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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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Ordnung«, sagte ich, noch bevor er mit seiner Erklärung am Ende war. »Ich
komme mehr als gerne mit.«
     
    Kapitel
1 6
     
    Wagen
Null Eins
     
    Es zeigte sich, dass das Krankenhaus auf dem Land ein Stück außerhalb
von Elverum lag. Erleichtert sah ich die matratzenähnlichen, weißen Gebäude
hinter mir verschwinden, ohne auch nur irgendwo einen silbergrauen Lexus zu
sehen.
    Der
Wagen, in dem wir saßen, war ein alter, aber gepflegter Volvo mit derart rauem
Motorengeräusch, dass ich den Verdacht hatte, er wäre für private Rennen
genutzt worden, bevor man ihn zum Polizeiauto umlackierte.
    »Wo
sind wir?«, fragte ich vom Rücksitz, wo ich zwischen den gewaltigen Körpern von
Endride und Eskild Monsen eingeklemmt saß. Meine Kleider, das heißt Oves,
waren in die Reinigung gegeben worden, aber ein Krankenpfleger hatte uns ein
Paar Tennisschuhe und einen grünen Jogginganzug mit den Initialen des
Krankenhauses gegeben und mit Nachdruck darum gebeten, die Sachen gewaschen wieder
zurückzubringen. Außerdem waren mir alle Schlüssel und Oves Geldbörse
ausgehändigt worden.
    »Hedmark«,
sagte Sunded vom gunshot seat aus,
dem Beifahrersitz.
    »Und
wohin fahren wir?«
    »Das
geht Sie nichts an«, fauchte der junge, aknegezeichnete Fahrer und blickte
eiskalt in den Rückspiegel. Bad cop. Schwarze
Nylonjacke mit gelben Buchstaben auf dem Rücken. »Ko-Daw-Ying-Club Elverum«.
Vermutlich wieder so eine geheimnisvolle, sehr neue, aber trotzdem uralte Kampfsportart.
Er kaute so frenetisch Kaugummi, dass seine Kiefermuskulatur im Vergleich zum
restlichen Körper schon überdimensioniert wirkte. Der pickelige Jüngling war
so dünn und schmal, dass seine Arme ein V bildeten, wenn er wie jetzt das
Lenkrad hielt.
    »Achten
Sie auf die Straße«, sagte Sunded leise.
    Der
Pickelige murmelte etwas und starrte missmutig auf den geraden Asphaltstreifen,
der sich durch die unglaublich flache Kulturlandschaft zog.
    »Wir
bringen Sie auf die Polizeidienststelle nach Elverum, Kjikerud«, sagte Sunded.
»Ich bin aus Oslo hier hoch gekommen und soll Sie heute, wenn nötig auch noch
morgen verhören. Oder übermorgen. Ich hoffe, Sie spielen mit, ich hab nämlich
nichts übrig für die Hedmark.« Er trommelte mit den Fingern auf einen kleinen,
beautycase-artigen Reisekoffer, den Endride ihm nach vorne gegeben hatte, weil
zwischen uns dreien einfach kein Platz mehr auf dem Rücksitz gewesen war.
    »Ich
spiele mit«, sagte ich und spürte, dass meine Arme mir langsam einschliefen.
Die Monsen-Zwillinge atmeten in gleichmäßigem Takt, was bedeutete, dass ich
alle vier Sekunden zusammengedrückt wurde wie eine Mayonnaisetube. Ich fragte
mich, ob ich einen der beiden bitten sollte, in einem anderen Rhythmus zu
atmen, ließ es aber bleiben. Nachdem ich schon kurz davor gewesen war, von
Greve im Krankenhaus erschossen zu werden, empfand ich die jetzige Enge in gewisser
Weise sogar als Sicherheit. Es erinnerte mich an meine Kindheit, wenn ich mit
meinem Vater zur Arbeit fahren durfte, weil Mutter krank war. Dann saß ich zwischen
zwei ernsten, aber freundlichen Erwachsenen auf der Rückbank der
Botschaftslimousine. Alle waren immer fein angezogen, aber niemand so fein wie
Vater, der eine Chauffeurmütze trug und den Wagen ruhig und elegant durch die
Stadt steuerte. Anschließend hatte Vater mir immer ein Eis gekauft und gesagt,
ich hätte mich wie ein echter Gentleman verhalten.
    Es
knackte im Funkgerät.
    »Psst«,
brach der Pickelige die Stille im Wagen.
    »An
alle Streifenwagen«, knisterte eine nasale Frauenstimme.
    »Also
an alle beide«, murmelte der Junge und drehte lauter.
    »Egmon
Karisen hat seinen Lastwagen gestohlen gemel...«
    Der
Rest der Durchsage ertrank im Gelächter des Jungen und der Monsen-Zwillinge.
Ihre Körper bebten und zitterten und gaben mir eine wirklich angenehme Massage.
Wahrscheinlich wirkten meine Medikamente noch immer.
    Der
Pickelige griff zum Mikro und sprach hinein: »Hat Karisen sich nüchtern
angehört? Over.«
    »Nicht
wirklich«, antwortete die Frauenstimme.
    »Dann
ist er wieder besoffen gefahren und hat ihn irgendwo stehen lassen und
vergessen. Ruf im Bamse Pub an, vermutlich steht er da auf dem Parkplatz. So
ein achtzehnrädriger mit der Aufschrift >Sigdal-Küchen<. Over und aus.«
    Er
hängte das Mikro wieder in die Halterung, und es kam mir so vor, als wäre die
Stimmung im Auto mit einem Mal lockerer, so dass ich einen Versuch unternahm:
    »Ich
habe mitbekommen, dass jemand ermordet worden ist, aber

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