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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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als könnte sein bräunliches Gebiss jederzeit nach
vorne schnappen und etwas aus der Luft fischen. Etwa so wie das seltsame
Geschöpf aus den Alien-Filmen. Aber
damit überforderte ich jemand mit Kjikeruds begrenzten Ambitionen natürlich. Er
war faul. Hatte aber durchaus den Wunsch, reich zu werden. Und so kam es immer
wieder zu Konflikten zwischen Ove Kjikeruds Wünschen und seinen persönlichen
Eigenschaften. Er war ein krimineller, zu Gewalt neigender Waffensammler,
wünschte sich aber eigentlich ein Leben in Frieden und Eintracht. Er begehrte,
ja er sehnte sich nach Freunden, aber irgendwie schienen die Menschen zu
spüren, dass mit ihm etwas nicht stimmte, und hielten Abstand. Und er war ein
echter, unverbesserlicher und enttäuschter Romantiker, der die Liebe
mittlerweile bei Prostituierten suchte. Zurzeit war er hoffnungslos verliebt
in eine russische, hart arbeitende Hure mit Namen Natascha, die er nicht
betrügen wollte, obwohl sie - soweit ich das in Erfahrung bringen konnte -
keinerlei Interesse an ihm hatte. Ove Kjikerud war eine Treibmine, ein Mensch
ohne Anker, eigenen Willen oder Antrieb, jemand, der mit dem Strom auf die
unabwendbare Katastrophe zutrieb. Jemand, der nur von einer anderen Person
gerettet werden konnte, die ihm einen Rettungsring zuwarf und seinem Leben Sinn
und Richtung gab. Einer Person wie mir. Jemand, der einen umgänglichen, hart
arbeitenden Mann ohne Vorstrafen als Wachleiter einstellte. Der Rest war kein
Problem gewesen.
    Ich
schaltete den PC aus und ging.
    »Ich
bin in einer Stunde wieder da, Ida.«
    Auf
der Treppe spürte ich, dass es sich definitiv falsch anhörte. Sie hieß wohl
doch Oda.
     
    Um
zwölf Uhr fuhr ich auf den Parkplatz eines Supermarktes, der laut meinem GPS
exakt dreihundert Meter von Landers Adresse entfernt lag. Das Navigationssystem
war ein Geschenk von Pathfinder, vermutlich eine Art Trostprämie, sollten wir
bei diesem Auftrag das Rennen doch nicht machen. Sie hatten mir auch eine
kurze Einführung zuteilwerden lassen, woraus das GPS - das Global Positioning
System - bestand, und mir erklärt, wie es mit Hilfe eines Netzes aus
vierundzwanzig Satelliten auf der Erdumlaufbahn in Kombination mit Funksignalen
und Atomuhren möglich war, die Position eines Menschen mit einem GPS-Sender an
jedem Ort der Welt auf drei Meter genau zu bestimmen. Wurde das Signal von vier
oder mehr Satelliten aufgefangen, war es sogar möglich, die Höhe der jeweiligen
Person auszumachen, also ob sie auf dem Boden stand oder in einem Baum saß.
Das Ganze war - ähnlich wie das Internet - vom amerikanischen Militär
entwickelt worden, unter anderem, um damit die Tomahawk-Raketen oder
Pawelow-Bomben zu dirigieren, neben all dem anderen Fallobst, das man den
Leuten irgendwann an den Kopf werfen wollte. Pathfinder hatte überdies
durchblicken lassen, dass sie Sender entwickelt hatten, die mit landbasierten
GPS-Stationen in Verbindung standen, von denen niemand wusste. Ein Netz, das
bei jedem Wetter funktionierte und mit seinen Strahlen sogar dicke Hauswände
durchdrang. Der Vorstandsvorsitzende der Firma hatte mir erklärt, was man für
das exakte Funktionieren eines GPS berücksichtigen musste, dass eine Sekunde
auf der Erde nicht gleich einer Sekunde für einen Satelliten war, der mit
Hochgeschwindigkeit durch das Weltall rauschte - die Zeit werde gebeugt, so
dass man da draußen langsamer alterte. Die Satelliten bewiesen ganz einfach
Einsteins Relativitätstheorie.
    Mein
Volvo glitt in eine Reihe Autos vergleichbarer Preisklasse, dann schaltete ich
den Motor aus. Niemand würde sich an dieses Auto erinnern. Ich nahm die schwarze
Mappe aus dem Wagen und ging bergauf zu Landers Haus. Meine Anzugjacke hatte
ich auf den Rücksitz gelegt und stattdessen einen blauen Overall ohne Logo oder
besondere Kennzeichen angezogen. Die Mütze verbarg meine Haare, und auch die
Sonnenbrille war stimmig, da es einer dieser sonnigen Herbsttage war, mit
denen Oslo so gesegnet war. Trotzdem blickte ich zu Boden, als mir eines der
philippinischen Mädchen entgegenkam, die hier im Viertel als Babysitter so
beliebt waren. In der Sackgasse, in der Lander wohnte, war niemand. Die Sonne
spiegelte sich in den Panoramafenstern. Ich blickte auf die
Breitling-Airwolf-Uhr, die Diana mir zum 35. Geburtstag geschenkt hatte. Sechs
nach zwölf. Vor sechs Minuten war der Alarm in Jeremias Landers Haus mit Hilfe eines
kleinen Zusatzprogramms auf einem PC in der Steuerungszentrale der
Wachgesellschaft deaktiviert

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