Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
Vom Netzwerk:
einfach versuchen könnte, meine Tätigkeiten wie immer zu erledigen. Don’t worry – the feelings come and go like the women in the room of Michelangelo. Ich weiß nicht warum, aber immer hatte ich diese Zeile von T.S. Eliott im Ohr, wenn ich englisch an Hal dachte.
    Vieles im Hause meines Vaters und in der Schule machte mich instabil und unsicher, aber Hals Gegenwart gab mir eine Balance, die ich mochte und die ich ihm dankte. Von Anbeginn an stimulierte er Seiten an mir, die mir Gleichmut gaben. Immer, wenn ich mit ihm zusammen war oder auch nur mit ihm am Telefon sprach, fühlte ich mich geborgen. Er nahm mir die Angst. Ohne Angst zu sein ist ein heiterer Zustand.
    Je öfter ich diesen Zustand hatte, und je mehr Zeit wir gemeinsam verbrachten, desto mehr fielen mir Dinge auf, die ich an ihm mochte. Auch äußerliche Dinge, wie seine Schuhe, die er trug, als wir einmal im Kino waren. Ich bat ihn, sie auf die Lehne seines Vordersitzes zu stellen, damit ich sie anschauen konnte, wenn der Film langweilig würde. Wir waren fast alleine im Kino, es war Los abrazos rotos, und ich genoss die meiste Zeit den Anblick seiner Schuhe.

    Oft kamen mir Tränen, wenn ich an ihn dachte, und ich wusste nicht, ob vor Glück oder aus Trauer darüber, dass alles ein Ende haben würde, auch unsere Liebe. Ich erinnere mich heute noch an die Wärme, die er ausstrahlte und die sich mir auf die Haut legte, wenn wir uns berührten.
     
    Barfuß schlich ich über den Hof, ich hörte das grelle Zirpen einer Zikade, das Beben meiner Ohren, als das Blut heiß nach oben gepumpt wurde, die Tür hob ich leicht an, so dass sie in den Angeln nicht knarrte, zwei Schritte bis zur blauen Schüssel. Ich griff nach der Fernbedienung und den Autoschlüsseln, es klingelte, als würde ich an einem Tablett mit Gläsern ruckeln, husch, husch, hinaus, auf Zehenspitzen weiter, zum Auto, die Wagentür leise öffnen, aber die immer gleiche Qual: Überall starrten Augen auf mich aus dem Dunkel, belauschten Ohren jede meiner Bewegungen, und das Anspringen des Motors war wie eine Explosion. Hunderte von Vögeln flogen auf, Kaninchen flitzten im Zickzack davon, Katzen flüchteten die Bäume hinauf, die Dunkelheit splitterte, und ich erwartete den dröhnenden Befehl Papis: Raus aus dem Auto!
    Wieder passierte das nicht, wieder öffnete sich das Tor leise quietschend, wieder standen die zwei bösen Hunde an der Grenze, die sie nicht überschreiten durften, und warteten darauf, links und rechts an meinem Auto hochzuspringen und mich bis zum Außentor zu begleiten.
    Nur mit kleinem Licht rollte ich im ersten Gang über den Schotterweg. Die Hunde knurrten und röchelten laut, aber das taten sie auch, wenn ein Kaninchen oder ein paar Möwen ihr Revier durchstreiften. Am zweiten Tor musste ich warten, bis es aufging, und mir unter den Torscheinwerfern die gebleckten Zähne ansehen, die gegen meine Scheiben stießen. Als ich weit genug vom Haus entfernt war, schaltete ich in den
zweiten Gang und blendete auf. Eine Welle der Erleichterung stärkte mich, und ich drückte meinen Arsch fest in den Sitz, um mich noch sicherer zu fühlen. Wieder hörte ich die Stimme meines Vaters, doch diesmal leise und beruhigend: Du beherrschst das Auto.
    Er hatte Recht, er hat immer Recht, er hat Recht.
    Nervös wurde ich immer erst wieder, wenn ich mich einem Kreisel näherte, denn die Polizeikontrollen fanden immer an den Kreiseln statt.
    Ich fuhr hinten herum, am Golfplatz vorbei, Cala Llonga, die Strecke ist kurvenreich und hügelig bis zu dem Knick nach Santa Eulalia, aber dafür kaum Verkehr, auch nicht in der Hochsaison, wenn alles sonst verstopft ist. Keine Kreisel, keine Kontrollen.
    Bis zum ersten Kreisel in Santa Eulalia lief alles prächtig, ab da dann überhaupt nicht mehr, denn es war die Zeit, in der die Leute sich amüsieren wollten und alle im Auto auf dem Weg irgendwohin waren. Ich konnte den ganzen Stau nicht überblicken, hoffentlich war da vorne kein Unfall.
    Die Straße war abschüssig, ich nahm den Gang raus, blieb mit dem Fuß auf der Bremse, und immer, wenn die vorne ein Stückchen vorrückten, ließ ich los und rollte nach. Hal legte heute nicht auf, wollte auch nicht ausgehen, also war es egal, wenn ich ein bisschen später kam, wahrscheinlich war ich sowieso zu früh. Ich stellte mir Hal vor, wie er zur Tür kam, schwarzer seidener Kimono mit japanischen Tretern, oder Jeans und T-Shirt, nein, das auch nicht, weiße dünne Leinenhose und weißes weites Hemd

Weitere Kostenlose Bücher