht, dass Elliot Brandt so versessen auf dieses Geschäft war. Florencia hatte ein wenig aufregendes, aber profitables kleines Schiff gesteuert – diszipliniert, ordentlich und in absoluter Übereinstimmung mit der konservativsten Auslegung der allgemein akzeptierten Buchhaltungsregeln.
    »Mein Ziel ist es, die Steuerprüfer bis zum Gähnen zu langweilen«, erinnerte ich mich an ihre Worte.
    Diese zufriedenstellende Arbeit wurde häufig von Alarmsignalen der Webcam unterbrochen, die Aktivitäten bei Shellys Haus meldete. Ich konnte mir dann die Aufzeichnung anschauen, die mit Zeitangabe versehen war, um entweder auf Livebetrieb umzuschalten oder sie wieder in den Standby-Modus zu versetzen. Nach zwei Wochen hatte ich eine Menge Informationen über Shellys Kommen und Gehen zusammengetragen.
    Ebenso wichtig war, dass ich mir Shelly selbst genau hatte ansehen können, einen kleinen, sportlichen, weißhaarigen Mann, der sich für einen Achtundsechzigjährigen sehr energisch bewegte. Er trug immer Laufschuhe und leichtere Kleidung, als die stetig kühler werdende Witterung verlangte. Er fuhr einen neuen, silbernen Chevy Malibu. Jeden Abend um achtzehn Uhr dreißig verließ er mit einer Sporttasche das Haus und kehrte nach exakt dreieinhalb Stunden zurück. Ich überprüfte die Fitnessstudios der Gegend und wählte eines, das Einwohnern von Rocky Hill Rabatte anbot, gut ausgestattet war und in Autoreichweite lag. Ich fuhr hinüber, stellte mich auf einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs und wartete, eine Zeitung auffällig über dem Lenkrad aufgeschlagen.
    Zum vorbestimmten Zeitpunkt traf Shelly ein und parkte in Sichtweite meiner Position. Ich zeichnete seinen Standort auf und verließ den Parkplatz, nachdem er ausgestiegen war. Eine halbe Stunde vor seinem geschätzten Aufbruch kehrte ich zurück, aber er war bereits fort.
    Am nächsten Abend wiederholte ich das Prozedere und kehrte mit einer Stunde Vorlauf zurück. Shellys Auto stand noch dort, deshalb wartete ich wieder. Bald darauf kam er heraus und fuhr los. Ich verfolgte ihn, solange ich es wagte, bis ich schließlich in eine Einkaufsstraße abbog und so tat, als wollte ich zu einem Drive-in-Bankautomaten.
    An den nächsten Abenden benutzte ich Mietwagen, um seiner Spur jedes Mal ein Stück weiter zu folgen, bis er mich schließlich zu seinem Ziel führte – einem anheimelnd wirkenden Bar-Restaurant in Old Weathersfield namens Powder Keg.
    Ich fuhr zu weiteren Buchhaltungsstudien nach Hause und wartete zwei Tage ab, ehe ich den nächsten Schritt machte. Außerdem nutzte ich die Zeit, um mein Äußeres so zu verändern, dass die Tarnung einerseits ganz natürlich wirkte und einfach aufrechtzuerhalten war, andererseits aber leicht zu verändern. Ich begann mir einen Bart wachsen zu lassen, dessen viele graue Haare mich überraschten. Ich musste mir eine neue, dazu passende Perücke kaufen, lang genug, um unter der Baseballkappe hervorzuschauen. Zudem verbrachte ich einige Zeit im Sonnenstudio und dunkelte meinen Teint mit Theaterschminke nach.
    Den krönenden Abschluss bildeten farbige Kontaktlinsen in dunklem Braun, die mein natürliches Haselnussbraun vollständig verbargen.
    Selbst unter Einbeziehung meiner Überschätzung von Shellys Wahrnehmungsfähigkeit hielt ich mich für gründlich getarnt und nicht nur für eine dunklere, haarigere Version meiner selbst.
    Ich wählte einen Dienstagabend, an dem Restaurants weder besonders voll noch besonders leer sind. Old Weathersfield war eine sehr alte amerikanische Kleinstadt, und das Innere des Powder Keg gab sich alle Mühe, diesem Status gerecht zu werden, mit Waffen aus dem Unabhängigkeitskrieg als Dekorationsmotiv, einschließlich Musketen und einer originalgroßen Kanone an den Wänden. Im Einklang damit war das Lokal dunkel, mit jeder Menge verwittertem Holz und nachgemachten Laternen, die kaum die Düsternis durchdrangen. Der hellste Ort war die Bar, diskret in einem separaten Raum untergebracht. Er war gerade groß genug für

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