Heart beats sex
Teil ihres Traumes auftauchen, sie könnte zum Beispiel träumen, ihr steht am Airport, verabschiedet euch, und du sagst zu ihr: ›Mona, ich liebe dich‹. Es könnte auch sein, dass sie es im Moment gar nicht mitkriegt, dass sie also die momentanen Signale um sie herum nicht aufnimmt, sondern sich in einem anderen Traum befindet, zum Beispiel gerade träumt, wie sie nach Ibiza gekommen ist oder dass sie als kleines Kind im Zoo ist und viele Menschen dort auch sind,
rauchen und trinken und sich gerade über die Affen unterhalten, weil sie vor einem Affenkäfig stehen.«
»Oder wir sind die Affen, und Mona steht vor dem Käfig und schaut uns Affen zu.« Hal meinte das als Witz und grinste, aber der Arzt erwiderte ernst:
»Wenn sie erkennt, dass sie gelähmt ist, wird sie eine Urangst des Ausgeliefertseins überkommen.«
10. Kapitel
E s war mein erster Geburtstag auf Ibiza. Anna war immer noch nicht zurück, und daher hatte ich die Erlaubnis bekommen, heute Nacht wegbleiben zu dürfen. Das war mein letzter Gedanke gewesen, bevor ich einschlief. Morgens erwachte ich von lautem Gesang.
»Happy birthday, happy birthday, dear Mona, to you!«, sangen Papi und Justin an meinem Bett.
Es war das schönste Erwachen in meiner neuen Umgebung. Es warteten keine Tibeter auf mich oder andere Pflichten, sondern die Liebe meines Vaters und meines Bruders, die nicht nur in ihren Stimmen deutlich wurde, sondern auch in ihren leuchtenden Augen, mit denen sie mir das Lied sangen. Justin hatte ein Tablett in der Hand mit einer Tasse Tee darauf, und er kniete nun nieder, damit ich sie bequem nehmen und den heißen Tee schlürfen konnte. Dabei wachte ich langsam auf und spürte einen Moment Trauer, dass Mami nicht dabei war oder auch Anna. Am liebsten hätte ich sie alle um mich gehabt, denn es gab für mich kein schöneres Gefühl, als geliebt zu werden. Es war wie ein warmer Hauch, der mein Alleinsein schmolz, oder sogar meine Einsamkeit oder auch das »Nur mit mir selbst beschäftigt sein«, so dass ich zerfloss und mit den anderen verschmelzen konnte. Immer war diese Sehnsucht da – mit anderen zu verschmelzen. Doch jetzt an meinem Geburtstag erfüllte sie sich, ich war glücklich, stellte den Tee beiseite, sprang aus dem Bett und umarmte Papi und Justin sehr lange.
»Zieh dir einen Bademantel über und komm mit rüber«, sagte Justin.
Sie wollten aber nicht, dass ich über den Hof zum Haus ging, sondern sie fassten gegenseitig ihre Handgelenke, und ich setzte mich darauf. So trugen sie mich, schaukelnd wie auf einem Kamel, hinüber ins Wohnzimmer. Dort stand eine Torte mit siebzehn brennenden Kerzen. Der Tisch war für ein gemeinsames Frühstück gedeckt, und dabei wurde mir wieder bewusst, dass heute Sonnabend war und ich nicht zur Schule musste. Ulya und Sheila würde ich auch sehen, aber heute Abend erst.
Justin sprang zur Anlage und schob eine CD ein, die sein Geschenk an mich war. Ich kannte die Musik nicht. Ich blieb stehen und lauschte.
»Das ist Hal Rubinstine«, sagte er liebevoll, aber mit einem Unterton von Stolz. »In diesem Sommer wird seine Karriere einen Schub machen, du wirst es sehen.«
Papi ertrug die Musik. Er stand lächelnd da und wartete, wie ich sie aufnehmen würde.
Sie gefiel mir. Obwohl es unsinnig ist, Musik in Worte zu fassen, sagte ich dennoch ganz selig: »Es kommt mir gleichmäßig vor, ein treibender Bass, doch je öfter ich ihn höre, desto stärker werden die Gefühle in mir, obgleich er sich nicht verändert.«
Ich merkte, wie Justin mir widersprechen wollte, aber Papi sagte: »Das hast du gut gesagt, so versteh ich auch ein bisschen, was euch daran gefällt.«
Papis Geschenk war ein iPod, den ich mir gewünscht hatte. Beide warteten gespannt, dass ich ihn ausprobierte, und als ich es tat, wusste ich, warum sie so neugierig waren: Papi hatte einen Songtext zu meinem Geburtstag gedichtet, und Justin hatte ihn Hip-Hop-mäßig aufgesprochen und die Musik
dazu druntergelegt. Ich hörte all die schönen Komplimente, wie sehr mich Papi von Anbeginn an liebte, und er erzählte eine Anekdote von mir mit sechs. (Ich sollte auf Mamis Geburtstag am Klavier etwas vortragen, stellte mich aber vorher vor die Gäste und sagte, wenn ich es richtig mache, freue ich mich, und wenn ich es falsch mache, freue ich mich auch, dann kann ich etwas lernen.)
Nach dem Frühstück machten wir eine Wanderung durch die Salinas Dünen, und Justin erzählte dabei fröhlich von seinen Anstrengungen und Pleiten auf
Weitere Kostenlose Bücher