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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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Neun-Stufen-Modell richtet sich
in erster Linie an Männer. Meine nicht unbedeutende Erfahrung sagt mir nämlich,
dass Frauen sich nur höchst selten auf Stellen bewerben, für die sie sich
selbst nicht als qualifiziert erachten. Im Gegenteil, sie sind meist
überqualifiziert. Doch selbst dann ist es kein Hexenwerk, sie in die Ecke zu
drängen, bis sie unter Tränen eingestehen, die nötigen Anforderungen nicht zu
erfüllen. Falsche Geständnisse gibt es natürlich auch bei Männern, aber das ist
in Ordnung. Sie landen ja nicht im Gefängnis, ihnen bleibt nur die
Führungsposition verwehrt, in der die Fähigkeit, Druck auszuhalten, eben eine
der gefragtesten Eigenschaften ist.
    Ich
habe überhaupt keine Skrupel, Inbaud, Reid und Buckley zu nutzen. Dieses Modell
ist wie ein Skalpell in einer Welt aus Kräutern, spirituellen Heilungsmethoden
und psychologischem Geschwätz.
    Es
beginnt in Stufe eins gleich mit der direkten Konfrontation, und viele gestehen
bereits zu diesem Zeitpunkt. Man macht den Bewerbern unmissverständlich klar,
dass man sie kennt und jede Menge Beweise für ihre mangelnde Eignung hat.
    »Vielleicht
war ich etwas voreilig, als ich zum Ausdruck gebracht habe, deine Bewerbung
könne interessant sein, Greve«, sagte ich und lehnte mich auf meinem Stuhl
zurück. »Ich habe mich ein bisschen informiert, und allem Anschein nach sind
die Aktionäre von HOTE der Meinung, du hättest als Chef versagt. Du sollst
weich gewesen sein, dir soll der Killerinstinkt gefehlt haben, und du sollst
selbst schuld daran gewesen sein, dass die Firma aufgekauft wurde. Pathfinder
fürchtet ja gerade eine solche Übernahme. Du verstehst also, dass ich etwas
Mühe habe, ausgerechnet in dir den richtigen Kandidaten zu sehen. Aber ...« Ich
hob lächelnd die Kaffeetasse an. »... lass uns trotzdem den Kaffee genießen und
ein wenig über andere Dinge reden. Wie läuft die Renovierung?«
    Clas
Greve saß aufrecht auf der anderen Seite des falschen Noguchi-Tischchens, sah
mich direkt an und lachte mir ins Gesicht.
    »Dreieinhalb
Millionen«, sagte er. »Plus Aktienoptionen natürlich.«
    »Wie
bitte?«
    »Sollte
die Unternehmensleitung von Pathfinder befürchten, die Optionen könnten mich
motivieren, den Laden für potenzielle Aufkäufer interessant zu machen, kannst
du sie ja mit einer Klausel beruhigen, dass diese Optionen im Falle einer
Übernahme wegfallen. Kein Fallschirm. Auf diese Art haben der Vorstand und ich
den gleichen Anreiz. Es geht doch darum, die Firma zu stärken und so
widerstandsfähig zu machen, dass sie selbst in der Lage ist, andere zu schlucken,
statt geschluckt zu werden. Den Optionswert können wir nach Black und Scholes
taxieren und auf meinen Lohn aufschlagen, wenn dein Drittel berechnet wird.«
    Ich
lächelte, so gut ich konnte. »Ich befürchte, du bist da etwas voreilig, Greve.
Es gibt noch einiges zu regeln. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass du
Ausländer bist und norwegische Betriebe Landsleute bevorzugen, die ...«
    »Gestern,
in der Galerie deiner Frau, hast du richtiggehend nach mir gegiert, Roger. Und
das mit Fug und Recht. Nach deinem Vorschlag habe ich versucht, mich in deine
und die Position von Pathfinder zu versetzen. Mir wurde ziemlich schnell klar,
dass sie, obwohl ich Holländer bin, reichlich Schwierigkeiten haben werden,
einen besser qualifizierten Kandidaten als mich zu finden. Das Problem war nur,
dass ich gestern noch nicht interessiert war. Aber im Laufe von zwölf Stunden
kann man viel nachdenken. Und zum Beispiel zu der Erkenntnis gelangen, dass die
Renovierung eines Hauses auf lange Sicht recht uninteressant werden kann.«
Clas Greve faltete die braungebrannten Hände.
    »Es
ist an der Zeit, dass ich wieder in den Sattel steige. Pathfinder ist
vielleicht nicht die attraktivste Gesellschaft, die ich hätte finden können,
aber sie hat Potenzial, und ein Mann mit Visionen und voller Rückendeckung
durch den Vorstand kann wirklich etwas Großes daraus machen. Es ist allerdings
nicht sicher, dass der Vorstand meine Visionen teilt, es wäre also dein Job,
uns so schnell wie möglich zusammenzubringen, um herauszufinden, ob es sich
lohnt, in dieser Richtung weiterzudenken oder nicht.«
    »Hör
mal, Greve ...«
    »Ich
bezweifle gar nicht, dass deine Methoden bei vielen Leuten funktionieren,
Roger, aber was mich angeht, kannst du dir die Schauspielerei sparen. Und
wieder anfangen, mich Clas zu nennen. Es sollte ja nur ein nettes Gespräch
werden, nicht wahr?«
    Er
hob die

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