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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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das vorzugsweise von den Werftarbeitern von Electric Boat und selten von Kasinoleuten besucht wurde.
    »Sie verdienen wesentlich mehr Geld, deshalb sind die Trinkgelder höher und der Service besser«, meinte sie. Sie nannte mir Namen und Adresse. »Wir treffen uns in ungefähr einer Stunde dort, okay?«
    Zum ersten Mal seit meinem Erwachen aus dem Koma befand ich mich auf einer Reise, die keinesfalls dem Erreichen meiner Ziele diente. Tatsächlich konnte sie sogar die ganze Aktion selbst gefährden. Es gab absolut keinen logischen oder vernünftigen Grund, der diesen Impuls rechtfertigte.
    Außer dass ich so einsam war.
    Das bedarf keiner komplexen Analyse, sagte ich mir. Sie ist eine attraktive junge Frau. Sie flirtet mit dir. Du bist keine Maschine, konnte ich Evelyn sagen hören, du bist ein Mensch. Akzeptiere deine Menschlichkeit.
    Was nicht bedeutete, dass mir meine verstorbene Frau das geringste bisschen weniger fehlte. Wenn überhaupt hatte die Zeit mit Natsumi diesen unterdrückten Schmerz an die Oberfläche geholt. Als ob Schmerz und Linderungsmittel ein und dasselbe wären.
    Diese Gedanken beschäftigten mich noch immer, als Natsumi mir gegenüber in die Nische des Restaurants in Groton glitt, was vermutlich meine ersten Worte erklärte.
    »An dem Tag, an dem ich verwundet worden bin«, sagte ich zu ihr, »wurde meine Frau ermordet.«
    Sie verschränkte die Hände auf dem Tisch und senkte den Kopf.
    »Ich habe mir schon so was gedacht«, sagte sie. »Mein Beileid.«
    »Ich bin immer noch nicht wieder ich selbst. Ich bin nicht mal sicher, was ich mit ›ich‹ meine. Ich bin anders als früher, aber ich weiß nicht genau, auf welche Weise. Ich entdecke es erst nach und nach. Deshalb ist es nicht überraschend, dass du mich ein bisschen seltsam findest.«
    »Nicht seltsam. Nur undurchschaubar.«
    Von dort an ließen wir uns durch ein mäanderndes Gespräch treiben, das nichts mit unserer jeweiligen Vergangenheit zu tun hatte. Doch obwohl wir potenziell empfindliche Bereiche ausklammerten, hatte ich das Gefühl, dass trotz meiner Vorbehalte die Basis für eine ernsthafte Freundschaft gelegt wurde – aus dem Verlangen nach Kameradschaft mit einer verwandten Seele, deren einziges Motiv genau dasselbe war.
     
    Am nächsten Tag begann ich mit der Beschattung von Shelly Gross. Ich war beim Auskundschaften des Viertels sehr vorsichtig gewesen, aber ich ging davon aus, dass Shelly äußerst wachsam und argwöhnisch war. Ein gerissener alter Agent, mit Augen im Hinterkopf und Vorahnungen, die in seinem Nervensystem knisterten. Ich hatte keinen besonderen Grund für diese Romantisierung, aber es war eine gute Übung, so zu tun, insbesondere angesichts meiner kürzlichen Fehler und abschreckenden Erlebnisse.
    Deshalb fuhr ich nur zwei Mal an seinem Haus vorbei – einmal bei Tag, um ein Foto des Nachbarhauses gegenüber zu machen, und ein zweites Mal bei Nacht, um eine ferngesteuerte, batteriebetriebene Webcam in der Eibe des Nachbarn anzubringen.
    Ursprünglich war diese Kamera für Naturaufnahmen gebaut worden. Man kontrollierte sie mittels Fernbedienung, und sie sprang nur an, wenn ein vorüberlaufendes Lebewesen einen Bewegungsmelder auslöste. Getarnt, wetterfest und mit Solarbatterie. Ich hoffte, dass sie lange genug überdauern würde, um Shellys Bewegungsmuster festzuhalten, ehe der Nachbar unter den Busch spähte oder ein verirrter Sonnenstrahl sich in der Linse spiegelte.
    Das Funksignal der Kamera wurde von einem Videoempfänger aufgezeichnet, den ich in einem Gebüsch am Straßenrand ein paar Blocks weiter versteckt hatte. Der Receiver lud die Daten bei einem Internetanbieter hoch, der zur Identifizierung nur wenig mehr verlangte als die Kreditkartennummer. Die Karte lief auf den Namen Alex Rimes, und die Adresse gehörte zu einem leerstehenden Geschäft in Bridgeport, Connecticut. Auch dies nicht perfekt, aber wahrscheinlich ausreichend.
    Die nächsten beiden Wochen herrschte erfreuliche Langeweile. Den größten Teil der Tage und Nächte verbrachte ich damit, mich wieder mit den Finanzen und Vorgängen der Agentur vertraut zu machen. Es half, dass ich derjenige gewesen war, der die Ordnerstrukturen und Dateien und die tägliche Buchhaltung angelegt hatte, einschließlich des Wegs, wie jede Transaktion mit dem Hauptbuch verknüpft wurde. Letzten Endes stellte ich fest, dass ich einige wichtige Datensätze von Bruce Fingers Computer nicht kopiert hatte, aber dem konnte ich rasch abhelfen, indem ich mich

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