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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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unterbringen konnte. Ich kriegte fast einen Schreikrampf, als er mit seiner beringten Hand dort hinfasste und tatsächlich die Vorderseite wie eine Schranktür öffnete und lauter kleine Glasröhrchen sichtbar wurden, die in verschiedenen Farben in einem christlich eingebauten Regal zu stehen schienen. Er machte es nur einen kurzen Moment auf, als wollte er mir seine verborgenen Schätze zeigen, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie Hal, der wieder aufgetaucht war, ihm zunickte.
    Der Typ stand auf, kam her, schob die Buntkleider beiseite, die erst protestieren wollten, dann aber kicherten, als sie sahen, dass es dieser Macho war. Er drängelte sich vorbei, und ich sah einen matt glänzenden Totenkopf auf seinem Rücken. Er zog Hal zur Seite, damit er ungestört mit ihm reden konnte, aber ich ließ mich nicht abhängen, ich rückte näher an die beiden heran. Hal machte dem Typ ein Zeichen, dass er auf mich nicht zu achten brauchte. Also redete der los und sagte Folgendes:
    »Na, wie ist es dir im bösen kalten Norden ergangen?«
    »Wo ist der Sessel geblieben, der hier immer stand?«, sagte Hal statt einer Antwort mit einer Armbewegung in den Raum.
    »Papirowski kommt auch nach Ibiza. Vielen Dank, dass du mich gleich zurückgerufen hast, du Sack.«
    »Tut mir leid, aber ich bin erst seit heute wieder hier und … Ich hab schon nach dir gesucht.«
    »Tja, hier bin ich. Also, was kann ich für dich tun, Mann?«
    Die Giraffe hatte sich von dem Weggeschubse erholt, machte nun ein paar Schritte und schaute auf den Filzhut herunter. »Du, sag mal, kommst du von ’ner Beerdigung?« Dabei kicherte sie.

    Der Filzhut hob seinen Kopf, so dass er ihre Augen sehen konnte, und glotzte sie einfach nur an, bis sie aufhörte zu grinsen. Dann wandte er sich wieder an Hal.
    »Lange aufgelegt hast du heute nicht«, sagte er und holte zwei gefaltete Umschläge aus seiner Hosentasche.
    »Ich mach nur eine Pause.« »Eine Pause«, sagte, der Schlapphut, von dem mir Hal später sagen wird, dass er Muerte heißt und sie sich aus Rumänien kennen. Als er »eine Pause« sagte, lachte er mich mit seinen gelben Zähnen an.
    »Nachher spiele ich noch meine neuen Sachen.«
    »Neue Sachen?« Muerte tat dabei ganz aufgeregt. »Hast du neue Sessions aufgenommen in letzter Zeit?«
    »Noch nicht. Demnächst, wenn ich mehr Zeit habe.«
    »Sag Bescheid. Dann komm ich sie holen.« Er hatte das halbe Gramm auf einen Taschenspiegel geschüttet, den er mir jetzt hinhielt, ohne mich dabei anzusehen. »Ist doch deine Kleine, oder?«
    »Ja, das ist Mona«, sagte Hal.
    Schlapphut zeigte keine Reaktion, sondern zerteilte mit einer Rasierklinge das Häufchen in vier dicke lines, gab mir einen zusammengerollten Zwanziger, den ich Hal weiterreichte. Hal lächelte mich ganz süß an, beugte sich vor, zog sich eine line rein und reichte mir den Zwanziger zurück. Ich wartete einen kleinen Moment, schaute ihn an, ob das Zeugs okay war, und er nickte mir zu. Ich hatte gehoft, der Kelch (oder besser: der Zwanziger, ha ha) gehe an mir vorbei, denn ich hatte noch nie Koks genommen und stellte mir vor, dass sich mein Blut in Millionen fliegender kleiner Plättchen verwandeln würde. Ich weiß nicht, was mit mir passierte, aber ich machte es ihm nach, halbe line links, halbe rechts, drückte meine Nasenlöcher zusammen und schniefte laut, während er zu Muerte sagte:

    »Lass uns morgen im Casa Colonial essen, ich bring’s dir dann mit.«
    »Hört, hört«, erwiderte dieser, während er sich vorbeugte, und sich schnell hintereinander die zwei übrig gebliebenen lines reinzog, echt viel auf einmal.
    »Hübsches Kreuz«, sagte ich mit Blick auf den baumelnden Halsschmuck.
    Er sah mich an, als ob er gleich ausrasten würde.
    »Wirklich hübsch«, sagte ich noch einmal.
    Plötzlich schien er es sich anders zu überlegen und zeigte all seine gelben Zähne. »Da sind alle edlen Alkoholsorten drin. Worauf stehst du?’N sehr guten Malt-Whisky? Oder’nen super alten Rémy Martin?«
    Ich wusste nicht, ob er mich verarschte und schwieg.
    »Das Zeugs ist gut, ich nehm mal vier Gramm«, sagte Hal.
    »Bitte sehr, Mann.« Er kramte in seiner Tasche und überreichte Hal vier kleine Umschläge.
    Als Hal ihm einen Fünfhunderteuroschein geben wollte, hob er abwehrend die Hand. »Rechnen wir später ab.«
    »Vielen Dank, Muerte.«
    »Ich glaube, du solltest mal ’nen kleinen Abstecher machen und dich um deine Mutter kümmern.« Er fuhr mit dem Finger über den Spiegel und rieb ihn

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