Heartless 03 - Lockruf des Herzens
von beiden hatte Zugriff auf die Pistole oder wusste, dass du an dem Abend da sein würdest. Also bleiben nur der neue Lord Fenwick, Madeleine Telford oder einer der Dienstboten des alten Grafen übrig. Nach Aussage von Peter Fräser war Howard früher in der Woche da gewesen. Er könnte die Waffe an sich genommen haben, aber sein Alibi für die Mordnacht ist bestätigt worden. Madeleine sagte uns, dass sie ihn zwei Tage vor seinem Tod besucht hat. Kannte sie die Gewohnheiten des Grafen?«
»Wahrscheinlich schon. Sie hat eine Zeit lang, nachdem Henry gestorben war, im Haus gelebt. Sie hat dem Grafen auf die gleiche Art Gesellschaft geleistet, wie ich es tat.«
»Und sie wusste, dass er krank war, dass er höchstwahrscheinlich an jenem Abend zu Hause wäre.«
»Aber sie war in der Mordnacht in Hampstead Heath. Sie hätte sich unbemerkt davonstehlen und den langen Ritt nach London machen müssen, um dann wieder genauso unbemerkt zurückzukehren - nachdem sie den Mord begangen hatte. Und wir wissen immer noch nicht, ob einer von ihnen über die Testamentsänderung Bescheid wusste. Wenn sie es nicht wussten, hatten sie keinen Grund, seinen Tod zu wünschen.«
Ihre Schultern sackten nach vorn. »Und das bringt uns dorthin zurück, wo wir angefangen hatten.«
»Außer wir finden eine Schwachstelle in einem der Alibis, die sie uns gegeben haben. Wenn wir beweisen können, dass einer von ihnen in Bezug auf seinen Verbleib in der Mordnacht gelogen hat, können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass diese Person wusste, sie würde ihren Anteil am Fenwick'schen Vermögen verlieren.«
Er bemerkte einen schwachen Hoffnungsschimmer in ihren Augen. »Was können wir tun?«
»Mehr Leute einstellen. Die sollen die Dienstboten in Madeleine Telfords Haus befragen und so viele der Gäste der Soiree bei den Foxmoors, wie sie auftreiben können. Ich werde Rathmore und Greville bitten, mir zu helfen. Sie kennen die meisten Leute, die an jenem Abend da waren. Wenn wir Glück haben, erinnert sich jemand an etwas, was wir bisher übersehen haben.«
»Und wenn beide genau da waren, wo sie ausgesagt haben?«
»Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass einer von ihnen den Mord in Auftrag gegeben hat, aber eigentlich wäre das noch riskanter.«
»Weil man nicht darauf vertrauen kann, dass die Person, die ihn erschossen hat, wirklich Stillschweigen bewahren wird.«
»Genau. Aus diesem Grunde werden wir die ausgesetzte Belohnung erhöhen. Vielleicht gewinnt dann ja die Habgier die Oberhand, und jemand kommt mit den Informationen, die wir brauchen, zu uns.«
Daraufhin verfielen Jillian und Adam in Schweigen. Sie hatten ihre letzten Möglichkeiten ausgeschöpft, und es waren nur noch vier Tage bis zur Verhandlung.
Adam dachte an die Flucht, der Jillian sich verweigert hatte, und hoffte, dass sie es nicht noch bedauern würde.
Lastkarren, Kutschen und Pferdedroschken verstopften die engen Straßen und dehnten Garths Heimweg von der Arbeit ins Unendliche. Endlich zog sein Kutscher an den Zügeln und brachte den Landauer vor seinem Haus am Portman Square zum Stehen.
Das elegante Gebäude, in dem er residierte, hätte mit seinen hohen korinthischen Säulen und der beeindruckenden Eingangshalle mit dem Deckengewölbe auch höchsten Ansprüchen genügt. Garth war stolz darauf, es mit Geld, das er durch seinen Beruf verdiente, und nicht mit Hilfe seines recht großen Erbes gekauft zu haben.
Müde stieg er die Treppe hoch, trat durch die Tür und reichte dem Butler seinen hohen Biberhut. »Guten Abend, Pims.«
Edward Pims, groß, hochnäsig und viel zu gesetzt für seine dreißig Jahre, machte eine sehr förmliche Verbeugung. »Guten Abend, Sir. Ihr Großvater, der Baron, ist da. Er erwartet Sie im Salon.«
Garth seufzte. Bei allen Heiligen, war der Tag noch nicht anstrengend genug gewesen? Erst war der Stiefsohn der Marquise von Simington wegen anstößigen Verhaltens mit einer Kneipenhure vor einem halben Dutzend Kunden ins Gefängnis geworfen worden, und dann hatte ihn auch noch Sally Weatherby, die verheiratete Tochter eines wohlhabenden Kaufmannes, den Garth seit Jahren kannte, aufgesucht. Sallys Ehemann hatte sie nach einer durchzechten Nacht geschlagen.
Der restliche Tag war nicht viel besser gewesen: Stundenlang war er seine Aufzeichnungen zum Whitney-Prozess durchgegangen - ein Prozess, den er sehr wohl verlieren konnte. Das Einzige, was ihm den Tag einigermaßen erträglich machte, war die Aussicht auf den Abend,
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