Heart beats sex
nochmal, tranken und küssten mich, und Adrian hielt ein Schild hoch, auf dem »Happy birthday« stand.
Okay, mein Geburtstag. Ich hatte das Gefühl, dass noch mehr kommen, dass sich alles noch steigern müsste und rauchte eine Zigarette. Das brachte nichts, also trank ich wieder Champagner, tanzte ein bisschen, guckte so herum, ob es vielleicht einen gut aussehenden Spanier gäbe. Doch als ich wieder Hank anschaute, war mir klar, dass ich nicht mit irgendeinem Spanier flirten durfte, wenn ich mit ihm nach Hause wollte. Aber wollte ich das? Würde das die Krönung des Abends sein? Meines Geburtstags? Gefiel mir Hank? Vielleicht war es viel eher die Aufmerksamkeit, die ich von den anderen erhielt, die nicht in die Box durften. Ich bildete mir ein, dieses schöne Gefühl, etwas Besonderes zu sein, würde andauern, wenn ich mit dem DJ nach Hause ginge.
Als ich Stunden später müde und mit verzotteltem Haar von Ulya aus dem Club gezerrt wurde, fühlte ich mich ziemlich eklig. Es war sieben Uhr morgens, der Himmel grau, die Luft feucht, ich roch nach Rauch, meine Füße taten weh, und wie ich die alte Frau mit frischem Brot unterm Arm sah, dachte ich, dass es falsch war, immer noch wach zu sein. Stattdessen wünschte ich mich in mein Bett, wollte das duftende Leinen um mich haben und kuschelige Wärme.
Die Frau ging weiter, ein Auto kam angedüst, hupte zweimal und Hank schrie zu mir rüber: »Steig ein!«
Ich drehte mich nach Ulya um. Sie war weg. Ich rief ihren Namen, doch niemand antwortete. Ich rief Hank über die Straße zu: »Nein, ich muss auf Ulya warten!«
Er gab Gas und brauste davon.
12. Kapitel
W as findest du eigentlich an ihm gut?«, wollte Ulya am nächsten Tag gleich per Handy wissen.
Es war zwischen uns zu einem Dauerbrenner geworden, dass wir oft alles auf Effi Briest bezogen und Ulya dann als meine Schülerin sagen musste: »Aha.«
Also sagte ich: »Er hat das, was bei den preußischen Adelsoffizieren beinah eine gute Tradition war, nämlich stets gute Laune, mit der er uns Damen in jeder Situation anzuregen und aufzuheitern weiß.«
Ihr »Aha« kam etwas verloren, also fügte ich noch hinzu: »Viertes Kapitel, Vetter Dagobert, der Effi wie auch ihre Mutter in Berlin in bester Offiziersmanier unterhält.«
»Aha.«
Jetzt hatte sie es geschnallt. »Möchtest du auch einen Pelzmantel zur Hochzeit, eine rote Laterne im Schlafzimmer und einen Seidenschirm?«, fragte sie.
Sie hatte ihre Aufgaben erledigt und das Kapitel gelesen. »Bravo.«
»Und du gibst auch zu, dass bei der Ehe Liebe zwar zuerst kommt, aber gleich danach – schon fast auf der Überholspur – Ruhm und Geld?«
»Und dann natürlich all die vielen Partys.«
»Ja, immer was Neues, immer was zum Lachen oder zum Weinen, denn was wir nicht aushalten, ist Langeweile, stimmt’s?«
»Stimmt, aber ich werde nie heiraten! Schon gar nicht Hank Schneider.«
»Ein Fehler.«
»Warum?«
»Er hat Geld, ist berühmt und verbreitet immer gute Laune. «
Wir lachten.
Durch die große Glastür sah ich Anna unter den Kiefern hindurch auf mein Zimmer zukommen. »Ruf mich später wieder an. Anna ist zurück. Sie kommt gerade.« Schnell steckte ich mein Handy weg.
Ulya mochte den Roman Fontanes. Er erinnerte sie an ihre Kindheit in Russland, wo es auch noch Pferd und Wagen gab und kaum Autos, wenn auch das herrschaftliche Leben abgeschafft und durch den harten Alltag auf den Kolchosen ersetzt worden war. Sie kannte die weite östliche Landschaft, die wogenden Kornfelder, die Birken- und Kiefernwälder, das Wetter, wie es Fontane beschrieb und viele seiner Atmosphären. Sie kannte Gorki, Dostojewski, Tolstoi, am meisten mochte sie Tschechow, und sie meinte, vielleicht kämen ihre Erinnerungen auch von da, jedenfalls war ihr die Stimmung in Pommern, die Fontane beschrieb, sehr vertraut.
Für uns leicht zu begreifen waren die Gefühle Effis, aber die steifen und förmlichen Umgangsformen, wenn es um Liebe und Sex ging, waren uns fremd, und wir lästerten richtig ab.
Ulya konnte das sehr gut, sie hatte ein gutes Gedächtnis und spielte nicht nur den Major Crampas, der Effi immer den Hof machte, sondern erfand auch eine besondere Stimme und Tonlage für ihn: »Ich bin auch sehr für das Romantische, was freilich gleich nach der Liebe kommt und nach Meinung einiger
sogar damit zusammenfällt. Was ich persönlich aber nicht glaube.« Und dann prusteten wir los vor Lachen.
Wir waren inzwischen bei Kapitel siebzehn, wo Ulya sich länger
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