Heart Beat
Plan aufgeht, müssen wir zuvor seinen Jagdinstinkt wecken.«
»Seinen was?« Erin schwankte zwischen Verwirrung und blankem Entsetzen. Sie konnte nicht fassen, noch immer bei dem ganzen Quatsch mitzumachen.
Reiß dich am Riemen, und sag ihm die Wahrheit!
Sie konnte nicht. Die Worte blieben ihr im Hals stecken.
Cole tippte sich an die Stirn. »Männer und Schwänze. Du erinnerst dich?«
Der einzige Schwanz, an den sie sich erinnerte – viel zu gut erinnerte – war Coles. Doch statt den Mut aufzubringen, mit ihm über ihre wahren Gefühle zu sprechen, nickte sie nur und betrachtete ihre leicht zitternden Hände, die sie in die Taschen ihrer Jeans schob. Ein flaues Gefühl schlich sich in ihre Magengegend, und sie schluckte die Enttäuschung hinunter. Deutlicher hätte er ihr nicht mitteilen können, dass ihre leidenschaftliche Begegnung vor wenigen Tagen ein einmaliger Ausrutscher war – wie damals der Kuss im Pool. Sie sollte glücklich darüber sein, ihn als Freund nicht verloren zu haben, doch inzwischen war ihr Freundschaft nicht mehr genug. Sie wollte Cole. Wollte ihn so sehr, dass es wehtat, in seiner Nähe zu sein, ihm aber nicht nahe kommen zu dürfen.
Stattdessen würde sie in zwei Tagen die verliebte Freundin spielen und sich danach vermutlich zur größten Vollidiotin aller Zeiten machen. Jesus, worauf hatte sie sich da bloß eingelassen?
Erin war eingeschlafen. Zusammengerollt wie eine zufriedene Katze lag sie eng an Coles Seite gekuschelt, ohne ihn jedoch zu berühren. Ihre zierliche Gestalt versank förmlich zwischen den vielen grauen Kissen; ihr glattes kastanienbraunes Haar fiel in einem wirren Durcheinander über ihre Schultern. Leise, um sie nicht zu wecken, fischte er nach der Fernbedienung, die auf dem Abstelltisch neben ihm lag und drehte die Lautstärke runter.
Da er wusste, Erin mit einem gemütlichen Filmeabend eine Freude zu machen, hatte er auf dem Heimweg noch schnell drei DVDs besorgt. Weiter als bis zur Hälfte des ersten
Bruce Willis rettet die Nation vor dem Untergang
waren sie allerdings nicht gekommen. Wie es aussah, war er nicht der einzige, der in den letzten Tagen mit massivem Schlafmangel zu kämpfen hatte.
Erin schlief tief und fest, den Mund leicht geöffnet und einen seligen Ausdruck auf ihrem Gesicht, als hätte sie sich in Sicherheit und entspannt gefühlt, als der Schlaf sie übermannte.
Der Gedanke gefiel ihm. Er hatte die letzten Stunden ständig das Gefühl gehabt, sich in einer Art Twilight-Zone zu bewegen. Das Bedürfnis, Erin an sich zu ziehen und zu küssen, war immer stärker geworden, während die Vernunft ihm zubrüllte, dass er damit nur einen weiteren Fehler beging, den er nicht berichtigen konnte. Ihre Gegenwart, ihr Lächeln, ihre Unsicherheit, die immer wieder durchblitzte – all das wirkte unglaublich anziehend auf ihn, und er hasste es, derart gegen seine Empfindungen ankämpfen und um Kontrolle ringen zu müssen.
Ihm war, als würde er gegen den Strom des Hudson River schwimmen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Kräfte ihn verließen und er von den Fluten mitgerissen wurde.
In diesem Moment war jedoch kein Sturm in Sicht, und Cole riskierte es, Erin eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Wie von selbst glitten seine Finger über ihre Schläfe, über das winzige Grübchen auf ihrer Wange und über den sinnlichen Schwung ihrer Lippen. Augenblicklich drifteten seine Gedanken zum Freitagabend zurück.
Er hatte Erin unterschätzt. Nein, das stimmte nicht. Er hatte seine Reaktion auf ihre Sinnlichkeit unterschätzt. Er konnte sich nicht erinnern, jemals derart heftig auf eine Frau reagiert zu haben. Er wollte jede ihrer zierlichen Kurven nachspüren, sie schmecken und all die lustvollen Laute hören, die seine Berührungen in ihr weckten.
Wenn er gedacht hatte, dass es ihre Unschuld war, die ihn anzog, musste er sich inzwischen berichtigen. Erin besaß Feuer, war leidenschaftlich und dennoch unglaublich süß in ihrer Arglosigkeit. Es steckte keinerlei Kalkül in ihrem Verführungsversuch, keine Show und keinerlei aufgesetzte Provokation, um ihn anzumachen, stattdessen überrascht sie ihn, indem sie sich selbst auf sehr sinnliche Weise berührte. Es war unglaublich erotisch gewesen. Erotisch und heiß. Er brauchte, selbst nach der kalten Dusche, die sie ihm verpasst hatte, das gesamte Wochenende, um die Bilder von Erin wieder aus dem Kopf zu bekommen.
Und nun lag sie hier. Seine ganz persönliche Nemesis, die ihm, ohne es
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