Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
Vom Netzwerk:
jeder gewöhnliche Gauner, warum also der schicke Name, die Allüren, die Vorliebe für Fairfield County? Weil er Jay Gatsby ist. Ein hochkarätiger Krimineller, der sich unwiderstehlich von den oberen Zehntausend angezogen fühlt. Nicht aus Liebe, wie Gatsby, sondern wegen des Status, der damit verbunden ist. Zumindest in seinen Augen.«
    »Demnach willst du die Schlacht auf seinem Terrain austragen«, sagte sie.
    »Es ist Zeit, dass der Prophet zum Fuß des Berges geht.«
    »Ich dachte, du wärst Buddhist.«
    Während Natsumi unser Abendessen zubereitete, zog ich die hübschen Sachen an und verbrachte einige Zeit mit Recherchen am Computer. Wie so häufig war ich mit dem Thema nur oberflächlich vertraut und verbrachte deshalb die meiste Zeit damit, die Grundregeln zu lernen.
    »Wow, jetzt hab ich das Gefühl, ich müsste mich umziehen«, rief Natsumi, nachdem sie mich zu Tisch gebeten hatte.
    »Nach dem Essen kannst du mir mit der Perücke helfen.«
    Wie vermutet, besaß Natsumi eine künstlerische Ader, die viel dazu beitrug, meine erst im Entstehen begriffenen kosmetischen Fähigkeiten zu verbessern. Sie wählte eine hellbraune Perücke mit distinguierten weißen Schläfen. Dann verpasste sie mir mit Hilfe eines Bräunungsmittels einen schönen Teint, als wäre ich kürzlich von einem Golfausflug aus Arizona zurückgekehrt.
    Ich machte eine dementsprechende Bemerkung, als ich mich im Spiegel betrachtete.
    »Nächstes Mal nimmst du mich mit«, sagte Natsumi.
    »Wir brauchen andere Namen. Ich habe die Sozialversicherungsnummer eines Toten namens Henri Grenouille. Das passt zu Mr. G., dem Namen, den Little Boy gegenüber Jenkins benutzt hat. Wegen meiner Unterschrift – Auric G. Henri ist nicht Auric, aber es reicht.«
    »Wusstest du, dass Grenouille Frosch bedeutet?«
    »Sollte keine Beleidigung sein.«
    Ehe ich aufbrach, zeigte ich ihr, was ich am Computer tat, und fragte, ob sie eine Weile weitermachen könnte.
    »Heißt das, ich kann mir aussuchen, was ich will?«
    »Unbedingt. Nur keine Hemmungen.«
     
    Auf dem Weg zum Treffpunkt mit Little Boy und seinem Hofstaat rief ich ihn an.
    »Ich werde anders aussehen«, sagte ich. »Zeigen Sie keine Überraschung. Ich tue es wegen Jenkins.«
    »Verstanden«, sagte Little Boy. »Wir machen uns bereit.«
    Er wiederholte den Standort des Lieferwagens, den ich bequem rechtzeitig erreichen würde. Er sagte, er würde den Mann, der mit ihm wartete, auf meine Erscheinung vorbereiten.
    »Sonst erschießt er Sie womöglich, und dann ist der Plan im Arsch.«
    Der Lieferwagen erwartete mich wie versprochen auf dem Parkplatz eines Strip-Lokals und Motel-Komplexes am Berlin Turnpike, ein paar Meilen nördlich des Diners. Ich klopfte an die Tür, und einer von Little Boys wortkargen Bosniern ließ mich rein.
    »Scharfe Klamotten«, bemerkte er, nahm auf einem der Ledersessel Platz und wandte seine Aufmerksamkeit wieder einer Ausgabe der
Elle
zu.
    Schweigend warteten wir auf den Rest der Bande.
     
    Jenkins, der den Lieferwagen als Erster betrat, wirkte wie Anfang dreißig, obwohl sich um seine Augen die ersten tiefen Falten zeigten. Afroamerikaner, mit langen, schlaksigen Gliedern und einem Zahnstocher im Mund, schien er vollkommen entspannt. Er klatschte meinen Babysitter ab und ließ sich auf das Sofa fallen. Little Boy und ein dritter Bosnier gesellten sich zu ihm.
    »Entschuldigen Sie die Änderung«, sagte ich. »Nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Ich kenne diesen Scheiß«, antwortete er. »Erstes Treffen und so.«
    »Er hat gelacht, als wir aus der Küche kamen«, berichtete Little Boy. »Wusste gleich Bescheid. Kluger Bursche, Jenkins.«
    »Richtig. Genauso klug wie Ihre Männer, die wissen, dass sie bis zum Hals in der Scheiße stecken, wenn mir hier irgendwas passiert.«
    Little Boy schien leicht gekränkt.
    »Warum sollte es?«, sagte er. »Wir sind alle erwachsen.«
    »Richtig«, sagte ich, und die allgemeine Aufmerksamkeit verlagerte sich auf mich. »Folgendes Szenario: Ich habe die Mittel, an eine riesige Menge kostbarer Metalle zu unschlagbaren Preisen zu gelangen. Nämlich umsonst. Das erlaubt mir, es ernsthaften Interessenten zu lächerlichen Discount-Preisen anzubieten. Ich suche nach einer stabilen, langwährenden Geschäftsbeziehung und bin deshalb gern bereit, zugunsten dieser Beständigkeit und Sicherheit auf einen größeren Gewinn zu verzichten.«
    »Little Boy hat mir schon alles erklärt«, sagte Jenkins. »Erzählen Sie mir mehr über die

Weitere Kostenlose Bücher