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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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Schublade hervor und vergewisserte mich, daß sie die .38er nicht sah, die auch darinnen lag, und ließ sie auf der gepünktelten Linie unterschreiben.
    »Was bist du für ein Schotte«, sagte sie. »Eigentlich unglaublich.«
    »Sei froh, daß du überhaupt was bekommst«, sagte ich. »Die meisten Lehrlinge arbeiten die ersten fünf Jahre umsonst. Wenn du jetzt endlich mit dem Gejammer fertig bist, kann ich dich vielleicht in deinen nächsten kleinen Schabernack einweisen .«
    Ich wies sie ein. Ich zeigte ihr, wie sie die Kamera, die um die Ecke fotografierte, bedienen sollte. Ich versicherte ihr, daß ich vor Ort gewesen und daß dort genügend Tageslicht vorhanden sei. Ich schlug ihr vor, daß ihre Tarnung die einer Schülerin sein könnte, die für irgendein Schulprojekt der Journalismus-AG eine Serie über Geschäftsleute in der Gegend macht. Ich schlug ihr vor, ein großes Notizheft zu kaufen, in das sie reinkritzeln könnte. Ich schlug ihr vor, wie doof in der Gegend rumzufotografieren , so, wie das üblicherweise getan wird, und mehr oder weniger gerade fertig zu werden, wenn der Italiener den Laden betrat. »Benimm dich wie eine Schülerin«, riet ich ihr, »trotz deines Aufzugs .«
    »Woher willst du wissen, wie Schüler heutzutage aussehen, Paps ?« fragte sie und raufte sich mit einer behandschuhten Hand ihre bizarre Frisur. »Wo du doch im achtzehnten Jahrhundert lebst .« Vielleicht lag sie damit gar nicht mal so falsch. Über Lehrer hatte ich mich auch schon getäuscht.
    »Sei nett zu Mr. Lubinski«, sagte ich. »Er wird dir gefallen. Vielleicht könntest du die Tochter sein, die er nie hatte .«
    »Ha, ha«, meinte sie. »Wie ist er so ?«
    »Hysterisch«, sagte ich, »wie du selbst feststellen könntest, wenn du dich endlich mit deinem knochigen Hintern erheben würdest .«
    »Wie ist der Italiener ?« fragte sie, ohne auch nur andeutungsweise aufzustehen.
    »Schwierig, sehr schwierig«, sagte ich. »Also paß auf dich auf, und wenn irgendwas schiefgeht, haust du ab. Wenn der Moment gekommen ist und du meinst, du schaffst es nicht, haust du auch ab. Kapiert ?«
    »Nanu, nana «, sagte sie und erhob sich endlich. »Wir werden doch nicht etwa weich auf unsere alten Tage ?«
    »Spinnst du ?« lachte ich. »Ich hab nur ein Vermögen in die Kamera investiert, damit du Bescheid weißt .«
    »Ah, das klingt schon eher nach dem Paps, wie wir ihn kennen«, sagte sie. Sie grinste mich aus irgendeinem unerfindlichen Grund an und ging, wobei sie die Tür in einem kindlichen Versuch, mich zu ärgern, offenstehen ließ. Vergiß es, Baby.
    Kurz nachdem sie gegangen war, wurde ich ein bißchen unruhig. Für die Post war es noch zu früh, und ich hatte im Grunde nichts Richtiges zu tun, darum fand ich, daß ich einen kleinen Gesundheitsspaziergang machen könnte. Meine linke Hüfte war immer noch verkrampft, vielleicht würde ihr ein bißchen Bewegung guttun. Man weiß, daß man alt wird, wenn einem immer mindestens ein Körperteil weh tut. Vorher pellte ich behutsam das Pflaster von meiner Nase; sie sah nicht allzu schlimm aus, aber auch nicht allzu gut, im Grunde genommen sah sie eigentlich nie wieder gut aus, nachdem ich sie das erste Mal gebrochen hatte, beziehungsweise nachdem sie jemand für mich gebrochen hatte.
    Durch puren Zufall befand ich mich ein paar Minuten später direkt gegenüber von Lubinski, Lubinski und Levi, in Mrs. Martels Schreibwarenladen, um genau zu sein. Nachdem ich ein paar höfliche Worte mit ihr gewechselt hatte, ging ich auf einen kurzen Sprung ins Postamt nebenan, um ein paar Briefmarken zu kaufen, die ich nicht brauchte, dann betrachtete ich dort die Steckbriefe einiger Leute, die wegen Postschwindels gesucht wurden, und konnte dabei durchs Fenster auf den Juwelierladen drüben schauen . Drinnen rührte sich nichts. Dann gönnte ich mir ein kleines, teures Glas frischgepreßten Orangensaft in der Öko-Bar ein paar Läden weiter.
    Knapp vor zehn sah ich den, der unser Mann sein mußte. Er stieg aus einem vorbeifahrenden Buick, winkte nonchalant dem Fahrer zu, der davonfuhr, blickte sich einmal um, ging dann auf Lubinskis Geschäft zu und klingelte. Mr. Lubinski ließ ihn herein und machte die Tür hinter ihm zu. Ich hatte beschlossen, mich wenn möglich ein bißchen näher heranzupirschen, vielleicht müßig am Laden vorbeizuflanieren, um einen kleinen Blick zu erhaschen, aber kaum stand ich auf der Straße, da ließ Mr. Lubinski schon Sara hinaus. Ich hechtete in die Abgreifer-Öko-Bar

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