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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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drüber (damit lag ich richtig und schrieb mir später einen Punkt an), das Haar ofen, nein, nach hinten gebunden, bei Eau de Toilette war ich unsicher, ich schob drei Möglichkeiten aufs Spielfeld: Calvin Klein Obsession, Chanel Allure oder Yves Sant Laurent Live Jazz natural
(stimmte nicht, er trug fragrance of god, dafür zog ich mir aber keinen Punkt ab).
    Als ich endlich am Kreisel war, fuhr ich geradeaus durch, die Umgehungsstraße, es ging langsam, war aber okay, am dritten Kreisel dann praktisch geradeaus nach San Carlos. Dort zwischen Kirche und Anitas Bar hindurch und nach links, an einem Felsbrocken mit Leuchtfarbe nach rechts. Sein Haus lag am Meer, umgeben von einem Garten und einer Parkanlage. Er hatte den Weg genau beschrieben, jede Einzelheit, jeden rot angemalten Felsbrocken, und ich wär wirklich die dumme Tute gewesen, wenn ich es nicht gefunden hätte. Trotzdem aber klappte es fast nie mit den vertrackten Beschreibungen auf der Insel. Besser sich auf die dumme Fragerei über das Handy einstellen (»Okay, bleib dran, ich lotse dich.«), aber wie gesagt, wie durch ein Wunder kam ich vor dem Tor an, es öffnete sich, und ich fuhr die fast fünfhundert Meter bis zum Hauptportal langsam und mit Genuss.
    Im Auto hatte ich alles auf kalt gedreht, und als ich ausstieg, schmiegte sich warme Luft an mich, eine Armee von Grillen begrüßte mich und schien die Sterne auf Trapp zu halten, damit sie funkelten. Während ich ging, spürte ich die Muskeln in meinen Beinen und meinem Arsch, alle Ängstlichkeit war gewichen, alles Besorgniserregende schien als leere Hülle zusammengefallen zu sein, hatte Charakter und Essenz verloren. Geblieben waren die warme, etwas feuchte Nachtluft, der Gesang der Zikaden, das Plätschern des Springbrunnens, die Lichter in den Büschen und an den Treppenstufen und der riesige Himmel über mir, für den ich eine Schrittpause einlegte: stehen bleiben, den Blick heben, die Luft tief einatmen und den Sternen danken.
    Die breite Eingangstreppe verjüngte sich nach oben hin, dort, wo er stand, Weiß in Weiß unter dunklem Haar (jetzt
der Pluspunkt!). Langsam stieg ich hinauf und lauschte auf das Rauschen des Meeres hinter dem Haus. Wir schauten uns an, unsere Pupillen kamen sich näher, ich wollte ihn umarmen, aber er überging das, steuerte mich gleich in die Halle mit einem weiteren Springbrunnen, etwas kleiner, das Wasser grün beleuchtet, aber die Farben wechselten. Die nächste war Gelb.
    Er registrierte meinen Blick. »Möchtest du das Haus sehen? «
    »Si, claro.«
    Alles war groß – die living area, die in den Barraum überging, und dahinter die Küche, das TV-Zimmer, wo auf einem Flachbildschirm eine Tierdoku lief. Ich schloss die Augen, nicht lange, ich musste sie gleich wieder öffnen, mir wurde übel, und während wir von der Halle in den ersten Stock gingen, durchlief ich die Checkliste mit meinen körperlichen Defekten: Oberschenkel zu muskulös, Arme zu dünn, Busen zu klein und Füße zu groß. Ich würde ihm nichts davon sagen.
    Sein Schlafzimmer war ein Akkord in Blauabstufungen. Ich hob den Blick – ein Himmel mit Sternen, auch die blaue Satindecke auf dem Bett war übersät mit Sternen. Nebenan waren die Gästezimmer, jedes in einer anderen Farbe. Was kostet das Haus an Miete, dachte ich, und als wir auf einen der Balkone gingen, konnte ich das Ganze von oben sehen – mehrere Terrassen, die Tanzflächen, zwei Pools, ein Jacuzzi, etwas weiter weg der Strand und das Meer.
    »Es gibt nicht viele Häuser, die nicht an der Steilküste liegen und keinen öffentlichen Weg vor der Nase haben.«
    »Kannst du von hier nackt ins Meer gehen?«
    »Ja. Und ganz links, das kann man von hier aus nicht sehen, ist das Gym.«
    »Ganz nett. Überhaupt, die ganze Gegend hier.«
    »Ja. Hat mir Adrian besorgt.«

    »Welche Tageszeit gefällt dir hier am besten?«
    »Der Nachmittag. Der Nachmittag ist wirklich schön. So ab zwei.«
    »Da hast du Recht, so ist es bei mir auch. Am Nachmittag, so kurz nach dem Essen, werde ich immer bleimüde, hau mir mit dem Lineal auf die Knöchel, damit ich wach bleibe und weiter Vokabeln lerne oder Bio.«
    »Was denn?«
    »Wie – was denn?«
    »Was lernt ihr gerade in Bio?«
    »Mitochondria oder energy production.«
    »Okay. Und dann?«
    »Dann zähle ich meine Euros oder die Pluspunkte, die ich mir angeschrieben habe, und komme immer auf Zero. Nur bei den Stunden komme ich auf mehr, davon habe ich zu viele, meistens noch fünf oder sechs, bis ich

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