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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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eine gute Stunde, mit einer Pause oder zweien , um meine schmerzenden Beine zu strecken, aber keiner der beiden ließ sich blicken.
    Dann eben nicht. Ich mußte meine Mutter zu meinem Bruder befördern, darum würde der große Showdown mit Kevin Lefty Donovan noch ein bißchen warten müssen. Aber Blutrache ist ja viel süßer, wenn sie hinausgezögert wird, hat mal jemand gesagt. Ich glaube, es war Albert Schweitzer, aber ich bin mir nicht hundertprozentig sicher.

12

    Meine Mutter war in ihrem Zimmer und machte ein Nickerchen. Ich entdeckte keine Anzeichen von gepackten Koffern, darum nahm ich an, daß sie vergessen hatte, daß heute Umzugstag war.
    Ich hatte eine Vereinbarung mit meinem Bruder Tony und seiner Frau Gaye, die ziemlich gut funktionierte. Wir wechselten uns alle drei Wochen mit Mama ab. Für Gaye war es wahrscheinlich am schlimmsten. Mama konnte sie nicht leiden, oder sie fand, wie ich vermutete, daß sie für ihren Liebsten und Jüngsten, ihren Wunderknaben Tony, nicht gut genug war. Wenn überhaupt, dann war sie zu gut für ihn, fand ich. Aber Mama verstand sich gut mit ihren beiden Enkelkindern, der zehnjährigen Martine und dem schon elfjährigen Martin, und sie schienen es zu mögen, ihre alte Granny um sich zu haben, die sie nach Strich und Faden verwöhnte. Ich versuchte, meinen Mund über den Teil der Regelung zu halten, der mir überhaupt nicht paßte, daß ausgerechnet ich eingefleischter Ostküstenmann in erreichbarer Nähe von Tony und Mamas Doktor leben mußte, das heißt in einem Land, das Gott entweder vergessen oder von dem er sowieso noch nie was gehört hatte, dem San Fernando Valley. Na und. »Ich rief, daß die Musik lauter werde, und verlangte nach stärkerem Wein«, grölte mein längst verstorbener Paps immer, um seine Söhne zu erheitern. Oder irgendwas in der Richtung.
    Als Mama aufwachte, packten wir ihre Sachen. Wir hatten wie immer die gleichen Probleme, was sie mitnehmen und was sie anziehen sollte, und dieses und jenes. Sie verabschiedete sich von ihrer Busenfreundin Feeb unter uns, die mir wie jedesmal einschärfte, besonders vorsichtig zu fahren, da ich nur eine Mama hätte. Als ob ich das nicht wüßte.
    Dann setzte ich sie ab; Tony war noch nicht da, aber dafür Gaye und die Kinder, die sie erwarteten, um sie in Empfang zu nehmen. Ich gab ihr einen Abschiedskuß, so wie sie es gern hatte, dann führten die Kinder sie in den Garten hinter dem Haus, um ihr etwas total Schrilles und Nicht-Ätzendes zu zeigen, ich weiß bis heute nicht, was es war. Dann bot mir Gaye höflich einen Drink an, wie immer, und ich verschob ihn höflich auf das nächste Mal, wie immer. Ich denke mal, daß das genau unsere Beziehung beschreibt, eine Art gezwungener Höflichkeit. Zwischen uns funkte es einfach nicht. Ich wußte nicht genau, wieviel noch zwischen ihr und meinem Bruder funkte, aber das ging mich auch nichts an, Gott sei Dank, ich hatte schon genug Sorgen, die mich angingen, zum Beispiel wie weit Ricky und Sara inzwischen gekommen waren. Beide sollten mich anrufen und mir Bericht erstatten, darum fuhr ich ins Büro zurück und wartete darauf, daß das Telefon klingelte. Ich erwog kurz, Betsy anzuwerfen und etwas Konstruktives zu tun, aber schließlich saß ich nur da und starrte sinnierend die Wand an. Als dann endlich ein Anruf kam, war es Evonne, die sich mit mir treffen wollte.
    »Du hast vielleicht Nerven«, sagte ich, »zu glauben, daß ein so begehrter Macker wie ich um diese Uhrzeit noch nicht verabredet ist .«
    »Red nich dußlig«, sagte sie. »Soll ich dich in einer Stunde abholen ?«
    »Bloß nicht«, sagte ich. »Ich hole dich in einer Stunde ab. Ich werde mich vielleicht ein bißchen verspäten, weil ich noch ein paar Anrufe erwarte. Wohin willst du mich entführen, mein Herzblatt, doch hoffentlich nicht wieder ins Theater ?«
    »Auf eine Party«, sagte sie, »einer der Lehrer geht in den Ruhestand. Ich wünschte, ich wär’s .«
    »Ich hab vielleicht keine Zeit, um noch nach Hause zu fahren und mich umzuziehen«, sagte ich.
    »Den Unterschied merkt man bei dir sowieso kaum«, erwiderte sie. »Bis dann.« Sie legte auf, und ich sinnierte weiter. Ich sinnierte über Blondinen, die eine merkwürdige, verbotene Leidenschaft für Sommerkürbisse hatten, die Kirsch- und Himbeerlippenstift auftrugen und Auto fuhren, als hätte man ihnen die Augen verbunden. Dann schlug ich mein Horoskop im >Herald Examiner < nach — romantisches Abenteuer winkt, aber prüfen Sie Ihre

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