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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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Post.
    Die Antwort erfolgte umgehend: Blue Hen National Bank in Newark, Delaware. In den Informationen zur Weiterleitung fanden sich Kontonummer und Zugangscode. Ich sprang zur Blue-Hen-Seite für Onlinebanking und verbrachte zwei angespannte Stunden damit, mich in den Account zu hacken. Am kompliziertesten war, eine Mail von Florencia durch ihr privates Mailsystem zu schicken, mit der sie einen neuen Benutzernamen und ein neues Passwort anforderte. Als ich es endlich hineingeschafft hatte, war das Ergebnis wie erwartet.
    Die auf Deer Park Underwriters ausgestellten Schecks waren einem Konto der Blue Hen namens »Tilgung« gutgeschrieben. Alle drei Monate wurde das Konto geräumt und die Summe auf ein Konto bei einer anderen Bank auf den Caymans überwiesen.
    Ich wusste, was das bedeutete. Vor mir tat sich ein Spalt im Boden auf, und beinah fiel ich hindurch. Mein Herz schien Feuer zu fangen, während es sich seinen Weg in meinen oberen Brustbereich krallte. »Nein, nein, nein, das kann nicht sein«, flüsterte ich, während das kalte, berechnende Tier im Zentrum meines Verstands sagte: Oh, doch, das kann es. Es ist genau das, wofür du es hältst.
    In diesem Moment wusste ich, was die Leute meinten, wenn sie sagten, ihre Welt hätte sich auf den Kopf gestellt. Sie meinten es wörtlich. Ich rutschte vom Stuhl und lag eine halbe Stunde rücklings auf dem Boden, ehe ich mich wieder rühren konnte.
    Ich ging in die Küche, wo Natsumi auf ihrem Laptop vor sich hin tippte, um sie herum auf dem Küchentisch aufgeschlagene Bücher, auf den Stühlen Stapel von Papieren, CD -Hüllen und weiteren Büchern. Sie blickte zufrieden auf, doch als sie mich ansah, änderte sich ihre Miene.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Es ist zu frisch. Ich brauche Zeit, um es zu verarbeiten.«
    »Okay. Krieg ich eine Kurzfassung?«
    »Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich bin in ein Paralleluniversum geschlittert.«
    »Tatsächlich.«
    Ich kniff die Augen zu und zog die Schultern hoch, als wollte ich mich gegen einen Schlag wappnen.
    »Ich wünschte, ich könnte meinem Hirn trauen«, sagte ich.
    »Ich glaube, das kannst du. Es ist ein gutes Hirn.«
    »War.«
    »Erzähl mir von dem neuen Universum.«
    »Es ist ein Ort, an dem Florencia Geld aus ihrer eigenen Agentur stiehlt.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Ich ließ sie stehen, ging in mein Schlafzimmer und legte mich hin. Ich versuchte, mich zu entspannen, meinen Körper von der schmerzhaften Realität der Schwerkraft zu befreien, die Umklammerung verkrampfter Muskeln und entzündeter Gelenke zu lockern. Draußen ging die Sonne auf, aber die Blende war unten, und das Zimmer blieb düster und schattig.
    In meinem Kopf lief immer wieder derselbe Film. Die Eröffnungsszene: Jahresende, und ein großer Kunde möchte den Rest des Budgets nutzen, um seine Prämie weit vor Fälligkeit zu bezahlen. Florencia akzeptiert großzügig einen Scheck, der auf ein Anderkonto eingezahlt werden soll. Als ein anderer Großkunde die Prämienzahlung überweist, geht die Hälfte an Deer Park Underwriters. Die andere Hälfte geht an einen legalen Versicherungsträger, und die Differenz wird aus dem Anderkonto des ersten Kunden beglichen.
    Im folgenden Monat wird einiges von den eingehenden Geldern dazu verwandt, das Defizit auf dem Anderkonto auszugleichen, einiges davon geht für volle Deckungsbeiträge drauf, aber ein wenig schlüpft zu Deer Park Underwriters und von dort in die Karibik. Das wiederholt sich Monat für Monat, Jahr für Jahr. Im Lauf der Zeit wächst Florencias Unternehmen, bis wirklich große Summen über das Treuhandkonto wandern. Glück sorgt dafür, dass alle Policen ausgezahlt werden können, wenn der Versicherungsfall eintritt, während weiterhin Teile abgeschöpft werden.
    Natsumi kam herein und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich schlug die Augen auf.
    »Du musst mir nichts erzählen, was du nicht erzählen willst«, sagte sie.
    »Doch. Ich habe dich mit hineingezogen. Es wäre unfair, etwas zu verschweigen, das sich auf dich auswirken könnte.«
    »Du hast etwas nicht begriffen«, sagte sie. »Vielleicht deshalb, weil ich es nicht ausgesprochen habe. Deshalb bin vermutlich ich diejenige, die etwas verschweigt.«
    Ich stützte mich auf die Ellbogen.
    »Was ist es?«
    »Ich bin froh, dass ich hier bin. Ich hätte es mir so nicht ausgesucht, aber die Ereignisse scheinen irgendwie vorherbestimmt. Ich habe meine Arbeit im Kasino geliebt. Ich habe mein Studium geliebt. Aber

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