Heartless 03 - Lockruf des Herzens
war.
Sie sah ihn nicht an. Stattdessen hing ihr Blick an einer Reihe ledergebundener Bücher, die auf einem Regal an der Wand standen. Aber er bezweifelte, dass sie sie wirklich sah.
»Die Pistole gehörte dem Grafen«, sagte sie dumpf. Ihre Stimme war so leise, dass er ihre Worte kaum verstand. »Sie war genau da in seinem Arbeitszimmer.« Sie schaute zu ihm auf, und ihre Augen blickten so verzweifelt, dass sein Herz schmerzhaft pochte. »Sie war an einer Stelle, wo ich ganz leicht an sie rankonnte, ich konnte sie aus der obersten Schublade nehmen, auf sein Herz zielen und abdrücken.«
Seine Brust schmerzte. Er sah ihr direkt ins Gesicht. »Hast du das getan?«
Langsam schüttelte sie den Kopf hin und her, während ihre lieblichen blauen Augen sich mit Tränen füllten. »Nein.« Sie wandte den Blick ab. »Ich erwarte gar nicht, dass du mir glaubst. Niemand wird das tun. Warum sollte es bei dir anders sein?«
Aber er glaubte ihr. Jetzt mehr denn je. Er wusste nicht, warum. Jedes noch so kleine Beweisstück deutete darauf hin, dass Jillian schuldig war. Seine Instinkte hatten ihn in Bezug auf Frauen immer wieder getäuscht, und doch glaubte er im tiefsten Innern seiner Seele an ihre Unschuld.
Er stellte seinen Cognacschwenker auf der Anrichte ab und ging auf sie zu. Als er ihren Stuhl erreichte, ergriff er ihre Schultern, zog sie hoch und in seine Arme. Jillian begann zu zittern. Sie fühlte sich klein und zerbrechlich an. Ihr schmaler Körper war ganz angespannt. Es kostete sie alle Kraft, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren.
»Ich glaube dir«, raunte er in ihr Haar, während er ihren leichten Rosenduft einatmete. »Ich weiß, dass du es nicht getan hast. Ich glaube nicht, dass du je irgend wem etwas antun könntest.«
Sie gab einen leisen Laut von sich, und ihre Arme glitten um seinen Hals. Dann fing sie an zu schluchzen. Adam ließ sich auf den Stuhl sinken und zog sie sanft auf seinen Schoß. Jillian weinte, als hätte sie alle Hoffnung verloren, weinte all die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte. Er ließ sie weinen, bis sich ihre Schluchzer in einen leisen Schluckauf verwandelten, dann reichte er ihr sein Taschentuch.
»Es tut mir Leid.« Sie tupfte sich die Tränen von den Augen und schenkte ihm ein blasses Lächeln. »Das sage ich in letzter Zeit ziemlich häufig.«
»Es ist in Ordnung, wenn du weinst. Du hast mehr als genug Grund dazu.«
Sie holte zitternd Atem und schnupfte sich die Nase aus.
»Ich hatte mir solche Hoffnungen gemacht, und jetzt...und jetzt sind sie alle dahin.« Ihr Blick heftete sich auf sein Gesicht. »Egal was auch passiert, ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast. Wie du zu mir gehalten hast, als niemand sonst an mich geglaubt hat.«
»Wir geben nicht auf«, sagte er, aber er dachte an den Abfahrtstermin des Schiffes, den er in der Evening Post gefunden hatte. Die Madrigal würde kurz vor Prozessbeginn ablegen, um nach Indien zu segeln. Er fragte sich, ob es wohl schon zu spät war, um eine Passage zu buchen.
»Wie wollen wir denn beweisen, dass ich den Grafen nicht ermordet habe, wenn alles auf mich hindeutet?«
»Das tut es in der Tat.« Er beugte sich vor und drückte einen Kuss auf ihre bebenden Lippen. »Und irgendwie passt alles ein wenig zu gut zusammen.«
Sie rieb sich die Augen. »Was meinst du damit?«
»Ich fange an, mich zu fragen, ob das nicht alles zu einem Plan gehört. Vielleicht hat der Täter beabsichtigt, dass der Verdacht auf dich fällt. Wusste irgendjemand, dass du an dem Abend, als er ermordet wurde, in seinem Arbeitszimmer sein würdest?«
»Nein, sicher konnte das niemand wissen. Aber jeder hätte es annehmen können. Wir hatten uns angewöhnt, unsere Abende gemeinsam in seinem Arbeitszimmer zu verbringen - insbesondere, wenn er sich nicht gut genug fühlte, um auszugehen. Normalerweise lasen wir oder spielten Schach. Er blieb immer recht lange auf, und auch wenn ihn die Gicht plagte, ging er selten vor Mitternacht zu Bett. Ich habe ihm immer gerne Gesellschaft geleistet.«
»Dann müssen es die Dienstboten gewusst haben. Und einige von ihnen hätten auch Zugang zur Pistole gehabt, die der Graf in seinem Schreibtisch aufbewahrte.«
»Die meisten von ihnen waren ihm treu ergeben, und keiner hatte Grund, seinen Tod zu wünschen.«
»Vielleicht nicht. Aber wer immer ihn auch getötet haben mag, war irgendwann im Arbeitszimmer. Sowohl Eldridge als auch Norton könnten ihn aus Rache ermordet haben, aber keiner
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