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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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den Sieg nicht so einfach einfahren konnten, wie
wir uns das erhofft hatten. Als Diana mich anrief und erzählte, dass du dich
doch gegen mich entschieden hattest...« Er verdrehte betont theatralisch die
Augen. »Kannst du dir den Schock vorstellen, Roger? Die Enttäuschung? Die Wut? Ich
konnte einfach nicht verstehen, was dir an mir nicht gefiel. Warum, Roger,
warum? Was habe ich dir getan?«
    Ich
schluckte. Er wirkte so unglaublich entspannt, als hätte er alle Zeit der Welt,
um mir die Kugel in die Stirn oder ins Herz zu setzen, oder welchen Körperteil
auch immer er sich bei mir ausgeguckt hatte.
    »Du
bist zu klein«, sagte ich.
    »Wie
bitte?«
    »Und
dann hast du Diana dazu gebracht, diesen Gummiball mit Suxamethonium unter der
Sitzmatte zu platzieren? Sollte sie mir das Leben nehmen, damit ich dich nicht
von der Liste der möglichen Kandidaten streiche?«
    Greve
runzelte die Stirn. »Suxamethonium? Interessant, dass du wirklich überzeugt
bist, deine Frau wäre bereit, für ein Kind und ein kleines Stückchen Glück
einen Mord zu begehen. Vielleicht hast du ja recht. Aber darum habe ich sie
wirklich nicht gebeten. Der Gummiball enthielt eine Mischung aus Ketalar und
Dormicum, ein schnell wirkendes Betäubungsmittel. Es ist sehr stark und
wirklich nicht ungefährlich. Wir wollten dich betäuben, wenn du dich morgens
in den Wagen setzt, und dann sollte Diana dich zu einem vorher abgesprochenen
Treffpunkt fahren.«
    »Was
für ein Treffpunkt?«
    »Eine
Hütte, die ich gemietet hatte. So ähnlich wie die, in der ich dich gestern zu
finden hoffte. Aber mit einem freundlicheren und weniger neugierigen
Vermieter.«
    »Und
da sollte ich ...«
    »Überredet
werden.«
    »Wie
das?«
    »Du
weißt schon. Mit kleinen Anreizen. Drohungen, wenn nötig.«
    »Folter?«
    »Folter
hat durchaus unterhaltsame Seiten, aber erstens hasse ich es, anderen als mir
selbst Schmerzen zuzufügen, und zweitens ist Folter ab einem gewissen Moment
viel weniger effektiv als landläufig angenommen. Also nein, an richtig intensive
Folter hatten wir nicht gedacht. Nur ein bisschen, damit du auf den Geschmack
kommst und die grenzenlose Angst vor den Schmerzen geweckt wird, die in jedem
von uns steckt. Es ist nämlich die Angst und nicht der Schmerz, der dich
gefügig macht. Bei einem zielgerichteten, professionellen Verhör geht man nie
über diese leichte, assoziative Form der Folter hinaus ...« Er grinste. »...
auf jeden Fall steht das so in den CIA -Richtlinien.
Und die sind besser als das FBI- Modell,
das du benutzt, oder was meinst du, Roger?«
    Ich
spürte, dass ich unter meinem Verband zu schwitzen begonnen hatte. »Und was
wolltest du erreichen?«
    »Dass
du die Anstellungsempfehlung ausfüllst und wie geplant unterschreibst. Wir
hätten sie sogar für dich frankiert und zur Post gebracht.«
    »Und
wenn ich es nicht getan hätte? Noch ein bisschen mehr Folter?«
    »Wir
sind keine Unmenschen, Roger. Wenn du dich geweigert hättest, hätten wir dich
einfach dabehalten. Bis Alfa die Anstellungsformalitäten einem deiner Kollegen
übertragen hätte. Vermutlich deinem Mitarbeiter. Ferdinand heißt der, nicht
wahr?«
    »Ferdy«,
sagte ich mürrisch.
    »Genau.
Der schien doch ganz positiv eingestellt zu sein. Genauso wie der
Vorstandsvorsitzende und der Pressesprecher. Das hast du doch auch so gesehen,
oder? Es trifft doch wohl zu, dass ich nur noch durch eine negative Beurteilung
von Roger Brown persönlich gestoppt werden konnte? Siehst du, wir hätten dir
also gar nicht zu schaden brauchen.«
    »Du
lügst«, sagte ich.
    »Tue
ich das?«
    »Du
hattest nie vor, mich am Leben zu lassen. Warum solltest du mich anschließend
laufen lassen und das Risiko eingehen, dass ich dich verrate?«
    »Ich
hätte dir einen guten Rat gegeben: Ewiges Leben gegen ewiges Schweigen.«
    »Betrogene
Ehemänner sind nicht gerade zuverlässige Geschäftspartner, Greve. Und das
weißt du.«
    Greve
strich sich mit dem Lauf der Waffe über das Kinn. »Mag sein. Doch, vielleicht
hast du recht. Wir hätten dich wohl getötet. Aber das war jedenfalls der Plan,
wie ich ihn Diana erzählt habe. Und sie hat mir geglaubt.«
    »Weil sie es glauben
wollte.«
    »Östrogen macht blind,
Roger.«
    Ich
wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Verdammt, warum kam denn keiner ...?
    »In
dem Schrank, in dem ich diesen Kittel gefunden habe, lag auch so ein BITTE
NICHT STÖREN -Schild«, sagte Greve, als hätte er meine
Gedanken gelesen. »Ich glaube, die hängen diese Schilder draußen

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