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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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eine Kreditkarte in der Tasche gehabt hatte, auf der der Name Ove
Kjikerud stand. Und schwups - hier sind wir.«
    Ich
nickte. So hatten sie mich also gefunden. Aber wie um alles in der Welt hatte
Greve das so hingekriegt? Diese Frage kreiste noch immer unbeantwortet in
meinem zugegeben etwas tauben Hirn. Und dann kam mir auf einmal in den Sinn,
dass Greve Kontakte zur lokalen Polizei haben könnte. Kannte er jemand, der es
ihm ermöglicht hatte, noch vor der Polizei ins Krankenhaus zu kommen? Nein!
Dann wären sie nicht so ins Krankenzimmer geplatzt und hätten mich gerettet.
Nein, wieder falsch! Denn für ihr überraschendes Auftauchen war ja Sunded
verantwortlich, und der gehörte nicht zur lokalen Polizei, sondern war vom
Kriminalamt in Oslo. Ich spürte Kopfschmerzen aufkommen, als sich der nächste
Gedanke meldete: Aber was, wenn meine Vermutung stimmte? War ich dann im
Polizeigewahrsam wirklich sicher? Plötzlich vermittelte mir der synchrone Atem
der Monsen-Zwillinge keine Sicherheit mehr. Meine Ruhe war weg, mit einem Mal
vertraute ich nichts und niemandem mehr. Abgesehen vielleicht von einem
Menschen: dem, der nicht dazugehörte. Dem Mann mit dem Beautycase. Ich musste
die Karten auf den Tisch legen und Sunded alles erzählen, ihn dazu bringen,
mich auf eine andere Dienststelle zu bringen. Elverum war sicher korrupt.
Vermutlich saß in diesem Streifenwagen mindestens ein Maulwurf.
    Das
Funkgerät knisterte: »Wagen Null Eins, kommen!«
    Der
Pickelige griff zum Mikro. »Ja, Lise?«
    »Vor
dem Bamse Pub steht kein Lastwagen. Over.«
    Wenn
ich Sunded alles erzählte, musste ich natürlich eingestehen, ein Kunstdieb zu
sein. Aber wie sollte ich die Polizei davon überzeugen, dass ich Ove in
Notwehr erschossen hatte, ja dass es sich beinahe um einen Unfall gehandelt
hatte? Der Mann war durch Greves Betäubungsmittel ja so weggetreten gewesen, dass
er beinahe über Kreuz sah.
    »Streng
dich an, Lise. Hör dich um. In dieser Gegend kann man keinen achtzehn Meter
langen Sattelzug verstecken, okay?«
    Die
Stimme, die ihm antwortete, klang sauer: »Karisen sagt, dass du das Auto vor
ihm finden solltest, schließlich bist du Polizist und noch dazu sein Schwager.
Over.«
    »Verdammt
noch mal, Lise, das kannst du vergessen!«
    »Er
meint, das war wirklich nicht zu viel verlangt, du hättest schließlich seine am
wenigsten hässliche Schwester gekriegt.«
    Ich
wurde vom Lachen der Monsen-Zwillinge durchgeschüttelt.
    »Sag
dem Trottel, dass wir heute endlich mal richtige Polizeiarbeit zu erledigen
haben«, fauchte der Pickelige. »Over und aus.«
    Ich
hatte keine Ahnung, wie ich dieses Spiel spielen sollte. Es war nur eine Frage
der Zeit, bis herauskam, dass ich eine andere Identität hatte. Sollte ich es
ihnen gleich sagen, oder war das ein Trumpf, den ich besser später aus dem
Ärmel ziehen sollte?
    »Jetzt
sind Sie an der Reihe, Kjikerud«, sagte Sunded. »Ich habe Sie mal ein bisschen
überprüft. Sie sind ja ein alter Bekannter. Und laut unseren Papieren
unverheiratet. Wie soll ich da denn die Worte dieses Arztes verstehen, dass er
sich um Ihre Frau kümmern will? Diana, nicht wahr?«
    Damit
hatte dieser Trumpf also seinen Wert verloren. Ich blickte seufzend aus dem
Seitenfenster. Brachland und Felder. Keine entgegenkommenden Autos, keine
Häuser. Nur in der Ferne konnte man die Staubwolke eines Traktors oder eines
Autos auf einem Feldweg erkennen.
    »Ich
weiß nicht«, antwortete ich. Ich musste nachdenken, einen klaren Gedanken
fassen. Das ganze Schachbrett im Auge behalten.
    »Was
hatten Sie für eine Beziehung zu Sindre Aa, Kjikerud?«
    Es
begann mich zu ermüden, ständig mit einem fremden Namen angesprochen zu werden.
Ich wollte schon antworten, als mir plötzlich klar wurde, dass ich mich geirrt
hatte. Schon wieder. Die Polizei hielt mich ja wirklich für Ove Kjikerud! Das
war der Name des Patienten, der ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Und
wenn sie diese Nachricht an Greve weitergegeben hatten, warum war der dann
aufgetaucht, um einen Kjikerud zu besuchen? Schließlich hatte er noch nie von
diesem Mann gehört. Auf der ganzen Welt wusste niemand, dass Ove Kjikerud etwas
mit mir - Roger Brown - zu tun hatte! Das passte einfach alles nicht zusammen.
Er musste mich irgendwie anders gefunden haben.
    Ich
sah die Staubwolke über das Feld näher kommen.
    »Haben
Sie meine Frage verstanden, Kjikerud?«
    Zuerst
hatte Greve mich in der Hütte aufgespürt. Dann im Krankenhaus. Und das, obwohl
ich kein Handy

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