Heart Beat
weggenommen hatte, das wusste sie. Dennoch kam sie nicht gegen die Emotionen an, die heftig in ihr wüteten. Da war Eifersucht auf eine Fremde, die Cole etwas zu bedeuten schien, immerhin mussten sie schon einige Monate zusammen sein. Dann war da noch dieser höllische Schmerz, der an ihrem Herzen rüttelte und ihr immer mehr Tränen in die Augen trieb. Sie liebte Cole. Genau diese Tatsache machte das alles auch so verdammt kompliziert. Trieb sie dazu, wie eine Idiotin davon zu rennen.
Ihr Handy piepte. Eine SMS von Cole.
Es tut mir leid, Erin. Bitte lass mich die Sache erklären. Mittagessen gegen halb ein Uhr? C
.
Ohne zu antworten, steckte sie ihr Handy zurück in die Tasche. Sie wollte nicht hören, was er zu sagen hatte. Nicht jetzt und auch nicht in sechs Stunden. Sie musste sich von dem ersten Schock erholen, um in Ruhe darüber nachzudenken, wie sehr diese neue Erkenntnis alles veränderte. Cole hatte sie geküsst. Sie hatte mit ihm geschlafen, was bedeutete, seine Freundin betrogen zu haben.
Oh Gott. Was hatte sie bloß getan?
Erin Parker verletzte andere Menschen nicht. Sie machte keine dummen Sachen, ohne vorher sehr genau das Wenn und Aber abzuwiegen, und schon gar nicht schlief sie mit einem Mann, der vergeben war.
Himmel, sie wollte sich unter ihrer Bettdecke verkriechen und solange warten, bis dieser scheußliche Druck aus ihrer Brust verschwunden war. Aber das konnte sie nicht. Sie musste ihre Unterlagen von zu Hause holen, um dann ihre Klasse zu unterrichten.
Das würde ein verdammt harter Tag werden.
Gegen neun Uhr abends stand Cole vor Ninas Wohnungstür, zögerte jedoch, anzuklopfen. Er war nicht der Typ, der lange Reden schwang oder sich ausführlich erklärte, weshalb er jemanden nicht mehr treffen wollte. Bisher hatte er sämtliche Kontakte zu Frauen, mit denen er schlief, auf ein Minimum beschränkt, und es war allen Beteiligten klar gewesen, dass nicht mehr als Sex für sie beide rausspringen würde.
Mit Nina war die Sache komplizierter.
Auch wenn zwischen ihnen geklärt war, dass sie mit ihren Treffen keine Verpflichtungen eingingen, hatte er dennoch sehr viel Nähe zugelassen und sich über das Wissen hinweggesetzt, dass sich Nina sehr wohl mehr erhoffte, als eine belanglose Affäre. Er war ihr eine Erklärung schuldig. Obwohl er keine Ahnung hatte, wie es zwischen Erin und ihm weiterging, konnte er Nina nicht mehr treffen. Es wäre beiden Frauen gegenüber nicht fair, und er wollte keine von ihnen verletzten.
Sein Klopfen hallte durch die Gänge des Wohnkomplexes. Es dauerte keine zehn Sekunden, da wurde die Tür geöffnet, und die kleine Französin sah unter langen Wimpern zu ihm hoch.
»Du konntest es einrichten.« Sie klang erfreut und erleichtert zugleich, was ihm die Situation nicht einfacher machte.
»Kann ich reinkommen?«
»Aber natürlich.« Nina trat zur Seite und öffnete die Tür ein Stück weiter. Als spüre sie die Distanz zwischen ihnen, griff sie nach ihrem Morgenmantel und hielt ihn vor ihrem Dekolleté zusammen.
»Willst du ein Glas Wein? Bier hätte ich auch zu Hause«, sagte sie mit diesem verführerisch französischem Akzent, der ihn in den letzten Monaten mehr als einmal auf Hochtouren gebracht hatte. Seit anderthalb Wochen waren es jedoch große braune Rehaugen und ein umwerfend schüchternes Lächeln, das sein Herz aus dem Takt geraten ließ.
So reizend Nina war, Erin war diejenige, die sein Blut zum Sieden brachte.
»Nur Wasser, danke.«
Nachdem sie heute Abend ein erfolgversprechendes Geschäft zum Abschluss gebracht hatten, hatte er bereits zwei Bier mit Elijah getrunken. Sollte Nina ihre Verführungskünste einsetzen, um ihn von seiner Entscheidung abzubringen, brauchte er außerdem einen klaren Kopf.
Sie holte zwei Gläser aus der Küche und eine Flasche Mineralwasser, dann setzte sie sich zu ihm auf das Sofa. »Was ist los, Cole? Du siehst aus, als hättest du einen miesen Tag hinter dir.”
Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Nachdem Erin Hals über Kopf geflüchtet war, hatte er einige Male versucht, sie anzurufen, doch sie war nicht rangegangen. Genauso wenig reagierte sie auf seine SMS, was ihm ehrlich Sorgen gemacht hatte. Auch auf die Gefahr hin, sie würde ihn entmannen, hatte er im Sekretariat der NYU angerufen und nachgefragt, ob Erin Parker heute zum Unterricht erschienen war. Erst als er die Bestätigung bekam, konnte er wieder richtig atmen. Erin war nicht der impulsive Typ, der bei jeder Kleinigkeit ausrastete oder die
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