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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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darf ich fragen, was
das mit mir zu tun hat?«
    Meine
Frage blieb unbeantwortet, ich sah Sunded aber an, dass er nachdachte. Und
plötzlich drehte er sich zur Rückbank um und sah mich an. »Gut, wir können das
ebenso gut schon hier hinter uns bringen. Wir wissen, dass Sie es waren, der
ihn umgebracht hat, Kjikerud, Sie haben nicht die Spur einer Chance.
Schließlich haben wir eine Leiche und einen Tatort und genug Beweise, die Sie
mit beiden in Verbindung bringen.«
    Ich
hätte schockiert sein müssen, mein Herz hätte rasen oder ins Stocken geraten
müssen, oder wie immer es reagierte, wenn man einen Polizisten triumphierend
sagen hörte, er habe ausreichend Beweise, um einen lebenslänglich hinter Gitter
zu bringen. Aber ich war nicht schockiert, und mein Herz raste auch nicht. Denn
ich hörte keinen triumphierenden Polizisten, ich hörte Inbaud, Reid und
Buckley. Schritt eins. Die direkte Konfrontation. Oder wie es im Handbuch
heißt: Mach dem Verdächtigen zu Beginn des Verhörs deutlich klar, dass du
alles weißt. Sag »wir« oder »die Polizei« und niemals »ich«. Du musst »wissen«
und nicht »glauben«. Verdreh das Selbstbild des Verdächtigen, rede Personen
mit niedrigem Status mit »Herr« an und solche mit hohem Status mit dem
Vornamen.
    »Aber
unter uns gesagt«, fuhr Sunded fort und senkte die Stimme auf eine Art, die
Vertraulichkeit signalisierte: »Nach allem, was ich gehört habe, ist Sindre Aa
kein großer Verlust. Wenn Sie diesem Griesgram nicht den Garaus gemacht hätten,
hätte das hoffentlich jemand anders erledigt.«
    Ich
unterdrückte ein Gähnen. Schritt zwei. Sympathisiere mit dem Verdächtigen und
spiele die Tat herunter.
    Sunded
fuhr fort, als ich nicht antwortete. »Ich habe aber auch eine gute Nachricht
für Sie. Wenn Sie von sich aus schnell ein Geständnis ablegen, wird sich das
positiv auf Ihr Strafmaß auswirken.«
    Na,
so was - das konkrete Versprechen! Diese Taktik schlossen Inbaud, Reid und
Buckley eigentlich vollkommen aus. Das war eine juristische Finte, auf die
eigentlich nur Leute zurückgriffen, die wirklich verzweifelt waren. Dieser Mann
wollte wirklich so schnell wie möglich aus der Hedmark weg.
    »Also,
warum haben Sie es getan, Kjikerud?«
    Ich
blickte aus dem Seitenfenster. Felder. Höfe. Felder. Höfe. Ein Bach. Felder.
Wunderbar einschläfernd.
    »Nun,
Kjikerud?« Ich hörte Sundeds Finger auf dem Beautycase herumtrommeln.
    »Sie
lügen«, sagte ich.
    Das
Trommeln hörte auf. »Sagen Sie das noch mal.«
    »Sie
lügen, Sunded. Ich habe keine Ahnung, wer Sindre Aa ist, und Sie haben
keinerlei Beweise gegen mich.«
    Sundeds
Lachen klang wie ein Rasenmäher. »Nicht? Nun, dann erklären Sie uns mal, wo Sie
die letzten vierundzwanzig Stunden waren. Tun Sie uns den Gefallen, Kjikerud?«
    »Vielleicht«,
sagte ich. »Wenn Sie mir sagen, worum es in diesem Fall geht.«
    »Knall
ihm eine!«, spuckte der Pickelige. »Endride, gib ihm ...!«
    »Halten
Sie den Mund«, sagte Sunded ruhig und wandte sich wieder zu mir. »Und warum sollten
wir Ihnen das sagen, Kjikerud?«
    »Weil
ich dann vielleicht mit Ihnen rede. Wenn nicht, halte ich meinen Mund, bis mein
Anwalt gekommen ist. Aus Oslo.« Ich sah Sundeds Lippen schmal werden und fügte
hinzu: »Morgen vielleicht, wenn wir Glück haben ...«
    Sunded
neigte den Kopf zur Seite und studierte mich, als wäre ich ein Insekt, von dem
er noch nicht genau wusste, ob er es in seine Sammlung aufnehmen oder einfach
zerquetschen sollte.
    »Okay,
Kjikerud. Es fing damit an, dass Ihr Nebenmann da einen Anruf bekommen hat, ein
herrenloser Traktor stünde irgendwo mitten auf der Straße. Er fand den Traktor
und einen ganzen Schwarm Krähen, die sich an dem Lunchpaket zu schaffen
machten, das hinten am Siloschneider hing. Die Weichteile des Hundes waren
schon weg. Dieser Traktor gehörte Sindre Aa, aber aus verständlichen Gründen
ging der nicht ans Telefon, als man ihn anrief, so dass schließlich jemand zu
ihm hochfuhr und ihn in dem Schaukelstuhl fand, in den Sie ihn gesetzt hatten.
In der Scheune fanden wir einen Mercedes mit kaputtem Motor und
Nummernschildern, die ihn als Ihr Fahrzeug auswiesen, Kjikerud. Als Nächstes
brachte die Polizei in Elverum den toten Hund mit einem Routinebericht aus dem
Krankenhaus in Verbindung: Ein halb bewusstloser Mann, dessen Kleider über und
über voller Scheiße waren, sei mit einem üblen Hundebiss eingeliefert worden.
Sie riefen an, und der diensthabende Krankenpfleger bestätigte, dass der
Bewusstlos

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