Heartless 03 - Lockruf des Herzens
unerträglich.
»Wolltest du etwas von mir, Chris?«
Der Junge schaute auf, und Adam sah die Sorge in seinem Gesicht. »Ich habe Maude und Reggie miteinander reden gehört. Sie sagten, dass die Leute denken, Miss Whitney hätte einen Mann umgebracht. Sie sagten, dass sie vielleicht ins Gefängnis gehen müsste.«
Adam stellte die Statue auf den Tisch und kam auf einem Knie neben dem Jungen auf den Boden runter. »Manchmal machen Menschen Fehler, Chris. Manchmal beschuldigen sie die Falschen, etwas Böses getan zu haben.«
»Ich glaube nicht, dass Miss Whitney je irgendjemandem etwas antun würde.«
Adam streckte die Hand aus und strich dem kleinen Jungen das Haar aus der Stirn. »Ich glaube auch nicht, dass sie je irgendjemandem etwas antun würde.«
Christopher schaute ihn aus großen, feuchten, ernsten und grünen Augen an. »Sie werden doch nicht zulassen, dass man sie mitnimmt, oder?«
In ihm krampfte sich alles zusammen. Himmel, er ertrug noch nicht einmal den Gedanken, dass so etwas geschah, und doch wusste er, dass es durchaus möglich war. »Nein, Chris. Ich werde nicht zulassen, dass man sie mitnimmt.«
Doch wenn nicht bald etwas passierte, könnte er sie nicht aufhalten.
Er sah Christopher Derry hinterher, als dieser den Salon verließ, und dachte dabei wieder an die Madrigal, die morgen früh auslaufen würde. Zum Teufel noch mal, es wurde Zeit, dass sie der Wahrheit ins Auge sahen. Jillian musste fort, ehe es zu spät war.
Voll grimmiger Entschlossenheit marschierte er aus dem Salon. Verflucht noch mal, er würde sie dazu bringen zu gehen. Sobald es dunkel war, würde er sie höchstpersönlich an Bord bringen - und wenn er sie dafür fesseln und knebeln müsste.
Sie war oben und ruhte sich aus. Mit jedem Tag, der verging, war sie bleicher geworden, und er sorgte sich um ihre Gesundheit. Er stieg die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hoch, pochte gegen die Tür und stürmte dann, ohne ihre Erlaubnis abzuwarten, einfach hinein.
»Adam!« Jillian kauerte auf der breiten, gepolsterten Fensterbank. Die Füße hatte sie unter ihren Körper gezogen, und das Buch, das sie sich aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, hielt sie geschlossen in einer Hand. Durch das einfallende Sonnenlicht waren die Umrisse ihrer Brüste unter dem dünnen, rosafarbenen Satin ihres Hausmantels zu erkennen, und er wurde sofort steif.
»Was ist los?« Nervös setzte sie sich auf der Fensterbank auf. »Ist etwas passiert?«
Adam kam auf sie zu, während er sich wünschte, er könnte den Grund vergessen, weshalb er hier war, und dem Verlangen nachgeben, das seinen Körper erfasst hatte. »Nein, aber bald wird etwas passieren. Ich will, dass du Maude rufst und ihr sagst, dass sie deine Sachen packen soll. Du wirst morgen früh nach Indien ablegen.«
»Nach Indien?« Sie legte das Buch zur Seite und stand langsam auf. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht gehen werde.«
Adam packte ihre Arme. »Ja, das hast du. Du wirst auf diesem Schiff mitfahren, und wenn ich dich fesseln und an Bord tragen muss. Ich will verdammt sein, wenn ich zusehe, wie man dich ins Gefängnis wirft.« Oder dich henkt.
Sie reckte das Kinn. »Das ist nicht deine Entscheidung, sondern meine. Und ich weigere mich wegzulaufen!«
Die Sorge verstärkte seine Erregung noch ein bisschen mehr. Er schüttelte sie ein wenig, als könnte er ihr so seinen Willen aufzwingen. »Hör mir zu, verdammt noch mal! Wenn du erst einmal fort und in Sicherheit bist, haben wir genug Zeit, um herauszufinden, wer der wahre Mörder ist. Ich werde dich zurückholen, sobald wir ihn gefasst haben.«
In ihren Augen spiegelten sich ihre Emotionen wider. »Ist es das, was du willst? Ist es wirklich so leicht für dich, mich fortzuschicken ?«
War es leicht? Obwohl er wusste, dass es genau das Richtige war, schmerzte doch die Vorstellung, sie zu verlieren. Bevor er sie kennen gelernt hatte, waren seine Tage öd und leer und seine Nächte mit schmerzhaften Erinnerungen an den Krieg erfüllt gewesen. Doch Jillian hatte - trotz des Mordverdachts, der wie ein Damoklesschwert über ihrem Kopf hing - Licht und Freude in sein Leben gebracht. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn dieses Licht verlosch.
Sein Griff um ihre Arme wurde sanfter. »Dich fortzuschicken ist das Schwerste, was ich je getan habe.« Er umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen und hob ihren Kopf. »Welche Gefühle ich auch hegen mag, du musst fort. Du musst gehen, solange du noch kannst.«
Sie drängte
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