Headhunter
wäre es für Pathfinder leichter, sich HOTEs
Technologie anzueignen als umgekehrt. Nein, ich denke, es gibt nur einen
gangbaren Weg für Sie: Sie müssen die Reise allein unternehmen.«
Ich
sah, wie sich die Firmenrepräsentanten Blicke zuwarfen.
»Wie
auch immer, Ihr Lebenslauf ist beeindruckend, Herr Greve«, sagte der
Vorstandsvorsitzende. »Aber Pathfinder legt großen Wert darauf, dass das
Management von Bestand ist. Wir wollen jemand, der bleibt, einen ... wie nennt
man das in Ihrer Branche?«
»Einen
Stayer«, beeilte sich Ferdinand zu sagen.
»Einen
Stayer, ja. Ein gutes Bild. Jemand, der pflegt, was schon da ist, und Stein für
Stein weiter aufbaut. Jemand mit Geduld und Ausdauer. Ihr Lebenslauf ist...
spektakulär und dramatisch, zeigt aber nicht wirklich, ob Sie die Ausdauer und
Hartnäckigkeit haben, die wir uns von unserem neuen Geschäftsführer erwarten.«
Clas
Greve hatte dem Vorstandsvorsitzenden mit ernster Miene zugehört und nickte,
als dieser zum Ende gekommen war.
»Erst
einmal möchte ich Ihnen sagen, dass ich Ihre Einschätzung teile. Pathfinder
braucht jemanden mit diesen Eigenschaften. Andererseits ist es mir wichtig,
Ihnen deutlich zu machen, dass ich kein Interesse an dieser Herausforderung
gezeigt hätte, wenn ich nicht der Meinung wäre, der richtige Mann zu sein.«
»Und,
sind Sie das?«, fragte der andere Pathfinder-Repräsentant vorsichtig, ein
sensibler Typ, in dem ich schon vor Beginn der Vorstellungsrunde den
Pressesprecher erkannt hatte. Ich hatte schon einige von dieser Sorte
eingestellt.
Clas
Greve lächelte. Ein herzliches Lächeln, das sein hartes Gesicht nicht nur
weicher wirken ließ, sondern total veränderte. Ich hatte diesen Trick jetzt
schon ein paar Mal bei ihm erlebt, er wollte damit zeigen, dass er noch immer
ein Lausbub sein konnte. Dieses Lächeln hatte die gleiche Wirkung wie der
physische Kontakt, den Inbaud, Reid und Buckley empfahlen, der
Vertrauensbeweis, durch den ausgedrückt werden sollte, dass man sich dem
Gegenüber jetzt ganz öffnete.
»Lassen
Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen«, sagte Greve lächelnd. »Sie handelt
von etwas, das man häufig nicht unumwunden zugibt, wie ich finde. Ich möchte
Ihnen eingestehen, dass ich ein schlechter Verlierer bin. So einer, der schon
sauer wird, wenn er beim Münzenwerfen verliert.«
Amüsiertes
Gemurmel im Raum.
»Aber
die Geschichte, die Sie jetzt hören werden, sagt hoffentlich auch etwas über
meine Geduld und meine Ausdauer aus«, fuhr er fort. »Im BBE war ich einmal in
Suriname auf der Jagd nach einem leider ziemlich unbedeutenden Drogendealer
...«
Ich
sah, wie sich die beiden Männer unbewusst ein bisschen nach vorn beugten.
Ferdinand goss Kaffee nach und sah mich mit siegessicherem Lächeln an.
Clas
Greves Mund bewegte sich. Schlich sich langsam an. Kroch in Gefilde vor, in
denen er nichts zu suchen hatte. Hatte sie geschrien? Natürlich hatte sie
geschrien. Diana konnte nicht anders. Sie war eine zu leichte Beute ihrer eigenen
Begierde. Als wir das erste Mal miteinander schliefen, musste ich an die
Bernini-Skulptur der heiligen Theresa in der Kirche Santa Maria della Vittoria
denken, eine Darstellung voller Ekstase. Zum einen wegen Dianas halb geöffnetem
Mund, dem leidenden, beinahe schmerzverzerrten Gesicht, der geschwollenen Ader
und der Falte auf der Stirn. Zum anderen aber auch, weil sie schrie und ich mir
immer vorgestellt habe, dass auch Berninis Karmeliterheldin geschrien hat, als
der Engel den Pfeil aus ihrer Brust zog, um ihn gleich noch einmal in sie zu
stoßen. Ich war überzeugt, dass er es so gemacht hatte: rein, raus und wieder
rein, ein Bild göttlicher Penetration, vögeln auf erhabenste Art, aber eben
doch vögeln. Trotzdem, nicht einmal eine Heilige schrie so wie Diana. Ihr
Schrei war schmerzerfüllte Wollust, eine Pfeilspitze gegen das Trommelfell, die
einem Schauer durch den ganzen Körper jagte. Es war ein klagender, andauernder
Schrei, ein Ton, der sich hob und senkte wie ein Modellflieger. So
durchdringend, dass ich nach unserer ersten Liebesnacht mit einem Pfeifen in
den Ohren aufwachte und nach drei Wochen Beziehung schon erste Anzeichen von
Tinnitus zu spüren glaubte: ein ständiges Rauschen, wie von einem Wasserfall
oder mindestens einem Bach, sporadisch begleitet von einem Pfeifton.
Irgendwann
hatte ich einmal unbedacht meine Besorgnis über mein Gehör zum Ausdruck
gebracht, natürlich im Spaß, aber Diana hatte das ganz und gar nicht witzig
gefunden. Sie
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