Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
zu lachen!«
Ein röhrendes Motorengeräusch von der Straße übertönte ihre letzten Worte. Dann heulte die Maschine noch einmal auf und ging mit einem Knall aus. Ken sprang ans Fenster. Meine Mutter und ich sahen uns an.
»Da steht so ’n Typ mit einer fetten grünen Harley vor der Tür«, sagte Ken. »Und … Nee! Das ist ja ’ne Frau!«
»Oma Ally!«, sagten meine Mutter und ich gleichzeitig. Verblüfft drehte sich Ken zu uns um. »Hä? Wer?«
»Das, lieber Ken, ist meine ehemalige Schwiegermutter Amalie. In unserer Familie besser bekannt als Ally.«
Es klingelte.
»Und jetzt?«, fragte Sepp. »Was machen wir jetzt?«
»Jetzt machen wir auf«, sagte meine Mutter und erhob sich schwerfällig von ihrem Stuhl, als wäre sie schon im achten Monat. Ich lief hinter ihr her zur Tür.
»Ally!«, rief ich und umarmte meine Oma. »Ich dachte, du kommst erst Heiligabend?!«
»Janni«, rief Ally mit ihrer rauen Stimme und zog mich an sich. »Na, ihr zwei?«
Auch meine Mutter umarmte Ally herzlich.
Nach der Trennung meiner Eltern hatte ich sie nicht mehr gesehen, weil sie mit ihrem Freund auf eine Rundreise durch Australien gegangen war.
»Ja!«, lachte Ally. »Eigentlich wollte ich erst in zwei Tagen kommen, aber ihr kennt mich ja. Ich werfe gern Pläne über den Haufen, selbst wenn es meine eigenen sind!«
»O ja!«, nickte meine Mutter. Meine Oma hatte ihren Mann und meinen Vater verlassen, als er noch ein Junge war, um mit einem Rocker durch die Staaten zu ziehen. In San Francisco verließ sie auch ihn, lernte Tätowieren und eröffnete einen eigenen Shop, den sie viele Jahre betrieb. Irgendwann bekam sie Heimweh und kehrte nach Deutschland zurück. Doch richtig heimisch wurde sie hier nicht mehr, deshalb blieb Ally auch nie lange in einer Gegend.
»Jetzt komm erst mal rein!«, sagte meine Mutter und führte Ally in die Küche.
»Hi, Guys!«, grüßte sie. »Ich bin Ally.«
Schade, dass ich keine Kamera zur Hand hatte, um das für die Ewigkeit festzuhalten. Ken sperrte den Mund auf und legte unwillkürlich den Kopf schief, als müsste er die Perspektive wechseln, weil er nicht glauben konnte, was er sah.
Ally trug eine schwarze Lederkluft mit Nieten an den Schultern, schwere Boots und einen grünen Motorradhelm in der Hand. Passend zur Motorradlackierung. Ein Ohrläppchen war mit einem mittelgroßen Ring getunnelt. Um das andere schlangen sich tätowierte Ornamente, die in ihrem Kragen verschwanden. Ihre dunkel geschminkten Augen passten zu dem Sidecut mit blondbraungestreiften Haaren und ihrer sonnengebräunten Haut. Bei unserem letzten Treffen hatte sie noch lange weiße Zöpfe gehabt.
Sepp war nicht ganz so perplex wie Ken, musste jedoch auch schmunzeln, als er meiner Oma die Hand gab. »Schön, dich kennenzulernen! Setz dich doch.«
»Möchtest du einen Kaffee oder Tee?«, fragte meine Mutter. »Hast du Hunger?«
»Nein danke. Ich bin nur auf einen Sprung hier.« Aufmerksam ruhte Allys Blick auf Ken und wanderte dann zu Sepp. »Ihr seid also Suzans neue Familie? Aber habt ihr nicht noch ein Mädchen?«
Ken schien verstummt. Nur Sepp nickte. »Ja, sie ist bei ihrer Mutter und kommt erst morgen.«
»Schöne neue Familie«, sagte Ally bewundernd.
»Seit wann bist du denn aus Australien zurück?«, fragte ich.
»Seit vier Wochen erst. Horst und ich sind länger geblieben als geplant. Fast ein Jahr.« Sie seufzte. »War aber keine gute Idee. Wir haben uns getrennt.«
»Du und die Männer!«, lachte meine Mutter. »Ob das noch was wird?«
»Ich gebe die Hoffnung nicht auf!«, lachte auch Ally. »Irgendwann kommt der Richtige! Ich habe ja noch Zeit!«
Wir grinsten.
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte meine Mutter.
»Ich bin sozusagen auf der Durchreise«, gestand Ally. »In Sydney haben Horst und ich einen netten Dänen kennengelernt. Keine Sorge!« Sie zwinkerte uns zu. »Er ist nur ein guter Kumpel. Jetzt rolle ich über Weihnachten mal rüber nach Kopenhagen. In der Nähe hat er ein Haus am Meer, wo ich ein paar Tage übernachten kann.«
»Och!«, machte ich enttäuscht. »Dann kommst du gar nicht zu uns?«
»Nein«, sagte Ally. »Ich werde Weihnachten immer so wehleidig. Da bin ich doch lieber allein. Außerdem kriege ich klaustrophobische Anfälle, wenn vereinbarte Termine anstehen. Ich kann die einfach nicht einhalten.«
»Schade!«, sagte ich. Zu gern hätte ich mehr von Allys Australienreise und allem anderen gehört, doch ich wusste, dass sie sich niemals auf irgendwas festlegen
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