Heart Beat
Kapitel
Cole hatte ihr auf der dreistündigen Fahrt nach Massachusetts das Ferienhaus seines Vaters flüchtig beschrieben, doch nichts hätte sie auf den Anblick des Stewart-Domizils vorbereiten können. Zehn Schlafzimmern, sechs Bäder, zwei Essbereiche und eine Küche, die dem Hilton-Chefkoch Freudentränen beschert hätte. Schon die Eingangshalle war so groß wie Erins gesamte Wohnung. Im Keller befanden sich ein Saunabereich mit Whirlpool, ein kleines Fitnessstudio und eine gewaltige Home-Kino-Anlage – der wahre Traum eines jeden Technik-Freaks.
Zwei Glasschiebetüren führten vom Wohnbereich auf eine Holzterrasse, wo die gesamte NYU-Footballmannschaft ihr Training hätte abhalten können. Ein mit weißem Kieselstein ausgelegter Weg führte zum hauseigenen Anlegesteg, wo das Boot von Coles Dad ankerte. Wobei die Bezeichnung
Boot
einer Untertreibung gleichkam, denn dabei handelte es sich um eine Mini-Jacht mit luxuriöser Boardküche aus dunklem Nussholz und einem kleinen Jacuzzi.
Nachdem Cole sie herumgeführt und ihr das Zimmer gezeigt hatte, das sie für die nächsten zwei Nächte bezog, tauschte Erin Jeans und T-Shirt gegen einen Bikini und ein weißes Hemd, das ihr bis über die Taille reichte. Dann suchte sie nach Cole, den sie unten am Steg entdeckte, sobald sie die Terrasse betrat.
Auch er hatte sich umgezogen, trug kurze Shorts und ein ärmelloses T-Shirt, das sich eng an seinen Oberkörper schmiegte. Völlig in sein Tun vertieft, machte er das Boot seines Dads für den geplanten Ausflug startklar, und sofort spürte Erin wieder diese Aufregung im Bauch.
Cole rief sie heute Morgen an und überraschte sie mit dem Vorschlag, einen Tag früher als geplant aufzubrechen, um ihr in Ruhe das Anwesen zu zeigen, bevor seine Eltern Samstagfrüh eintrafen. Sie hatte versucht, nicht zu viel in die Tatsache hineinzuinterpretieren, die erste Nacht ganz allein mit ihm zu sein. In der Abgeschiedenheit der Berge. Und mit einem anstehenden Gespräch im Gepäck, an das er nicht müde wurde, sie zu erinnern. Doch darüber wollte sie im Augenblick nicht nachdenken.
Fast schon beschwingt, ging sie über den Kiesweg auf ihn zu und spürte, wie sie errötete, als sein Blick auf ihre nackten Beine traf, um dann langsam hoch über ihren Körper zu wandern. Das sündhafte Lächeln, das sich dabei auf seinen Mund schlich, ließ sie in der Abendsonne dahinschmelzen. Gott, warum musste alles, was dieser Mann tat, dermaßen anturnend wirken?
Achtlos warf Cole das Seil an Board, dann reichte er ihr seine Hand. »Bereit für einen kleinen Bootsausflug, Miss Parker?«
»Bereit, wenn Sie es sind, Captain Stewart.«
Er führte sie hoch an Deck und zeigte ihr die Geräte, deren Funktion er kurz erklärte. Als sie hinaus auf den See fuhren, senkte sich die Sonne bereits über den Horizont.
Die Aussicht war wunderschön. Funkelndes Wasser, Felsmassive und dichte Wälder umgaben sie. Trotz des Fahrtwindes, der mit ihren Haaren spielte, war es angenehm warm, und das schillernde Wasser lockte, sich in die Fluten zu stürzen.
Während Cole das Boot durch den mehrere Hektar großen See manövrierte, beschrieb er ihr Teile des Naturschutzgebietes und zeigte ihr das Nest eines Bussard-Pärchens, das er bei seinem letzten Besuch entdeckt hatte.
Eingenommen von seiner tiefen Stimme, lauschte sie ihm, bis sie wenig später eine kleine Bucht erreichten und Cole das Tempo drosselte. Dann deutete er auf eine geschätzt zehn Meter hohe Felsformation, die über dem Ufer aufragte.
»Schaffst du es in diesen Dingern bis nach oben?«
Erin betrachtete den schmalen Weg, der hoch zu dem Felsen führte, dann schlüpfte sie aus ihren Flip Flops und hob in gespieltem Trotz ihr Kinn. »Natürlich. Ich bin keines deiner Modepüppchen, schon vergessen?«
Kopfschüttelnd, aber sichtlich erheitert, band er das Boot an einem provisorischen Steg fest, dann half er ihr ans Ufer. Barfuß folgte sie ihm den geschwungenen Trampelpfad entlang, durch kniehohes Gras und vorbei an dicken Stämmen hoher Pinienbäume, bis sie den höchsten Punkt des Vorsprungs erreichten, und Erin sich plötzlich sehr klein fühlte. »Oh mein Gott …«
Cole trat hinter sie, legte beide Arme um ihre Mitte und sein Kinn auf ihre Schulter. »Gefällt es dir?«
»Es ist traumhaft«, flüsterte sie fast schon ehrfürchtig. Ergriffen von der atemberaubenden Aussicht und der ungetrübten Stille, blieb sie ruhig stehen und ließ den Moment auf sich wirken. Es hatte etwas Unwirkliches,
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