Heart beats sex
über seine Zähne und das Zahnfleisch, dann verstaute er den Spiegel wieder in der Tasche. »Lass dich nicht kaputtmachen hier im Westen.«
»Okay. Vielleicht sollte ich sie wirklich holen.«
»Ich glaube, Andrea ist ganz heiß auf dich.«
»Echt? Die ist doch mit diesem Mafia-Typen aus Budapest zusammen.«
Muerte lachte. »Ich hab ihr versprochen, dass sie dich eine Nacht haben kann. Ist doch cool, Junge, oder?«
Ich sagte gar nichts, aber Señor Muerte ging mir richtig
auf die Schuhsohle, wenn er auch ein Gutes hatte, er war Gift für die Buntkleider. Sie hatten sich ganz in die andere Ecke verzogen.
»Also, was meinst du, willst du mit ihr bumsen, oder was?«
»Was weiß ich«, sagte Hal. »Klar, warum nicht.«
»See you.« Hal und Muerte umarmten sich, klopften einander auf den Rücken, und kaum war der Filzhut aus der Tür verschwunden, da stand Girafe schon neben mir und sagte, dass ich ihr meine neue Telefonnummer geben sollte, weil wir demnächst unbedingt was zusammen unternehmen müssten. Es sei immer noch die alte, sagte ich, und da fiel ihr ein, dass sie die gar nicht hatte. Sie winkte schnell Claire und Magda heran, die alle feststellten, dass sie meine Nummer nicht mehr hatten.
»Ich habe sie euch nie gegeben«, sagte ich dann.
»Ist das dein neuer Freund?«, fragte Claire und lächelte Hal dabei an, aber ich überging das.
»Anrufe sind bei mir zu Hause nicht willkommen.«
Sie lachten verlegen. »Sehr witzig«, sagte Claire, und dann trollten sie sich.
»Wer war das?«, fragte Hal.
»Meine Tanten.«
Er grinste. »Deine Tanten?«
»Ja. Meine Verwandten aus China, also nicht direkt aus China, aus Taiwan. Die haben da eine Obstplantage.«
Er lachte laut und küsste mir auf die Schläfe. »Komm, ich stell dir mal meine Freunde vor.«
»Wozu?«
»Sie sollen sehen, was für eine hinreißende neue Braut ich hab.«
Wir gingen an all den Leuten im Raum vorbei, und er sagte immer: »Das ist Chris.« – »Das ist Alexandra.« – »Das ist
Dean.« – »Das ist Chandra.« Und am Schluss fügte er hinzu: »So, jetzt kennst du die Leute hier, jetzt kannst du dich mit ihnen ein bisschen unterhalten, ich lege nämlich nochmal ’ne Stunde oder zwei auf.«
Ich schaute zur Uhr. »Geht nicht. Ich muss vorher zu Hause sein.«
Er sah mich einen Moment enttäuscht an, küsste dann meine Hand und sagte, er werde mir simsen.
Wenn ich mit Hal in einem Raum war, wurden alle Erscheinungen – alle Freunde, alle Frauen, alle Tische und Stühle, alle Bilder, alle Lampen und Kerzen – zu schönen Schnörkeln und Verschlingungen, die uns umgaben und uns ineinanderverstrickten. Wir unterhielten uns, die Worte und Sätze flossen dahin, manchmal langsam, manchmal schnell, oder sie strudelten, als würden sie uns wie ein saugender Ausguss verschlucken. Er war aufgeregt, weil ich da war, und ich war es, weil er mir gegenübersaß. Auch wenn er neben mir saß, am Tisch, war es aufregend, denn bevor wir uns setzten, stand er hinter mir, rückte mir den Stuhl zurecht und fragte, ob ich noch irgendetwas haben möchte. Ich versuchte charmant zu sein, und das beglückte ihn so, wie mich seine Aufmerksamkeiten. Ich sah es an seinem Lächeln. Überhaupt – sein Lächeln! Es gab mir ein Recht, am Leben zu sein, eine Lust, es ließ mich triumphieren, und von Anfang an ging es nicht so sehr darum, was er tat oder wie er es tat, sondern es war sein Lächeln, das mich meinen Herzschlag spüren ließ. Sein Lächeln lockte mich an, und wenn ich ihm nah war, liebte ich seinen Geruch. Von Anfang an. Ihn zu umarmen und zu beschnuppern wurde ich nicht müde, und seine Haut war nicht stachelig und hart, sondern sanft und glatt, denn bevor er sich mit mir traf, rasierte er sich stets, und ich war ihm gerne mit meiner Haut nahe.
Oft schmiegte ich mich an, um mit meinen Fingern durch sein Haar zu wandern oder ihm über die Wangen zu küssen. All dies wurde niemals unterbrochen, egal wohin wir gingen, immer waren wir uns körperlich so nah, dass nichts dazwischenkonnte.
Wenn es mir nicht gutging, kam er auf mich zu und fragte leise und lächelnd, ob er irgendwas für mich tun könne.
Wenn es mir schlechtging, hörte er zu und sagte am Ende: »Don’t worry.« Dann lachte ich wegen seines Akzentes, aber natürlich auch, weil er Recht hatte, denn es gibt immer eine Lösung für ein Problem. Durch diesen Akzent und sein don’t worry gelang es ihm, mich zu erinnern, dass die Gefühle kommen und gehen und ich währenddessen
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