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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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mehr hatte. Greve hatte keine Kontakte zur Polizei und hatte
mich zum Schluss auch nicht mehr über Telenor finden können. Aber wie hatte er mich dann gefunden?
    »Kjikerud?
Hallo?«
    Die
Staubwolke auf dem Feldweg hatte ein höheres Tempo, als ich anfangs angenommen
hatte. Ich sah die Straßenkreuzung, der wir uns näherten, und hatte mit einem
Mal den Eindruck, dass diese Wolke uns angepeilt hatte und wir auf Kollisionskurs
waren. Hoffentlich wusste der Fahrer des anderen Autos, dass wir Vorfahrt
hatten.
    Aber
vielleicht sollte der Pickelige ihm ein Zeichen geben und auf die Hupe drücken.
Gib ihm ein Zeichen. Hup. Was hatte Greve im Krankenhaus gesagt? »Diana hat
recht. Du hast wirklich schöne Haare.« Ich schloss die Augen und spürte ihre
Hände in meinen Haaren. Unten in der Garage. Ihr Geruch. Irgendwie anders. Sie
hatte nach ihm gerochen, nach Greve. Nein, nicht nach Greve. Nach HOTE. Die uns
längst angepeilt hatten. Und wie in Zeitlupe fielen alle Puzzleteilchen an
ihren Platz. Warum hatte ich das nicht gleich kapiert? Ich öffnete die Augen.
    »Wir
sind in Lebensgefahr, Sunded.«
    »Der
Einzige, der hier in Gefahr ist, sind Sie, Kjikerud. Oder wie auch immer Sie
heißen.«
    »Was?«
    Sunded
blickte in den Spiegel und hob die Kreditkarte hoch, die er mir im Krankenhaus
gezeigt hatte.
    »Sie
sehen dem Typ hier auf dem Bild nicht gerade ähnlich. Und als ich mir Kjikeruds
Akte angesehen habe, stand da, er sei eins dreiundsiebzig. Und Sie sind ... wie
groß? Eins fünfundsechzig?«
    Es
war still geworden im Auto. Ich starrte auf die Staubwolke, die sich rasch
näherte. Das war kein Auto. Das war ein Lastwagen mit Anhänger. Er war jetzt so
nah, dass ich die Schrift auf der Seite lesen konnte. »Sigdal-Küchen«.
    »Eins
achtundsechzig«, sagte ich.
    »Verdammt
noch mal, wer sind Sie dann?«, brummte Sunded.
    »Ich
bin Roger Brown. Und der LKW, der da gerade von links kommt, ist der gestohlene
Sattelzug von Karisen.« Alle Köpfe drehten sich nach links.
    »Was
zum Teufel geht da vor?«, fragte Sunded mürrisch.
    »Was
da vorgeht?«, sagte ich. »Ganz einfach. Der Lastwagen da wird von einem Typen
namens Clas Greve gefahren. Er weiß, dass ich in diesem Auto sitze, und hat die
Absicht, mich zu töten.«
    »Wie
...«
    »Er
hat ein GPS-Ortungsgerät, mit dem er mich finden kann, wo auch immer ich mich
aufhalte. Und er tut das, seit meine Frau mir heute Morgen mit einer Hand
voller Gel durch die Haare gestrichen hat, in dem sich mikroskopisch kleine
Sender befanden. Die kleben jetzt an meinen Haaren und können auch nicht
herausgewaschen werden.«
    »Lassen
Sie diesen Unsinn«, fauchte der Mann vom Kriminalamt.
    »Sunded
...«, begann der Pickelige. »Das ist wirklich Karlsens Sattelzug.«
    »Wir
müssen anhalten und sofort umkehren«, sagte ich. »Sonst tötet er uns alle!
Machen Sie schon!«
    »Fahren
Sie weiter«, befahl Sunded.
    »Kapieren
Sie denn nicht, was hier geschehen wird?«, rief ich. »Sie sind gleich tot,
Sunded.«
    Sunded
begann wieder sein Rasenmäherlachen, aber diesmal schien das Gras irgendwie zu
hoch zu sein. Denn jetzt sah auch er ... dass es zu spät war.
     
    Kapitel
17
     
    Sigdal-Küchen
     
    Eine
Kollision zwischen zwei Fahrzeugen ist ganz einfache Physik. Alles ist dem
Zufall überlassen, doch sämtliche Zufälle lassen sich durch die Gleichung
»Kraft mal Zeit = Masse mal Geschwindigkeitsänderung« in einen logischen Zusammenhang
bringen. Setzt man die Zufälle in diese Gleichung ein, bekommt man eine ebenso
einfache wie gnadenlose Geschichte. Eine Geschichte, die einem vielleicht
erklärt, was geschieht, wenn ein voll beladener Lastzug mit 25 Tonnen Gewicht und einer Geschwindigkeit von 80 km/h mit einem PKW mit 1800 kg Gewicht (die Monsen-Zwillinge mitgerechnet) und gleicher
Geschwindigkeit zusammenstößt. Ausgehend von Zufällen wie Treffpunkt,
Beschaffenheit der Karosserie oder der Position der Körper zueinander gibt es
unzählige Varianten. Doch etwas haben all diese Varianten gemeinsam: Es sind
Tragödien. Und der PKW hat definitiv ein Problem.
    Als
der Lastzug, gefahren von Clas Greve, um 10 .13 Uhr den Wagen Null Eins, einen Volvo 740, Baujahr 1989, am
vorderen Kotflügel traf, und zwar ziemlich nah an der Fahrertür, wurden der
Motorblock, beide Vorderräder und die Beine des Pickeligen seitlich durch die
Karosserie verschoben und der Wagen in die Luft geschleudert. Airbags wurden
nicht ausgelöst, denn die werden bei Volvo erst seit 1990 eingebaut. Der Polizeiwagen -

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