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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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gekommen?«
    »Einfach
geraten.« Die Fahrstuhltüren schlossen sich. »Und es hat dir wirklich gereicht,
ihn festzunehmen?«
    Greve
zog die Augenbrauen hoch. »Fällt es dir schwer, das zu glauben?«
    Ich
zuckte mit den Schultern. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
    »Eigentlich
wollte ich ihn umbringen«, sagte Greve.
    »Hattest
du so viel zu rächen?«
    »Ja.«
    »Und
was für eine Strafe steht im niederländischen Militär auf Mord?«
    »Man
muss nur dafür sorgen, dass man nicht entdeckt wird. Curare. Beziehungsweise
das handelsübliche Suxamethonium.«
    »Gift?
Wie in den Giftpfeilen?«
    »Das nutzen die Headhunter in unserem Teil der
Welt.« Ich nahm an, dass die Zweideutigkeit dieser Aussage beabsichtigt war.
    »Eine
Suxamethoniumlösung in einem traubengroßen Gummiball mit einer winzigen, kaum
sichtbaren Nadel. Man versteckt das Ganze in der Matratze des Zielobjekts. Legt
sich die Person hin, drückt sich die Nadel durch die Haut, während der
Gummiball vom Gewicht zusammengedrückt wird, so dass das Gift in den Körper
injiziert wird.«
    »Aber
er war zu Hause«, sagte ich. »Und es gab eine Zeugin, seine Freundin.«
    »Genau.«
    »Wie
hast du ihn dazu gebracht, seine Komplizen zu verraten?«
    »Ich
habe einen Deal mit ihm gemacht. Mein Kollege hat ihn festgehalten, während ich
seine Hand in den Fleischwolf steckte und ihm zu verstehen gab, dass wir sie
kleinmüllern und er dann zusehen darf, wie unser Hund das Hackfleisch frisst.
Er hat geredet wie ein Kind.«
    Ich
nickte und sah die Szene vor meinem inneren Auge. Die Fahrstuhltüren öffneten
sich, und wir gingen zum Ausgang. Ich hielt ihm die Tür auf. »Und was ist
passiert, nachdem er geredet hatte?«
    »Was
soll dann passiert sein?« Greve blinzelte in den Himmel.
    »Hast
du deinen Teil des Deals eingehalten?«
    »Ich
...«, sagte Greve, fischte eine Maui-Jim-Titanium-Sonnenbrille aus der
Brusttasche und setzte sie auf. »... halte meinen Teil des Deals immer ein.«
    »Eine
einfache Festnahme also, sonst nichts? Das war alles - nach zwei Monaten Jagd
und dem ständigen Risiko, selbst dabei zu sterben?«
    Greve
lachte leise. »Das verstehst du nicht, Roger. Eine Jagd aufzugeben, ist für
jemanden wie mich ganz einfach keine Option. Ich bin wie mein Hund: ein
Resultat aus Dressur und der Kombination gewisser Gene. Risiko existiert nicht.
Einmal abgefeuert bin ich wie eine wärmesuchende Lenkwaffe, die sich von
nichts mehr stoppen lässt, sondern sich von ganzem Herzen die eigene Explosion
wünscht. Denk mal darüber nach, du hast im Studium doch auch Psychologie gehabt.«
Er legte mir die Hand auf den Arm, deutete ein Lächeln an und flüsterte: »Aber
behalt die Diagnose für dich!«
    Ich blieb stehen und
hielt die Tür auf. »Und das Mädchen? Wie hast du das zum Sprechen gebracht?«
    »Sie war vierzehn.«
    »Ja und?«
    »Was glaubst du?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Greve
seufzte tief. »Ich verstehe nicht, wie du so einen Eindruck von mir bekommen
konntest, Roger. Ich verhöre keine minderjährigen Mädchen. Ich habe sie
persönlich nach Paramaribo gefahren, ihr von meinem Sold ein Flugticket
gekauft und sie eigenhändig ins erste Flugzeug nach Hause gesetzt, bevor die
surinamischen Behörden sie in die Finger bekamen.«
    Ich
sah ihm nach, während er mit langen Schritten auf einen silbergrauen Lexus GS 430 zuging.
    Der
Herbsttag war strahlend schön. An meinem Hochzeitstag hatte es geregnet.
     
    Kapitel 1o
     
    Herzfehler
     
    Ich
drückte zum dritten Mal auf die Klingel von Lotte Madsen. Ihr Name stand zwar
nicht auf dem Schild, ich hatte aber oft genug auf diesen Knopf neben der Tür
in der Eilert Sundts gate gedrückt, um zu wissen, dass sie hier wohnte.
    Die
Dunkelheit und die Kälte waren ganz schnell gekommen. Ich fror. Sie hatte
lange gezögert, als ich sie nach dem Lunch von der Arbeit aus angerufen und
gebeten hatte, sie an diesem Abend um acht besuchen zu dürfen. Als sie mir endlich
ziemlich einsilbig die Audienz gewährte, verstand ich, dass sie in diesem
Moment vermutlich ein Versprechen brach, das sie sich selbst gegeben hatte:
nichts mehr mit dem Mann zu tun haben zu wollen, der sie so entschlossen
verlassen hatte.
    Der
Türöffner summte, und ich riss die Tür auf, als fürchtete ich, nie wieder eine
zweite Chance zu bekommen. Ich nahm die Treppe, weil ich nicht das Risiko
eingehen wollte, im Fahrstuhl neben irgendeinem neugierigen Nachbarn zu stehen,
der sich die Zeit nahm, mich anzustarren und dumme Schlussfolgerungen

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