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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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an die Tür,
wenn ein Patient auf der Bettpfanne sitzt.«
    Der
Lauf zeigte nun wieder direkt auf mich, und ich sah, wie sich sein Finger auf
den Abzug legte. Er hatte die Pistole nicht angehoben, vermutlich wollte er aus
der Hüfte schießen, so wie das James Cagney in den Gangsterfilmen der 40er und 50er Jahre mit unglaublicher
Treffsicherheit getan hatte. Dummerweise sagte mir meine innere Stimme, dass
bestimmt auch Clas Greve zu diesen unglaublich treffsicheren Schützen gehörte.
    »Ich
denke, das ist durchaus angemessen«, sagte Greve, der die Augen in Erwartung
des Knalls bereits etwas zusammengekniffen hatte. »Der Tod ist trotz allem
Privatsache, nicht wahr?«
    Ich
schloss die Augen. Ich hatte die ganze Zeit über recht gehabt. Ich war im
Himmel. »Entschuldigen Sie, Doktor!« Die Stimme hallte im Raum wider.
    Ich
öffnete die Augen und sah drei Männer hinter Greve stehen, während die Tür sich
langsam schloss.
    »Wir
sind von der Polizei«, sagte die Stimme, die zu dem Mann in Zivil gehörte. »Es
geht hier um einen Mordfall, deswegen konnten wir auf das Schild an der Tür
leider keine Rücksicht nehmen.«
    Ich
sah, dass mein rettender Engel tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit
erwähntem James Cagney hatte, aber vielleicht lag das auch nur an dem grauen
Trenchcoat. Oder an dem Medikament, das sie mir gegeben hatten, denn seine beiden
Kollegen in den schwarzen Uniformen mit dem schwarzweiß karierten
Reflektorband (das mich an Matschanzüge denken ließ) verwirrten mich
vollkommen: Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen: fett wie Schweine und
riesengroß.
    Greve
stand an meinem Bett wie versteinert und starrte mich voller Wut an, ohne sich
umzudrehen. Die Pistole, die die Polizisten hinter ihm nicht sehen konnten,
zeigte noch immer direkt auf mich.
    »Ich
hoffe, wir stören mit diesem kleinen Mord nicht allzu sehr, Herr Doktor?«,
sagte der Polizist in Zivil spitz und ließ keinen Zweifel daran, wie sehr es
ihn ärgerte, dass der Mann im weißen Kittel ihn vollständig ignorierte.
    »Nicht
doch«, sagte Greve, wandte ihnen aber noch immer den Rücken zu. »Der Patient
und ich waren gerade fertig.« Er öffnete seinen Arztkittel und steckte sich die
Waffe vorne unter den Hosenbund.
    »Ich
... ich ...«, begann ich, wurde aber von Greve unterbrochen: »Bleiben Sie
ruhig, ich informiere Ihre Frau Diana über Ihren Zustand. Überlassen Sie das
ruhig uns. Haben wir uns verstanden?«
    Ich
konnte nur blinzeln. Greve beugte sich über das Bett und tätschelte durch die
Decke mein Knie.
    »Wir
müssen vorsichtig sein, verstanden?«
    Ich
nickte stumm. Das musste definitiv an dem Medikament liegen, so entsetzlich
konnte die Wirklichkeit doch gar nicht sein.
    Greve
richtete sich lächelnd auf: »Diana hat übrigens recht. Sie haben wirklich
schöne Haare.«
    Er
drehte sich um, senkte den Kopf und blickte auf seine Schreibunterlage. Als er
an den Polizisten vorbeiging, sagte er: »Er steht jetzt bis auf weiteres ganz
zu Ihrer Verfügung.«
    Die
Tür schloss sich hinter Greve, und James Cagney trat vor:
    »Mein
Name ist Sunded.«
    Ich
nickte langsam und spürte, wie mir die Bandage in den Hals schnitt: »Sie kommen
keine Sekunde zu früh, Sundet.«
    »Sunded«,
wiederholte er ernst. »Mit >d< am Ende. Ich bin vom Kriminalamt in Oslo
und ermittle in einem Mordfall. Das hier sind Endride und Eskild Monsen von der
Polizei in Elverum.«
    Ich
musterte die beiden beeindruckt. Zwei Zwillingswalrösser in identischen
Uniformen und mit identischen Barten. Wirklich viel Polizei für wenig Geld.
    »Zuerst
möchte ich Sie über Ihre Rechte aufklären«, begann Sunded.
    »Moment
mal!«, rief ich. »Was soll das heißen?«
    Sunded
lächelte müde. »Das bedeutet, dass Sie verhaftet sind, Herr Kjikerud.«
    »Kji...«
Ich biss mir auf die Zunge. Sunded wedelte mit etwas, das ich als Kreditkarte
erkannte. Eine blaue Kreditkarte. Oves Kreditkarte. Aus meiner Tasche. Sunded
zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Cool«,
sagte ich. »Weswegen bin ich verhaftet?«
    »Wegen
des Mordes an Sindre Aa.«
    Ich
starrte Sunded an, während er mit alltäglichen und selbst gewählten Worten -
statt mit dem vaterunserartigen Standardsprüchlein aus amerikanischen Filmen -
erklärte, dass ich das Recht auf einen Anwalt hatte und keine Aussage zu machen
brauchte. Er schloss damit, dass der Oberarzt ihnen gestattet habe, mich
abzuholen, sobald ich aufgewacht sei. Ich hätte schließlich nur eine kleine
Fleischwunde im Nacken.
    »Ist
in

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