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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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Personen aus einem Beckett-Stück zu vergleichen.
    »Nein, so glücklich wie Nagg und Nell.«
    »Wer ist das?«
    »Zwei, die in der Mülltonne leben und sich unterhalten, wie glücklich sie sind.«
    »Fuck you.«
    Bei Ulya stieg ich aus, und er düste ab. Das war gut, denn er sollte gar nicht mitkriegen, wie klein Ulyas Bude war. Ihre Eltern hatten das Haus verkauft, als sie nach London gegangen waren, und hatten Ulya für die letzten Schulwochen hiergelassen. Dann sollte sie nachkommen.
    Ulyas Zimmer lag der Kirche in Santa Gertrudis gegenüber. Ich wartete, bis Justin verschwunden war, streckte beide Arme in die Luft, atmete tief ein und aus und stürmte die schmale Stiege hinauf. Wir flogen uns in die Arme, und ich erzählte sofort von Annas Traum. Wir lachten, und sie sagte, dann würde ja ihr Geschenk mit abbrennen.
    »Welches Geschenk?«
    »Du darfst dir von mir ein Kleid auswählen.«
    Ich umarmte sie und bedankte mich, denn das war die schönste Überraschung, die ich mir vorstellen konnte.
    »Wo ist Sheila?«
    »Noch bei ihren Eltern, aber sie kommt.«
    Das gab uns Zeit, uns zu überlegen, was wir anziehen sollten. Sie holte ein Outfit nach dem anderen aus dem Schrank, hielt es hoch und warf es aufs Bett. Alles tolle Sachen, ich kam
aus der Aufregung gar nicht heraus. Für Ulya war das alles Alltag. Sie meinte, ich müsste was anziehen, was eine richtige Frau trüge, denn das sei ich nun: eine erwachsene Vollfrau. Ich lachte. »Darf ich jetzt küssen?«
    Sie lachte auch. »Mein erster Kuss war mit dreizehn. Auf einem Spielplatz in England, aber nicht auf einem öffentlichen, sondern in dem Mädcheninternat, auf das ich damals ging. Mein erster Kuss war also mit einem Mädchen. Wir wollten experimentieren und fingen an mit einem Lippen-Press-Kuss, dann kam ein Mund-Reibe-Kuss, dann ein Zungenkuss und zum Schluss ein Kusskuss.«
    Wir lachten, weil Sheila in der Schule einmal endlos über Couscous geredet hatte, das marokkanische Nationalgericht. Dann zeigte sie mir, wie man sich die Beine rasiert, ohne sich wehzutun: lauwarmes Wasser, um die Poren zu entspannen, dann Badeöl statt Rasierschaum, weil das die Haut geschmeidiger macht. Ich fand, sie hatte Recht, meine Beine waren danach wie Seide. Anschließend offerierte sie mir ihren Nagellack – ein stechendes Rot für Finger- und Fußnägel. Nun hatten wir die gleiche Farbe. Sie betrachtete mich und überlegte laut, welches ihrer Kleider mir wohl am besten stünde. Ich wollte auf ein enges weißes mit kleinen Ärmeln deuten, ganz einfach, ohne Beschriftung, aber da hatte sie es schon in der Hand. Sie warf es mir zu, ich zog es an. Wunderbar, ich sah aus wie ein Engel mit grauen Lidschatten, die sie mir auf die Augen gemalt hatte. Es reichte nicht, sie fügte noch einen schwarzen Lidstrich hinzu. Ich umarmte sie, und sie sagte noch einmal »Happy birthday«.
    Dabei spielte sie Techno, eine Session von »Aus 1999«. Sie sagte, dass für sie Hal Rubinstine der größte DJ überhaupt sei, weil all seine Auftritte einzigartig wären und die Musik stets originell. »Ich finde, ein DJ muss auftreten, aber Adrian
ist in letzter Zeit ’n bisschen zurückgezogen, arbeitet viel im Studio, und ich frage mich manchmal, ob er überhaupt noch Lust zu Auftritten hat.«
    »Ist Hal Rhinestone heute auch da?«
    Sie blies verachtungsvoll durch die Nase. »Im Pacha? Um Gottes willen.« Sie erklärte, dass das Pacha zu kommerziell sei, als dass dort ein wirklich guter DJ auflegen würde.
    Mir war das egal, ich war überhaupt noch nie in einem so großen Club gewesen und auch noch nie einem dieser berühmten DJs nahe gekommen.

11. Kapitel
    A uf dem Weg zu Adrian holten wir Sheila ab, die sich für ein rotes Kleid entschieden hatte.
    »Warum fährt Adrian eigentlich nicht mit seinem eigenen Auto?«
    »Weil er dann vielleicht gar nicht kommt«, sagte Ulya.
    Im Auto rauchten wir einen Joint, und als wir ankamen, waren wir schon total bekifft. »Nebenbei: Hal Rhinestone heißt Hal Rubinstine«, sagte Ulya, und wir schütteten uns aus vor Lachen. Als wir auf Adrians Haus zugingen, war es zwölf und ein klarer Sternenhimmel stand über uns.
    Mein Geburtstag! Er war nun vorbei. Sheila und Ulya kreischten: »Baby! Happy birthday, goodbye! Goodbye, apple-pie! Let’s try everything!« Sie lachten, und wir fielen uns in die Arme. Hatten wir nun ein neues Jahr und eine wilde Zeit beschlossen?
    Adrians Haus lag tief im Wald. Draußen vor der Küche stand ein riesiger Käfig, aus dem uns

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